Noch vor einem Jahr waren 33 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz überzeugt, dass sich ihre finanzielle Situation 2020 verbessern wird. Die Corona-Pandemie hat diesem Optimismus ein Ende gesetzt. Nur noch jeder vierte Erwachsene rechnet 2021 mit einer Verbesserung seiner finanziellen Situation. Dagegen gehen 18 Prozent davon aus, dass sich ihre finanzielle Situation im neuen Jahr verschlechtern wird – so viele wie noch nie in den letzten vier Jahren. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Online-Vergleichsportals comparis.ch.
Jobprobleme und Umsatzeinbruch trüben Finanzaussichten
Wer für 2021 mit einer Verschlechterung der finanziellen Situation rechnet, nennt meist Probleme am Arbeitsplatz als Grund: 68 Prozent der pessimistischen Personen geben Kurzarbeit, einen Jobverlust (selbst oder Partner), ein kleineres Arbeitspensum (selbst oder Partner) oder aber einen Umsatzeinbruch als selbständig Erwerbende an.
Ende 2019 hatten nur 13 Prozent an eine Verschlechterung ihrer finanziellen Situation fürs kommende Jahr geglaubt. Davon nannten lediglich 33 Prozent arbeitsplatzbedingte Gründe, hingegen 46 Prozent steigende Krankenkassenprämien. Auch in diesem Jahr bereiten die Krankenkassenprämien Sorgen, auch wenn der Anteil auf 39 Prozent gesunken ist. «Weil wegen Corona viele Haushalte weniger Geld haben und weil insbesondere viele Versicherte mit den höchsten Prämien die Kasse nicht wechseln, werden die Krankenkassenprämien im nächsten Jahr für viele Haushalte zu einer massiven Mehrbelastung», warnt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Corona-Krise bereitet vor allem in der Romandie Sorgen
Mehr als 4 von 5 Personen (83 Prozent) bereitet die anhaltende Corona-Krise Sorgen. Das sind deutlich mehr als bei der letzten Befragung* im Mai (76 Prozent) und etwas weniger als bei der Erstbefragung** im März mit 88 Prozent. Anteilsmässig sorgen sich mehr Menschen in der Romandie wegen der Corona-Krise als in den übrigen Sprachregionen; nämlich 92 Prozent, verglichen mit 81 Prozent in der Deutschschweiz und dem Tessin mit 78 Prozent.
Trotz der Ende Jahr hohen Corona-Fallzahlen und eingetrübten Finanzaussichten ist die Konsumlust der Schweizerinnen und Schweizer wieder zurückgekehrt. In der Befragung im März hatten noch 42 Prozent angegeben, wegen Corona auf grössere Anschaffungen wie etwa auf einen Möbel- oder Autokauf zu verzichten. Ende Jahr lag dieser Anteil nur mehr bei 36 Prozent. Ebenso hatten zu Beginn der Krise noch 45 Prozent der Umfrageteilnehmenden angegeben, weniger zu konsumieren und mehr zu sparen. Im Dezember 2020 waren es nur mehr 38 Prozent.
Hingegen geben inzwischen signifikant mehr Personen an, Corona verändere ihr Kaufverhalten nicht, nämlich 30 Prozent gegenüber 24 Prozent im März. Und mehr als 2 Prozent der Befragten wollen einen Privatkredit aufnehmen (weniger als 1 Prozent im Frühling).
*Auswirkungen der Klimadebatte: Weniger Fleisch und mehr regionale Produkte *
Die Klimadebatte hat es schwer, sich im Corona-Umfeld durchzusetzen. Wie schon im Vorjahr gaben fast drei Viertel der Befragten an, die Klimadebatte hätte bis anhin nur einen geringen bzw. keinen Einfluss auf das eigene Konsum- und Finanzverhalten (71 Prozent gegenüber 73 Prozent im Vorjahr).
Trotzdem soll im nächsten Jahr die globale Klimaerwärmung einen grossen Einfluss auf die konkreten Konsum- und Finanzentscheidungen der Schweizerinnen und Schweizer haben: Jede zweite Person (49 Prozent; Vorjahr: 39 Prozent) will 2021 häufiger regionale Produkte kaufen. Das zeigt sich vor allem in der Westschweiz mit 59 Prozent (Deutschschweiz: 47; Tessin: 41 Prozent). 31 Prozent (Vorjahr: 26 Prozent) wollen weniger Fleisch / tierische Produkte kaufen.
«Die Angst vor den Folgen der Klimaerwärmung zeigt sich immer stärker im Einkaufswagen», sagt Consumer-Finance-Experte Kuhn. «Dabei zeigen sich kaum signifikante Unterschiede zwischen Stadt / Land, Einkommen, Alter und Sprachregionen.» Ausnahmen gibt es im Bereich Mobilität. So wollen 30 Prozent der Stadtbewohner weniger das Auto und stattdessen mehr den öffentlichen Verkehr und das Fahrrad nutzen. In der Agglomeration sagen das 23 und auf dem Land 20 Prozent.
Und: 21 Prozent der Haushalte mit einem Bruttoeinkommen über 8’000 Franken pro Monat überlegen sich die Anschaffung eines Elektroautos. Bei den Haushalten mit einem Bruttoeinkommen zwischen 4’000 und 8’000 Franken sind es 13 und bei tieferen Einkommen 6 Prozent. «Dass ein E-Auto-Kauf vor allem bei einkommensstärkeren Haushalten in Frage kommt, lässt sich mit den noch immer hohen Anschaffungskosten gegenüber Verbrennern begründen», sagt Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer.