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infoticker.ch vai Brasil Teil 3: Von Salvador bis Belo Horizonte

(Bildquelle: infoticker)

von Sven GrunwaldIn fast 24 Stunden startet die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Höchste Zeit somit, um weitere vier Städte zu begutachten. Salvador Stadt Noch einmal Küste, ehe es wieder innerhalb des Landes geht. Salvador, die Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, ist mit 2'883'682...

von Sven Grunwald

In fast 24 Stunden startet die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Höchste Zeit somit, um weitere vier Städte zu begutachten.

Salvador

 

Stadt


Noch einmal Küste, ehe es wieder innerhalb des Landes geht. Salvador, die Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, ist mit 2'883'682 Einwohnern (IBGE, 01.07.2013) nach São Paulo und Rio de Janeiro die drittgrösste Stadt Brasiliens.

Salvador wurde während der portugiesischen Kolonialisierung als erstes  Stadtgebiet besiedelt. Gegründet wurde die Stadt am 29. März 1549. Zurückzuführen ist sie auf den Soldaten Tomé de Souza, der am nahe gelegenen Praia Porto da Barra landete.

Schnell wurde Salvador zur wichtigsten und reichsten Stadt Brasiliens sowie zur ersten kolonialen Hauptstadt des Landes. Waren wie Zucker, Tabak, Vieh oder Diamanten und Gold kamen vom brasilianischen Land nach Salvador, von dort aus gelangen diese unter anderem nach Europa. Besonders der Hafen machte Salvador zu einem berüchtigten Zentrum für den brasilianischen Sklavenhandel im 17. und 18. Jahrhundert. Somit gab das Zusammentreffen afrikanischer, portugiesischer und einheimischer Kulturen der städtischen Kultur einen ganz besonderen Schliff - Candomblé und Capoeira sind hier Kult. Aufgrund der Vielzahl von barocken Kirchen und Klöstern wird die Stadt auch als "schwarzes Rom" bezeichnet.

Zwar schwand der Prunk der Stadt, als Rio de Janeiro 1763 die neue Hauptstadt wurde und Salvador vom reichen Süden abgeschnitten wurde, doch im 20. Jahrhundert wandte sich das Blatt wieder. Industrie und der Tourismus liessen Salvador wieder aufleben.

Klima


Gemäss "Wetterkontor" hat Salvador eine jährliche Durchschnittstemperatur von maximal 28,2°C, minimal von 22,7°C. Jedoch wird die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit von 81 Prozent den Spielern alles abverlangen. Neben Deutschland, die hier ihr ersten Spiel gegen Portugal bestreiten, spielt auch die "Nati" in Salvador. Am 20 Juni geht es in der Arena Fonte Nova gegen Frankreich. Schliesslich findet diese wohl im Juni mit 82 Prozent ihren zweithöchsten Wert.

Wissenswertes


Bobó de Camarao


Bobó de Camarao ist ein typisches Gericht aus Bahia.

Zutaten: ein kg küchenfertige Garnelen, zwei Knoblauchzehen, eine Handvoll gehackter frischer Koriander, 300 ml Kokosmilch, 300g Maniokwurzel, 200g Tomaten aus der Dose, feines Meersalz, gemahlener Pfeffer, acht EL Olivenöl, ein TL Palmöl (nach Belieben), 200g Zwiebeln, eine rote Chilischote.

Zubereitung: Zunächst die Garnelen waschen und mit einem Tuch trocken tupfen. Nun die Chilischote, die Knoblauchzehen und den Koriander mit einem Esslöffel Salz in einem Mörser zu einer groben Paste zerstossen. Anschliessend die Paste mit den Garnelen vermischen und zehn Minuten ziehen lassen. Die Garnelen danach aus der Marinade entfernen und bereitstellen.

Daraufhin die Maniokwurzel schälen und in circa fünf cm grossen Stücken schneiden, diese dann in reichlich Wasser dünsten/weichkochen lassen. Dem folgend die Wurzel aus dem Topf holen längs halbieren und die harte Faser in der Mitte entfernen. Schliesslich den Maniok, die Kokosmilch, die Tomaten und die Marinade mit Hilfe eines Mixers zu einer cremigen Konsistenz pürieren. Bei Bedarf kann auch Wasser hinzugefügt werden. Nun die Zwiebeln fein hacken und mit erhitzten Olivenöl in einer Pfanne anschwitzen lassen, anschliessend die Garnelen hinzugeben und leicht anbraten lassen. Danach die cremige Maniok-Kokos Mischung und circa fünf Minuten bei niedriger Hitze köcheln lassen. Schlussendlich mit Pfeffer und Salz abschmecken. Zu guter Letzt den Koriander ebenfalls fein hacken und vor dem Servieren drüber streuen.

Leuchtturm Barra


Der Leuchtturm wurde Mitte des 19. Jahrhunderts fertiggestellt. Seit dieser Zeit erleichtert er den Schiffen die Einfahrt in den Hafen. Noch heute dient der Leuchtturm als Inspirationsquelle vieler Künstler.

Der 20 m hohe, schwarz-weiss gestreifte Turm ist einer vieler Sehenswürdigkeiten Salvadors. Doch besonders schön ist der Sonnenuntergang und gleichzeitige Ausblick auf das Meer, der vom Turm aus möglich ist. Der Leuchtturm Barra ist auch deswegen ein beliebtes Ziel für Touristen.

Fussball


Fussballverrücktheit kann in Salvador gross geschrieben werden. Esporte Clube Bahia und Esporte Clube Vitória heissen hier die grössten Klubs. Doch nicht nur auf bundesstaatsebene verzeichnen beide Rivalen grosse Erfolge, sondern auch national. Der Erstligist Esporte Clube Bahia gewann 1988 die brasilianische Meisterschaft und 1959 die Taça Brasil. Esporte Clube Vitória, ebenfalls Erstligist, gewann immerhin 27 Mal die Staatsmeisterschaft Bahias und fünf Mal Ausserdem besitzt EC Vitória, auch O Leão, der Löwe, genannt über eine der besten Fussball-Jugendakademien des Landes. Spieler wie Bebeto und Dida stammen beispielsweise aus dieser Talentschmiede.

Ba-Vi, lautet das brisante Derby der Vereine EC Bahia und EC Vitória. Dieses wurde im Fonte Nova ausgetragen, das jedoch 2007 zerstört und 2010 abgerissen wurde, um einer neuen Fussball-Arena Platz zu machen.

Arena Fonte Nova


Die neue Arena Fonte Nova besitzt nun Platz für 51'708 Zuschauer. Die ursprünglichen Eigenschaften der Arena beibehalten, allerdings sorgen eine Überdachung aus einer leichten Metallkonstruktion, ein Panoramarestaurant sowie ein Fussballmuseum für neuen Flair. Neben der Arena bietet das Projekt Parkhäuser, Ladengeschäfte, Hotels sowie ein Veranstaltungszentrum.

Brasília

Stadt


Von der Küste nun innerhalb des Landes. Viele sind der Meinung, Rio de Janeiro sei die Hauptstadt Brasiliens - wohl ob des Bekanntheitsgrades Rios, des Karnevals oder Sonstigem. Jedoch ist das ein Irrtum, denn die Hauptstadt Brasiliens ist Brasília. Sie fasst 2'789'761 Einwohner (IBGE, 01.07.2013).

Ende 1956 - wo heute Brasília ist, war zu diesem Zeitpunkt nichts. Knapp vier Jahre später, im April 1960 wurde an jenem Ort die neue Hauptstadt Brasiliens fertiggestellt, die somit Rio de Janeiro als solche ablöste. Dem Städteplaner Lúcio Costa, fast 50'000 Bauarbeitern und Oscar Niemeyer, dem deutschstämmige Architekt, der die Gebäude der Stadt entwarf, gelang dieser Kraftakt.

Jedoch entstand die Idee, die Hauptstadt von der Küste ins Landesinnere zu verlegen bereits mit der brasilianischen Unabhängigkeit im Jahre 1822. Somit sollte die Wandlung des Landes von einer Kolonie hin zu einem unabhängigen Staat symbolisiert werden. Allerdings wurde dieses Vorhaben erst 1891 mittels eines eigenen Artikels in die brasilianische Verfassung wieder aufgenommen. 1953 wurde schliesslich die Idee unter Präsident Getulio Vargas wieder ernsthaft verfolgt, drei Jahre später unter Präsident Juscelino Kubitschek begann der Bau.

Klima


Gemäss "Wetterkontor" würden sich die Spieler wohl um diesen Austragungsort streiten. Denn die maximale, durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 26,6°C, die Minimale 16,1°C. Dazu ist die durchschnittliche, jährliche Luftfeuchtigkeit mit 67 Prozent relativ gering. Zumal diese im Juni mit 61 Prozent und Juli mit 57 Prozent nicht gerade ihren Höhepunkt finden dürften. Somit wird die Schweiz ein krasses Gegenteil zu Manaus vorfinden. Die "Nati" wird am 15.07.2014 hier gegen Ecuador spielen.

