Vom Ukrainer Zirkus in die Aroser Bergwelt
Am vergangenen Montag ist das Team von VIER PFOTEN in der Ukraine angekommen, um die nötigen Vorbereitungen für den Transport von Jambolina vorzunehmen. Dazu gehörten neben einer ausgiebigen veterinärmedizinischen Untersuchung auch einige administrative Arbeiten. «Eine Bärin über vier Landesgrenzen zu transportieren ist eine grosse Herausforderung. Damit das Wohlbefinden von Jambolina stets gewährleistet werden kann und der Transfer reibungslos verläuft ist eine Menge Papierarbeit nötig», meint Taras Boiko, Direktor von VIER PFOTEN Ukraine. Die Komplexität der Transportdokumente und die notwendigen Absprachen mit lokalen Behörden führten zunächst zu Verzögerungen vom Transport. Anschliessend konnte Jambolina aber planmässig aus ihrem winzigen Käfig in der Garage ihres ehemaligen Besitzers befreit werden - von nun an standen zwischen Jambolina und ihrem neuen Leben in der Aroser Bergwelt nur noch 2'400 Kilometer. Die Fahrt wurde von einem von VIER PFOTEN beauftragten Spezialistenteam begleitet und Jambolina unterwegs immer wieder mit kleinen Zwischenverpflegungen versorgt. «Für sie war es wohl das erste Mal, dass sie sinnvolle Nahrung für einen Bären erhielt», meint die Länderchefin von VIER PFOTEN Schweiz, Alexandra Mandoki. Entsprechend erfreut waren die Transportbegleiter, dass Jambolina die Äpfel zu mögen schien. Es sollte das letzte Mal sein, dass die Braunbärin ihre Mahlzeiten hinter Gitterstäben zu sich nehmen muss. Die Strecke, die der Fahrer ohne weitere Komplikationen von der Ukraine nach Polen durch Deutschland über Österreich in die Schweiz hinter sich legte, endete am heutigen Freitag im tief verschneiten Arosa. Die frische Bergluft aus ihrem neuen Zuhause konnte die Bärennase schon riechen, es folgte aber noch eine letzte Herausforderung. Nach der Ankunft im Dorf musste Jambolina in der Transportbox mit der Luftseilbahn Arosa Weisshorn in das Arosa Bärenland transportiert werden. Dort angekommen wartete ein Pistenbully, um Jambolina entgültig in ihr neues Zuhause auf über 2'000 Meter über Meer zu bringen.
Grosse Freude in Arosa
Die Freude über die Ankunft von Jambolina in Arosa ist riesig. Nicht nur die Verantwortlichen vom Arosa Bärenland, sondern auch die Einheimischen fiebern regelrecht mit Jambolina mit. Das tragische Schicksal der Bärin hat mit der heutigen Ankunft im Arosa Bärenland ein Ende gefunden und scheint die Fans des Arosa Bärenlandes in Banne zu ziehen. Pascal Jenny, Präsident der Stiftung Arosa Bären freut sich mit: «Es ist unglaublich schön zu sehen, was VIER PFOTEN in Zusammenarbeit mit dem Arosa Bärenland mit der Rettung von Jambolina bewirkt. Wir können einem über lange Zeit eingesperrten Wildtier den nötigen Freiraum bieten und ihm so ein neues Leben ermöglichen. Dass wir gleichzeitig auch unzähligen Familien, Schulklassen, Grosseltern, Gästen, Einheimischen und allen Bärenfans so viel Freude bereiten ist natürlich umso schöner.» Alexandra Mandoki ergänzt: «Jambolina verhielt sich während des ganzen Transfers sehr ruhig. Sie scheint aufgrund ihrer Zirkusvergangenheit lange Fahrten gewöhnt zu sein. Jetzt beginnt für sie bald ein ganz neuer Lebensabschnitt. Ein emotionales Highlight für das ganze VIER PFOTEN- und das Arosa Bärenland Team.»
Das Arosa Bärenland wurde im Sommer 2018 eröffnet, hat bereits über 170'000 Besucher begeistert und ist eines von 15 Tierschutzzentren von VIER PFOTEN. Die aktuellen Bewohner Amelia und Meimo wurden im Februar 2019 gerettet und geniessen ihr neues Leben im Arosa Bärenland.
Ein neues Kapitel im Leben von Jambolina
In der Ukraine wurde Jambolina als Zirkusbärin gehalten. Aufgrund der Restriktionen durch Covid-19 wurden viele öffentliche Veranstaltungen abgesagt. Die Absagen hatten zur Folge, dass Jambolinas Besitzer keine Auftritte mehr tätigen konnte und er die Bärin nur noch in einem viel zu kleinen Käfig hielt. Dass dies kein Zustand auf Dauer ist, hat auch der Besitzer eingesehen und suchte nach einer Lösung. In enger Zusammenarbeit zwischen VIER PFOTEN und dem Arosa Bärenland wurde die Rettung der Bärin organisiert, so dass Jambolina den Rest ihres Lebens im weitläufigen Gehege in Arosa geniessen kann. «Die Haltung von Jambolina war nicht artgemäss, was sich natürlich negativ auf den Gesundheitszustand auswirkte. Jambolinas Gebiss ist in einem fragwürdigen Zustand und ihre Krallen müssen genauer untersucht werden», erklärt Alexandra Mandoki. Von nun an wird sich das Team um Dr. Hans Schmid, wissenschaftlicher Leiter im Arosa Bärenland, um das Wohl der Braunbärin sorgen und Jambolina einen sorgenfreien Start in ein neues Lebenskapitel ermöglichen.
Wie geht es weiter im Arosa Bärenland?
Nachdem Jambolina heute ihr neues Zuhause bezogen hat, wird sie sich zunächst im Eingewöhnungsgehege aufhalten und von den Tierpflegern beobachtet werden. Naturgemäss starten die Bären ihre Winterruhe mit dem ersten grossen Schnee. Mit den am letzten Wochenende gefallenen Schneemengen dürfte es im Arosa Bärenland zu diesem Zeitpunkt nun gekommen sein. Damit auch Jambolina in den Rhythmus der Winterruhe kommt, werde man die Futterverteilung entsprechend steuern, erklärt der wissenschaftliche Leiter Dr. Hans Schmid. So könne man den natürlichen Instinkt der Bären wecken und hoffen, dass sich die bereits gut genährte Bärin Jambolina ganz natürlich für eine Winterruhe entscheidet. Das Arosa Bärenland hat auch im Winter jeweils am Donnerstag geöffnet, sodass sich das Geschehen weiterhin von allen Bärenfans verfolgen lässt. Die Tierpfleger vor Ort geben auch detailliert Auskunft über die Eingewöhnung von Jambolina und das Verhalten von Amelia und Meimo. Diese beiden sind ihrem natürlichen Instinkt bereits gefolgt und haben sich dieses Jahr in eine selbstgebaute Höhle im Aussengehege zurück gezogen. Ob sie die Ankunft der neuen Mitbewohnerin riechen können oder ob sie dies gar noch einmal aus der Höhle lockt ist unklar, es bleibt auf jeden Fall spannend im Arosa Bärenland.