Rega führt weltweit längsten Flug mit Patientin an Herz-Lungen-Maschine durch
15.02.2019 | 15:14
Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega hat gestern Donnerstag, 14. Februar, eine Patientin an einer mobilen Herz-Lungen-Maschine an Bord ihres neuen Ambulanzjets von London nach Kaohsiung in Taiwan geflogen. Mit 14,5 Stunden Flugzeit ist es der bisher weltweit längste Flug einer Intensivpatientin, die an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen ist.
Eine achtköpfige Crew startete am Donnerstagmorgen in Zürich im Auftrag einer Versicherung mit dem Rega-Jet nach London, wo sie gegen Mittag die Patientin in einem Spital an eine mobile Herz-Lungen-Maschine der Rega anschliessen konnte. Anschliessend an den Transfer zum Flughafen wurde die Patientin im Rega-Jet für den Langstreckenflug vorbereitet.
Nach einer Zwischenlandung in Pakistan landete der Rega-Jet nach einer Flugzeit von 14,5 Stunden in Kaohsiung im Süden Taiwans. Dort wurde die Patientin plangemäss zur Weiterbehandlung auf die Intensivstation einer Spezialklinik überführt. Der gesamte Einsatz von Spital zu Spital dauerte rund 20 Stunden. Der erfolgreiche Einsatz der Rega-Crew ist gleichbedeutend mit dem weltweit längsten Flug mit einer Intensivpatientin, die an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen ist.
Bei intensivmedizinischen Spezialtransporten arbeitet die Rega eng mit verschiedenen Zentrumsspitälern in der Schweiz zusammen: Auf dem Flug nach Taiwan wurde die Rega-Crew von einem Kardiotechniker des Universitätsspitals Zürich ergänzt. Dieser Spezialist ist während des Einsatzes für die Steuerung und Überwachung der Herz-Lungen-Maschine zuständig.
Einzige Luftrettungsorganisation in der Schweiz mit Herz-Lungen-Maschinen
Über 2’000 Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen transportiert die Rega jährlich an Bord ihrer Rettungshelikopter und Ambulanzjets. Der Ausbau der Transportmöglichkeiten mit Herz-Kreislauf unterstützenden Geräten für schwerstkranke Patienten steht deshalb seit Jahren im Fokus der verantwortlichen Rega-Mediziner. Schon seit 2009 verfügt die Rega als einzige Luftrettungsorganisation der Schweiz über zwei mobile Geräte zur extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), die sowohl auf den drei Ambulanzjets als auch in den Rettungshelikoptern der Rega eingesetzt werden können.
Bei ECMO handelt es sich um eine intensivmedizinische Technik, bei der eine Maschine teilweise oder vollständig die Atem- und/oder Herzfunktion des Patienten übernimmt. Die ECMO-Geräte werden seither jährlich von rund 25 Intensivpatienten benötigt. Bereits im Jahr 2010 führte die Rega als weltweit erste Luftrettungsorganisation einen Transatlantik-Flug mit einem Intensivpatienten an einem ECMO-Gerät durch.
Ein eigener Entwicklungsbetrieb für Anpassungen an den Luftfahrzeugen
Eine grosse Herausforderung bei der Bestrebung, medizinische Hightech-Geräte, wie zum Beispiel ECMO-Geräte, in Luftfahrzeugen mitzuführen, sind die zahlreichen Vorschriften, welche eingehalten werden müssen. So muss zum Beispiel gewährleistet sein, dass ein Gerät respektive dessen Fixierung eine bis zu zwanzigfache g-Kraft aushält.
Damit die Rega die medizinischen Hightech-Geräte in ihren Rettungshelikoptern und Ambulanzjets einsetzen kann, verfügt sie über einen eigenen Entwicklungsbetrieb, der von der Flugsicherheitsbehörde EASA zur Zulassung der notwendigen Änderungen akkreditiert ist. Ein Team von fünf Ingenieuren und Konstrukteuren entwickelt und konstruiert die Anpassungen an den Rega-Luftfahrzeugen und stellt mit seiner Arbeit sicher, dass schwerstkranke Menschen an Bord optimal versorgt werden können.
Fliegende Intensivstationen
Die drei Ambulanzjets der Rega vom Typ Bombardier Challenger 650 sind äusserst vielseitig und wurden 2018 in Betrieb genommen. Bis zu vier Patienten – davon zwei Intensivpatienten - können gleichzeitig liegend transportiert werden. Das Innenleben des Jets wird jeweils den Erfordernissen eines Einsatzes angepasst. Verschiedene Konfigurationen der Kabine sind möglich, um das breite Spektrum der Rega-Einsätze abzudecken.
Von der medizinischen Crew besonders geschätzt wird der grosszügige Innenraum, der die Betreuung der Patienten im Stehen ermöglicht. Im vergangenen Jahr waren die drei Ambulanzjets der Rega 980 Mal im Einsatz und brachten Patientinnen und Patienten zurück in ihre Heimat.