So verblüfft der Stülpmaullippfisch im Zoo Basel
15.01.2020 | 14:38
Neu ist im Zoo Basel der Stülpmaullippfisch zu sehen. Der vermeintlich unscheinbare Fisch hat einen verblüffenden Jagdtrick entwickelt.
Auf den ersten Blick ist ihm nichts Ungewöhnliches anzusehen. Doch wer den Stülpmaul-Lippfisch (Epibulus insidiator) während den Fütterungszeiten beobachtet, staunt nicht schlecht über den wahrscheinlich spektakulärsten Neuzugang im Vivarium.
Verblüffende Jagdtechnik
Das aussergewöhnliche Mundwerkzeug offenbart sich beim Fressen: Schwimmt ein appetitlicher Leckerbissen vorbei, formt der Stülpmaullippfisch sein Maul zu einer Röhre und schnellt es blitzschnell nach aussen vor. Der im Normalzustand rund 35 Zentimeter lange Fisch (selten bis 55 Zentimeter) kann so plötzlich bis maximal um die Hälfte der Körperlänge "anwachsen". Durch den entstehenden Sog saugt der Lippfisch kleine Fische und Krebse ein.
Praktisch ist die Röhrenform im Riff: Die Opfer des Stülpmaullippfisches sind auch in engen Spalten oder zwischen den Korallenästen nicht vor seinem Saugmaul sicher. Bevor der Stülpmaul-Lippfisch die Maulröhre wieder zusammenfaltet, lässt er sie gerne von Putzerlippfischen reinigen.
Weibchen werden zu Männchen
Stülpmaullippfische sind sogenannte "protogyne Zwitter". Dies bedeutet, dass die Weibchen sich in Männchen umwandeln können. Sie suchen sich dann Gebiete, in denen mehrere Weibchen leben. Zurzeit leben ein Männchen und zwei Weibchen im Vivarium im Schaubecken 22, ein weiteres Männchen befindet sich hinter den Kulissen. Die Männchen sind wie die meisten Stülpmaullippfische dunkelbraun mit einem rötlichen Rücken und einem weissen Gesicht. Eines der Weibchen ist gelb. Die gelbe Färbung ist die seltenere Form und kommt bei Männchen und Weibchen vor.
Den Stülpmaul-Lippfisch findet man im Roten Meer und im Indopazifik bis ins südliche Japan und Hawaii sowie Südafrika und Neukaledonien im Süden. Dort lebt er vor allem an Aussenriffen bis in 45 Meter Tiefe. Die Art ist nicht bedroht.