Wissenswertes


Palácio do Planalto

Im "Palast der Hochebene", wie er übersetzt heisst, geniesst der Präsident einen hoch oben thronenden Sitz. Im Inneren sind die Gänge und Zimmer mit brasilianischer Kunst in Form von Gemälden, Skulpturen, Wandteppichen sowie teuren Möbel und Werke aus bearbeitetem Silber aus dem 18. Jahrhundert veredelt. Zudem ist die hauseigenen Bibliothek ein weiteres Highlight.

Santuário Dom Bosco


Die Kirche Santuário Dom Bosco zu Ehren des Schutzpatrons von Brasilia, Dom Bosco, errichtet. Auffällig sind die blauen Glasfenstern der Kirche, hinter denen die schwarze Silhouette eines Kreuzes zu sehen ist.

Fussball


Die Klubs Sociedade Esportiva do Gama und Brasiliense Futebol Clube sind in Brasília beheimatet. Brasiliense FC konnte dabei den grössten Erfolg landen. 2002 standen sie im Finale des brasilianischen Pokals, wurden dort jedoch mit 2:1 und 1:1 vom SC Corinthians São Paulo geschlagen.

Estádio Nacional 

Das alte Estádio Mané Garrincha wurde inzwischen fast vollständig abgerissen. Die neue Arena verfügt nun über eine neue Fassade, eine Dachkonstruktion aus Metall, neue Tribünen sowie eine abgesenkte Spielfläche, die für einen besseren Überblick über das gesamte Spielgeschehen ermöglicht.

Allerdings stellt sich auch hier die Frage, was mit dem Stadion noch der WM passiert. Es ist nach dem Serejão- und dem kürzlich umgebauten und 2008 neu eröffneten Bezerrão-Stadion das dritte Stadion in Brasília. Doch beide Klubs aus der Hauptstadt werden die Kapazität von 69'432 Zuschauern wohl nie komplett auslasten. Auch hier soll das Stadion anschliessend für Shows oder kulturelle Grossveranstaltungen genutzt werden.

Cuiabá

 

Stadt


Weiter geht es geografisch gesehen genau in der Mitte Südamerikas - Cuiabá. Es ist die Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso, die 569'830 Einwohner fasst (IBGE, 01.07.2013).

1719 wurde Cuiabá gegründet und blieb über 250 Jahre eine kleine, ruhige Stadt. Allerdings änderte sich die Situation schlagartig, als die Staatsregierung dem Bau von Autobahnen in die Küstengebiete von Goias und São Paulo ansetzte. Somit stieg die Einwohnerzahl Cuiabás rapide.

Cuiabá wird auch die "Grüne Stadt" genannt, da sie von Savannen, Binnenfeuchtgebieten, der Amazonas-Region sowie von den Bergen der Chapada dos Guimarães umgeben ist.

Klima


Laut "geo" herrscht in der Hauptstadt Mato Grossos eine durchschnittliche Jahrestemperatur von maximal 32,5°C, minimal von 18,7°C. Die durchschnittliche relative Feuchte im Jahr beträgt 73,2 Prozent.

Wissenswertes


Chapada do Guimarães


Ein Highlight ist die Bergkette namens Chapada do Guimarães. Aufgrund der Wasserfälle, Höhlen, Tafelberge, Canyons oder den Tierarten sowie des Nationalparks ist diese Bergkette ein beliebtes Ziel für Touristen.

Pantanal

Pantanal ist ein Sumpfgebiet, dass sich über den Bundesstaat Mato Grosso und die angrenzenden Länder Paraguay und Bolivien erstreckt. Fauna mit Jaguaren, riesigen Ameisenbären und Brillenkaimanen sind hier beheimatet. Die UNESCO klassifizierte im November 2000 das Pantanal als "Biosphere Reserve".

Fussball


Der Mixto Esporte Clube aus Cuiabá gehört zum grössten Klub Mato Grossos. Darüber hinaus kann er auf eine der grössten Fan-Gemeinschaften in der zentral-westlichen Region Brasiliens zählen. Mit 24 Titeln ist der "Tigre" - Tiger - Rekordmeister der Staatsmeisterschaft Mato Grosso. Ab 1976 spielte der Klub elf Jahre lang im Oberhaus des brasilianischen Fussballs, jedoch gelang ihm seither kein Wiederaufstieg mehr.

