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Weiterhin starker Kosten- und Prämienanstieg

(Bildquelle: infoticker)

Die Krankenkassenprämien werden auch im nächsten Jahr wieder ansteigen - unter anderem weil die Gesundheitskosten weiter wachsen. Mit 16,2 Prozent sind im ersten Quartal 2015 die Physiotherapiekosten am stärksten gestiegen, gefolgt von den Labors in den Arztpraxen mit 11,1 Prozent. Je nach Kasse...

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) sagt für 2016 einen Anstieg der Gesundheitskosten von insgesamt 3,2 Prozent voraus. "Die Kosten zu Lasten der Grundversicherung werden wie bisher stärker steigen", sagt Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte beim Internet-Vergleichsdienst "comparis.ch". Er prognostiziert einen durchschnittlichen Prämienanstieg von 4 Prozent.

Das sieht auf den ersten Blick nach wenig aus - weil aber niemand die Durchschnittsprämie bezahlt, kann es zu Prämienerhöhungen von bis zu 20 Prozent kommen. Dafür nennt Schneuwly vor allem zwei Gründe: "Einerseits steigen die Kosten der medizinischen Leistungen zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung weiter an, andererseits sorgt die Regulierungsbürokratie für volatile Prämien". Beide Faktoren können je nach Risikostruktur der Versicherten und Reservepolster von Krankenkasse zu Krankenkasse stark variieren. Dazu komme eine verstärkte Aufsichtsbürokratie, die Mehrkosten bei den Kassen verursache.

Teure Importe und anspruchsvolle Patienten

Der Anstieg der Gesundheitskosten sei vor allem auf vier Faktoren zurückzuführen, erklärt Felix Schneuwly:

  1. Spitäler und Arztpraxen: Die Kosten in den Arztpraxen sind im ersten Quartal 2015 um 8,8 Prozent (Behandlungen) bzw. 11,1 Prozent (Labor) gestiegen, die Spitalkosten um 0,6 Prozent (ambulant) bzw. 3,8 Prozent (stationär). Noch stärker sind die Physiotherapiekosten mit 16,2 Prozent gestiegen. Hochgerechnet auf das ganze Jahr 2015 resultiert eine Kostensteigerung von 4,9 Prozent. Die Einführung der neuen Spitalfinanzierung führte zu einem Kostenschub. Nun scheinen die Kosten auf dem hohen Niveau zu steigen. Zu erwarten wäre angesichts der Überkapazitäten eine Strukturbereinigung und Kostensenkung. "Die Kantone üben im Spitalsektor aber immer noch einen grossen Protektionismus aus. Das verhindert den Wettbewerb um Effizienz und Qualität, der eigentlich im Krankenversicherungsgesetz verankert wäre", stellt der "Comparis"-Experte fest.
  2. Medikamentenpreise: Jahrelang sind die Preise der zugelassenen Medikamente in Richtung der Preise ausgewählter Nachbarländer angepasst worden. Weil der Euro im Vergleich zum Franken immer schwächer geworden ist, hat das Bundesamt für Gesundheit die Preisüberprüfungen und Anpassungen an die tieferen Auslandspreise sistiert. Da ausserdem immer mehr kassenpflichtige Medikamente konsumiert werden, der Generikaanteil klein ist und die neu zugelassenen Medikamente sehr teuer sind, steigen die jährlichen Medikamentenkosten zu Lasten der Grundversicherung.
  3. Hilfsmittel: Analog zu den Medikamenten gilt: Auch die sogenannten Hilfsmittel und Gegenstände, so zum Beispiel Gehhilfen, Hörhilfen oder Inhalationsgeräte, sind trotz des schwachen Euros nicht günstiger geworden.
  4. Bagatell-Konsultationen: Oft wenden sich Patienten mit Bagatellen an den teuren Spitalnotfall, anstatt sich zuerst telemedizinisch beraten zu lassen oder den Hausarzt aufzusuchen. "Das treibt die Kosten unnötig in die Höhe", so Schneuwly.


Neues Aufsichtsgesetz schafft volatile Prämien

"Die Regulierungsbürokratie des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) wird die Verwaltungskosten der Versicherungen in die Höhe treiben, ohne die Versicherten besser zu schützen. Dies passiert, wenn die Verordnung zum neuen Aufsichtsgesetz nicht auf ein vernünftiges Mass zurechtgestutzt wird", kritisiert Schneuwly. "Dass das BAG sein Augenmerk auf die Transparenz der Krankenkassen richtet, ist vernünftig. Eine aktive Kommunikation der für die Versicherten relevanten Kennzahlen wäre aber auch ohne neues Aufsichtsgesetz schon längst möglich und nötig."

Ausserdem würden die Prämien mit dem neuen Aufsichtsgesetz gemäss Schneuwly viel volatiler: Dies, weil die Krankenkassen ihre Prämienpolster immer im Folgejahr an die Prämienzahler zurückerstatten müssen. "So haben die Kassen auch kein Polster mehr um starke Prämienaufschläge abzufedern." Und solange die Kosten im Gesundheitssektor steigen, sei auch ein Anstieg bei den Prämien absehbar.

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