In Saudi-Arabien drängen immer mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt. Seit 2010 ist die Zahl um 48 Prozent gewachsen, berichtet "Bloomberg Business" unter Berufung auf die zentrale Statistikbehörde des saudischen Königreichs. Grund ist die politische Liberalisierung des im vergangenen Januar verstorbenen Königs Abdullah. Dieser setzte Schritte, die den saudischen Frauen die Teilhabe am gesellschaftlichen, beruflichen sowie politischen Leben erleichterten.
Teurer Lebensstandard
Nichtsdestotrotz wird im beruflichen Alltag auf die traditionelle Geschlechtertrennung Wert gelegt. Daher sind es ausgerechnet der Gesundheitsbereich und das Bildungswesen, wo Frauen vergleichsweise stark repräsentiert sind. In Letzerem arbeiten sogar fast so viele Frauen wie Männer. Im öffentlichen Dienst und im Einzelhandel ist der Frauen-Anteil hingegen weitaus geringer - wenngleich auch an Supermarkt-Kassen und in Einkaufszentren immer mehr verschleierte Frauen zu sehen sind, die dort ihrer Arbeit nachgehen.
Seit 1980 hat sich die saudische Bevölkerung auf rund 30 Mio. verdreifacht. Der niedrige Ölpreis in Kombination mit den zunehmenden Lebenserhaltungskosten sowie den steigenden Preisen im Immobiliensektor machen das Aufrechterhalten des gewohnten Lebensstandards für viele Haushalte schwierig. Die Integration der Frau in den Arbeitsmarkt gilt deshalb nun vielerorts als probate Gegenstrategie, um das Familieneinkommen zu steigern.
Vormund bestimmt Ausreise
Die lockernden Massnahmen haben die fundamentale und strukturelle Ungleichbehandlung der Frauen nicht beseitigt. Im internationalen Vergleich gehört das streng islamisch-konservative Königreich zu den Schlusslichtern in Sachen Geschlechtergerechtigkeit. So dürfen Frauen keine Kraftfahrzeuge lenken und auch das Land ohne Zustimmung ihres Vormundes nicht verlassen. Auch kann der Anstieg an erwerbstätigen Frauen nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor nur 16,4 Prozent aller landesweit Beschäftigten Frauen sind.
Saudi-Arabiens Arbeitsmarkt wird immer weiblicher
Verhältnismässig starker Zuwachs im Bildungs- und Gesundheitswesen.