Mixto besitzt eine Rivalität mit Operário Futebol Clube aus der Nachbarstadt Várzea Grande. Ebenso mit den beiden Stadtrivalen Cuiabá Esporte Clube und Clube Esportivo Dom Bosco.

Arena Pantanal

Die Arena Pantanal, welche an der Stelle des abgerissenen Estádio Governador José Fragelli, auch Verdão - das große Grüne - genannt, errichtet wurde, besitzt ein Fassungsvermögen für 42'968 Zuschauer. Aufgrund des Feuchtgebiets, der Flora und Fauna behält die Arena den Spitznamen Verdão.

Nach der WM ist es möglich, die Oberränge der Kopftribünen wieder zu entfernen. Jedoch bleibt auch hier die Frage, des anschliessenden Nutzens der Arena.

Belo Horizonte

 

Stadt


Letzter Halt dieses Parts ist der schöne Horizont. Belo Horizonte ist die Hauptstadt Minas Gerais. Sie fasst 2'479'165 Einwohner.Seit dem eigenständigen Komplott gegen die portugiesische Kolonialmacht im 18. Jahrhundert, der Inconfidência Mineira spielte der Bundesstaat mit dem Gedanken, die bisherige Hauptstadt Ouro Preto durch eine neue zu ersetzen. Nach der Unabhängigkeitserklärung 1822 und der Gründung zur Republik 1889, kam der für Minas Gerais passende Moment um eine neue Hauptstadt zu wählen. Der kleine Ort Curral del Rei, der auf João Leite da Silva Ortiz zurückzuführen ist, wurde aus mehreren Kandidaten ausgewählt und 1897 offiziell zur neuen Bundeshauptstadt ernannt. Neun Jahre später erhielt der Ort schliesslich seinen heutigen Namen - Belo Horizonte, zu Deutsch: Schöner Horizont.

Klima


Gemäss "Wetterkontor" beträgt die durchschnittliche Jahrestemperatur maximal 27,1°C. Minimal sind es 16,7°C. Die durchschnittliche relative Feuchte beträgt 72 Prozent im Jahr. Jedoch herrschen im Juni und Juli mit wohl 71 Prozent und 69 Prozent nicht gerade die Höchstwerte.

Wissenswertes


Trinkbare Tore


Ruft man in einer Lokalität Gol kommt nicht etwa der Kellner und jubelt mit einem. Viel eher serviert er ein Getränk. Tor bedeutet nämlich umgangsprachlich Bier. Golinho, sprich Törchen, wäre Cachaça Artesanal - eine Spirituose, das aus Zuckerrohrsaft gewonnen wird. Der Bundesstaat Minas Gerais ist einer der grössten Produzenten dieses. 

Mangabeiras-Park

Der Mangabeiras-Park ist einer der größten Stadtparks des ganzen Landes. Vor allem seine Flora und Fauna lassen ihn zu einer der wichtigsten Attraktionen der Metropole werden. Er bietet die Möglichkeit für Spiel, Sport, Spass und Relaxen.

Fussball


Beim Fussball in Belo Horizonte stellt sich erst einmal die Frage: Atlético Mineiro oder Cruzeiro? Beide Vereine sind grosse Rivalen, was zu heissen Derbys führt, da die Stadt sehr fussballverliebt ist. Jedoch hatten die Anhänger von Atlético Mineiro zuletzt das Nachsehen, da Cruzeiro 2013 brasilianischer Meister wurde. Insgesamt wurde der Klub, auch Raposa - Fuchs - genannt, drei Mal brasilianischer Champion: 1966, 2003, 2013. Mineiro, auch Galo - Hahn - genannt, nur ein Mal, 1971.

Estádio Mineirão

Das Estádio Mineirão hat ein Fassungsvermögen von 58'259 Zuschauern. Am 5. Dezember 1965 wurde das Stadion im Viertel Pampulha eingeweiht und gehört dem Bundesstaat Minas Gerais. Zwar ist der offizielle Name der Spielstätte ist Estádio Governador Magalhães Pinto, doch während aufgrund der Annahme, dass sich während der WM die Fans nach dem Weg zum Mineirão erkundigen, liess man es umbenennen. Das Stadion kann bis zu 6'270'000 Liter Regenwasser auffangen und speichern.

Nun bleiben noch vier Städte der WM! Den Süden beziehungsweise Teil vier, gibt es am 12.06.2014.