Kontrolliert wurden Sammelstellen, Transporte, Auktionen und EU-zugelassene Schlachthöfe. Das Ergebnis zeigt, dass sich die Verhältnisse seit einer ersten Recherche 2012 nicht verbessert haben. Eine aktuelle Rückrufaktion der EU-Kommission für Pferdefleisch aus Kanada vom 17.2.2017 wegen unerlaubter Medikamentenrückstände zeigt, dass neben gravierenden Verstössen gegen Tierschutzstandards auch Risiken für Konsumenten bestehen.
"Die TSB-Recherche belegt die systematische Tierquälerei entlang der gesamten Produktionskette sowie eine fehlende Rückverfolgbarkeit der Pferde," kritisiert Reineke Hameleers, Direktorin der Eurogroup for Animals.
Neue EU-Verordnung verschärft Situation
Ende Februar trat eine neue EU-Verordnung in Kraft, welche die Lebenssituation sowohl für 44'000 US-Pferde verschärft, die in kanadischen Schlachthöfen geschlachtet werden, wie auch für brasilianische Pferde, die in uruguayischen Schlachthöfen für den EU-Markt geschlachtet werden. Die EU-Verordnung regelt, dass importierte Pferde vor der Schlachtung für sechs Monate eingepfercht werden müssen.
Die EU will mit dieser neuen Vorschrift die ungelösten Probleme der Rückverfolgbarkeit der Pferde und damit das Risiko der Medikamentenrückstände im Pferdefleisch in den Griff bekommen.
"Das ist ein untaugliches Instrument und letztlich Verbrauchertäuschung", kritisiert York Ditfurth, Präsident des TSB Zürich. "Durch diese Wartefrist wird weder die Herkunft der Pferde geklärt noch gibt es eine Sicherheit, dass innerhalb dieser Zeit für den Verzehr verbotene Medikamente im Pferdekörper restlos abgebaut werden", ergänzt Ditfurth.
Der bei Sport- und Freizeitpferden routinemässig gegen Schmerzen eingesetzte Wirkstoff Phenylbutazon führt in der EU und Schweizzum Ausschluss der Pferde für den menschlichen Verzehr.
Tierquälereien und gravierende Verstösse
Die aktuelle Zwei-Jahres-Recherche des TSB Zürich berichtet zudem über systematische Tierquälereien und gravierende Verstösse gegen EU-Tierschutzstandards. So werden auf Auktionen in Nord- und Südamerika transportunfähige Pferde auf Schlachttransporte geladen. In der EU dürften sie weder auf den Auktionen zugelassen noch transportiert werden. Sie müssten umgehend notgetötet werden.
In den nordamerikanischen Mastbetrieben und südamerikanischen Schlachthofpferchen stehen die Pferde dichtgedrängt. Rangkämpfe, Mischgruppen mit Hengsten, Stuten und Fohlen und fehlende Rückzugsmöglichkeiten führen zu schweren Verletzungen und Tod.
Fehlender Witterungsschutz setzt den Pferden bei Extremwetterlagen, Kälteeinbrüchen und Hitzetagen zu. "Medizinische Versorgung und Hufpflege finden nicht statt. Das würden die europäischen Verbraucher nicht bezahlen, sagten uns mehrere Importeure", erklärt Ditfurth.
Schweizer- und EU-Standards nicht erfüllt
Die Produktion von Pferdefleisch in Kanada, Uruguay und Argentinien erfüllt laut TSB Zürich weder Schweizer- noch EU-Standards. In Uruguay und Argentinien ist die Herkunft der Pferde unkontrollierbar. Eine Vielzahl stammt aus illegalen Quellen wie Schmuggel und Diebstahl. Auch in den USA und Kanada ist weder die Rückverfolgbarkeit der Pferde noch der Ausschluss von Medikamentenrückständen sichergestellt.
Das US-amerikanische und kanadische Gesetz kennt keine Pferdepässe, vergleichbar mit denen in Europa. "Nur ein Importstopp kann die Qualproduktion von Pferdefleisch in Übersee stoppen und Verbraucherschutz garantieren", fordern der TSB Zürich und seine europäischen Partnerorganisationen.
Artikelfoto: Tierschutzbund Zürich