Herr und Frau Schweizer sind Steuererklärungsmuffel
18.08.2015 | 08:12
Keine Zeit, keine Lust oder aus Gewohnheit: Vier von zehn Schweizern haben in diesem Jahr ihre Steuererklärung nicht pünktlich abgegeben. Je höher die Einkommensklasse, desto eher wurde der Abgabetermin Ende März nicht eingehalten, wie eine Umfrage des Internet-Vergleichsdienstes "comparis.ch"...
Sie gilt als lästige Pflicht: die alljährliche Steuererklärung. Doch wie halten es die Schweizer mit der Steuererklärung? Kommen sie dabei ohne Hilfe zurecht, und wie genau nehmen sie es mit der Abgabefrist? Dazu wurden 773 Personen für die Deutschschweiz im Alter von 18 bis 74 Jahren vom Link-Institut im Auftrag des Internet-Vergleichsdienstes "comparis.ch" online befragt.
Mehr als jeder dritte Nachzügler: "Aus Zeit" oder "Keine Lust"
Mit 59 Prozent gab zwar die Mehrheit ihre Steuererklärung in diesem Jahr pünktlich im März ab - hingegen 41 Prozent nicht. Als Hauptgründe nannten die Nachzügler fehlende Unterlagen (22 Prozent) und Zeitmangel (20 Prozent). 16 Prozent hatten schlichtweg "keine Lust". 15 Prozent hielten den Termin "aus Gewohnheit" nicht ein.
Vergesslichkeit war hingegen nur bei 6 Prozent Grund für die Verspätung. Ebenfalls 6 Prozent wollten die letzte definitive Veranlagung abwarten. 3 Prozent fühlten sich überfordert.
Signifikant höhere Null-Bock-Haltung bei den Jungen
Der Vergleich der Altersgruppen zeigt etwas Erstaunliches: Bei den Unter-30-Jährigen gaben nur 35 Prozent nicht rechtzeitig ab, bei den 30- bis 49-Jährigen 45 Prozent und bei der Generation 50plus waren 40 Prozent unpünktlich. Auffallend: Bei den Aufschiebern in der jungen Altersgruppe gab es eine signifikant höhere Null-Bock-Haltung: 41 Prozent der Unter-30-Jährigen, welche den Abgabetermin nicht einhielten, nannten als Grund "keine Lust". Bei den 30- bis 49-Jährigen waren es nur 22 Prozent und bei den Über-50-Jährigen sogar nur 17 Prozent.
Ist Pünktlichkeit eine Frage des Einkommens?
Der Abgabe-Zeitpunkt steht gemäss der Umfrage auch im Zusammenhang mit der Höhe des Haushaltseinkommens: Je höher das Einkommen, desto grösser der Anteil derer, die ihre Erklärung im März noch nicht abgegeben haben. Bei den Einkommen bis 6'000 Franken war in diesem Jahr jeder Dritte unpünktlich, bei den Einkommen über 10'000 Franken mit 48 Prozent fast die Hälfte.
Sabine Östlund, Mediensprecherin von "comparis.ch", gibt zu bedenken: "Bei höheren Einkommen ist die Steuererklärung häufig komplizierter und aufwändiger, bis alle erforderlichen Belege und Unterlagen beisammen sind. Die Verzögerung bei Abgabe ist nicht immer Ausdruck mangelnden Pflichtbewusstseins." Ausserdem können Steuerpflichtige die Frist auf Wunsch verlängern.
Fast zwei Drittel brauchen Hilfe beim Ausfüllen
Das Ausfüllen der Steuererklärung ist nicht immer einfach: Nur einer von drei Befragten kam bisher stets ohne Hilfe aus. Knapp zwei Drittel der Befragten haben beim Ausfüllen der Unterlagen schon einmal Unterstützung in Anspruch nehmen müssen: Von allen Befragten setzten 33 Prozent auf professionelle Hilfe, 30 Prozent suchten Rat im Familien- oder Bekanntenkreis. Hierbei zeigen die Umfrageergebnisse ein starkes Gefälle sowohl beim Alter als auch beim Einkommen. Bei den Unter-30-Jährigen sind gerade mal 17 Prozent bislang ohne jegliche Unterstützung zurecht gekommen, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es hingegen 36 Prozent und bei der Generation 50plus 40 Prozent.
Auch bei den Einkommen zeigt sich eine Schere: Nur 27 Prozent derer, die unter 6'000 Franken verdienen, füllten ihre Steuererklärung bisher immer ohne Hilfe aus. Bei den besserverdienenden Haushalten mit monatlich mehr als 10'000 Franken konnten 45 Prozent bisher auf Hilfe verzichten.
Nur noch 11 Prozent der Steuerpflichtigen oder jeder Neunte füllt seine Erklärung von Hand aus. 62 Prozent nutzen dazu eine Software und 23 Prozent erledigen das direkt online bei der Steuerverwaltung. Übrigens gibt es hier keinen Generationen-Unterschied. Die Älteren greifen fast genauso oft zur Computertastatur wie die Jüngeren.