Bern

Bern - Düstere Aussichten für die Hotellerie

In der neusten Branchenumfrage von HotellerieSuisse zeigt sich schweizweit eine Verschärfung der Lage (Symbolbild)
In der neusten Branchenumfrage von HotellerieSuisse zeigt sich schweizweit eine Verschärfung der Lage (Symbolbild) (Bildquelle: davidlee770924 (CC0))

Neuste Ergebnisse der Umfrage zur Lageeinschätzung in der Beherbergungsbranche zeigen eine höhere Konkurswahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten. Schnelltests statt Quarantäne, eine Harmonisierung der Reiseregelungen und gezielte Unterstützungsmassnahmen sind momentan die primären Forderungen der Hotelbetriebe.

In der neusten Branchenumfrage von HotellerieSuisse zeigt sich schweizweit eine Verschärfung der Lage. Die kommenden Monate werden für die Beherbergungsbranche deutlich herausfordernder als der Sommer. Der Verband hat vom 30. September bis 4.Oktober 2020 seine Mitglieder zur aktuellen Lage befragt.

Touristische Erholung nur schleppend

Die Sommersaison verlief für die grosse Mehrheit der Betriebe schweizweit deutlich schlechter als im Vorjahr (66 Prozent). Obwohl in den ländlich-alpinen Gebieten mehr Schweizerinnen und Schweizer Ferien machten, wurden teils massive Einbussen verzeichnet. Vor allem Betriebe im Berner Oberland und im Wallis fehlten die internationalen Gäste.

In den kommenden Monaten erwarten die Hotelbetriebe klar tiefere Auslastungszahlen sowie grosse Umsatzeinbussen. So rechnen schweizweit 70 Prozent der Betriebe mit einer schlechteren Wintersaison als im Vorjahr. Besonders alarmierend sind die Einschätzungen aus den städtischen Gebieten. 90 Prozent der Befragten in den städtischen Gebieten sehen eine deutliche Verschlechterung der Lage. In den Ferienregionen rechnen 57 Prozent mit einem negativeren Verlauf der Wintersaison.

Unklare und uneinheitliche Reisebestimmungen bremsen den Tourismus aus

Als besondere Herausforderung sehen die Befragten die uneinheitlichen Reiseregelungen in Europa. Derzeit wird die Erholung der Reisetätigkeit massiv ausgebremst. 63 Prozent der Befragten befürworten eine Harmonisierung. Weiter wünschen sich 61 Prozent eine schnelle Zulassung von Schnelltests und die Anpassung der Quarantäneregelungen. «Wir fordern den Bundesrat auf, schnellstmöglich für die Harmonisierung der Reiseregelungen einzutreten und die Quarantäneregelungen anzupassen», sagt Andreas Züllig.

Die derzeitigen Regeln gefährden die Wirtschaftlichkeit der Betriebe, was die Gefahr für unnötige Betriebsschliesungen erhöht. Oft werden ganze Teams von Mitarbeitenden unter Quarantäne gestellt. Zudem werden Reisende abgeschreckt, in die Schweiz zu kommen.

Sisitierung von Investitionen und Fachkräfteabbau im Fokus der betriebsinternen Massnahmen

Aufgrund der Corona-bedingten Liquiditätsprobleme werden zwei Drittel der Hotelbetriebe (67 Prozent) ihre geplanten Investitionen in den nächsten sechs Monaten verschieben. Damit greifen deutlich mehr Betriebe zu dieser Massnahme als noch in der Juni-Umfrage (55 Prozent). Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) werden in den kommenden Monaten Kündigungen aussprechen müssen. Die Quote ist vor allem in den Städten hoch (59 Prozent). Somit bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt besorgniserregend. Die Möglichkeit der Kurzarbeit bleibt deshalb auch in den kommenden Monaten eine wichtige Stütze im Kampf gegen Massenarbeitslosigkeit im Gastgewerbe.

Konkurswahrscheinlichkeit steigt wieder

Aufgrund der deutlich getrübten Aussichten schätzt die Hotellerie die Konkurswahrscheinlichkeit wieder höher ein. Während im Juni ca. 3 Prozent der Hotelbetriebe eine Konkurswahrscheinlichkeit von 60% und mehr angegeben hatten, rechnen nun 6 Prozent mit einem solch hohen Konkursrisiko. Dabei sind vor allem städtische Betriebe betroffen: Die Konkurswahrscheinlichkeit von 60 Prozent und mehr droht 12 Prozent der Betriebe in der Stadthotellerie, v.a. in Zürich und Genf. Allein auf die gesamte Stadthotellerie hochgerechnet sind aktuell rund 142 Betriebe konkursbedroht. HotellerieSuisse fordert mit Nachdruck einen zeitnahen Rückzahlungserlass einfacher Covid-Kredite in Härtefällen sowie einen Nullzinssatz während der gesamten Laufzeit. Diese Massnahmen sind nötig, um Liquiditätsprobleme und Investitionsstaus zu bekämpfen sowie Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.