Britische KMU werden durch Personalmangel gebremst
02.11.2015 | 08:01
Die Wirtschaft verliert jährlich 25 Mrd. Euro wegen ungenügender Ausbildung.
Kleine und mittlere Unternehmen in Grossbritannien beklagen den Mangel an Facharbeitern, der ihnen die Möglichkeit nimmt, ihr globales Potenzial voll auszuschöpfen. Sowohl in den Bereichen IT und Produktion als auch in der Textilindustrie leiden die Firmen in der Expansionsphase unter der Knappheit qualifizierten Personals.
Attraktive Gehälter locken
Der Finanztechnologie-Spezialist Validis ist nur eines von vielen Beispielen, das die Übersee-Nachfrage aufgrund der mangelnden Qualifikationen am Arbeitsmarkt derzeit nicht bedienen kann. Das Unternehmen musste seinen Verkaufs- und Marketingteam in den USA erklären, seine Aktivitäten zu drosseln, da die technische Division in England unterbesetzt sei. Derzeit gibt es dort neun Positionen, die nicht aufgefüllt werden können - und das trotz Gehaltsangeboten zwischen umgerechnet rund 80'000 bis 150'000 Euro, erklärt CEO Simon Leech.
Auch Fairsail, Entwickler von Online-HR-Management-Software leidet unter dem Fachkräftemangel. "Es ist eine grosse Barriere für unsere globale Expansion", meint Geschäftsführer Adam Hale. Als Konsequenz sieht er nur noch zwei Auswege: Entweder die Auslagerung des Entwicklungsbereiches aus Grossbritannien oder einen Innovations- und damit einen Wachstums-Stopp.
Gute Nachfrage, kein Personal
Studien des Institutes Everline haben ergeben, dass die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs rund 18 Mrd. Pfund (rund 25 Mrd. Euro) alleine aufgrund der Tatsache verliert, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten nicht mit dem geeigneten Personal besetzen können. Eine Knappheit ist vor allem auch in den Branchen festzustellen, die in den vergangenen Dekaden stark eingebrochen sind, nun aber einen Wiederaufstieg erleben.
So ging der Grossteil der Textil-Produktion in den vergangenen 25 Jahren ins Ausland. Nachdem der Textilsektor in Grossbritannien fast gestorben war, erlebt er seit kurzem eine Wiedergeburt. 60 Prozent der Angestellten in der Textilindustrie sind in Grossbritannien aber über 40 Jahre alt. Die Nachfrage des Sektors zeigt steil nach oben. Aber dem Bereich mangelt es an Nachwuchs. David Nieper, Produzent von Damenmode, hat grosse Probleme, die internationale Nachfrage für Kleidungsstücke "Made in Britain", zu bedienen.
In den kommenden Jahren wird es für das Familienunternehmen wohl auch schwer werden, die in Pension gehenden Schneiderinnen und Näherinnen adäquat zu ersetzen. "Zumindest ein Drittel unserer Kunden kommt aus dem Ausland. Die Möglichkeit zu exportieren, hängt von Fertigkeiten ab. Jedoch sind die Qualifikationen in Grossbritannien fast gänzlich verschwunden und in Richtung des Fernen Ostens gewandert", verdeutlicht CEO Christopher Nieper.