Appenzell-Ausserrhoden

Coronavirus – Intensive Vorbereitungen in Appenzell Ausserrhoden

Symbolbild – Klinikum
Symbolbild – Klinikum (Bildquelle: TickerMedia)

Die Lage ist ernst, im Gesundheitsbereich wie auch wirtschaftlich. Appenzell Ausserrhoden ist so gut wie möglich vorbereitet. Mehr als 200 Spitalbetten stehen bereit, die aktuell 7 eingerichteten Intensivpflegeplätze (IPS) werden ausgebaut. Wirtschaftshilfen sind vorbereitet; dort, wo die Bundeshilfe nicht greift, sollen kantonale Hilfen greifen. Über 600 Personen aller Berufsgattungen haben sich gemeldet und möchten tatkräftige Unterstützung leisten.

Planung Spitäler
Der Kanton setzt im Gesundheitsbereich alles daran, dass die Bevölkerung, auch in der Grundversorgung, umfassend versorgt werden kann. So werden zwei Hauptstossrichtungen angegangen: Zum einen wird die Bevölkerung strikte angehalten, die vom Bundesrat gesetzten Massnahmen (Abstand halten, Hygienevorschriften) einzuhalten – auch mit polizeilicher Kontrolle. Alle sind betroffen, und alle können gemeinsam etwas tun, damit die Ausserrhoder Gesundheitsversorgung in den kommenden Wochen nicht überlastet wird. Je langsamer der Virus sich ausbreitet, umso besser kann die Gesundheitsversorgung gewährleistet werden.

Zum anderen hat der Kanton Massnahmen ergriffen, um die Gesundheitsversorgung auf eine maximale Belastung vorzubereiten. Das Departement Gesundheit und Soziales koordiniert seit Wochen die Zusammenarbeit mit allen Kliniken in beiden Appenzeller Kantonen. Dazu gehört nebst der Kapazitätsplanung der Betten und IPS-Plätzen auch das Überwachen sämtlicher Ressourcen wie Schutzmaterialien, Personal, Beatmungsgeräte, Sanitätstransporte etc. Ziel ist, in einem ersten Schritt im Spital Herisau sämtliche Ausserrhoder und Innerrhoder Coronafälle zu behandeln. Bei Bedarf werden laufend weitere Kliniken für Coronafälle aktiviert. Das Spital Heiden soll im Gegenzug möglichst coronafrei gehalten werden und ist für die Grundversorgung der Bevölkerung vorgesehen. Für Coronafälle können mehr als 200 Betten aktiviert werden. Aktuell stehen in Herisau 7 IPS-Plätze zur Verfügung, welche im Moment auf ein Maximum ausgebaut werden. Die Planungen werden täglich angepasst und die Lage wird laufend beobachtet, damit rasch reagiert werden kann. Die Prognosen für Appenzell Ausserrhoden sind stark davon abhängig, ob sich die Bevölkerung an die Regeln hält und so die Anzahl Ansteckungen und daraus folgende schwere Fälle reduzieren lassen. Die Gesundheitsversorgung zählt auf sie!

Corona Nothilfe-Fonds für die Wirtschaft
Am 20. März 2020 hat der Bundesrat zur Abschwächung der wirtschaftlichen Folgen wegen der Ausbreitung des Coronavirus ein umfangreiches Massnahmenpaket beschlossen. Gestern hat er diese konkretisiert und weitere Massnahmen vorgestellt. Das Paket umfasst unter anderem 42 Mia. Franken als Hilfe für die Wirtschaft, welche insbesondere für die Ausweitung der Möglichkeiten bei der Kurzarbeit und für die Gewährung von Krediten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) genutzt werden. Durch das Hilfsprogramm des Bundes können die meisten betroffenen Unternehmen sowohl bei einem Umsatzrückgang als auch bei einem Liquiditätsengpass unterstützt werden.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Unternehmen durch die Maschen des bundesrätlichen Auffangnetzes fallen. Aus diesem Grund vertieft das Departement Bau und Volkswirtschaft im Auftrag des Regierungsrates die bereits bestehende Kooperation mit der Stiftung Wirtschaftsförderung AR, den Appenzell Ausserrhoder Stiftungen sowie dem Industrieverein und dem Gewerbeverband AR. Im Vordergrund steht dabei die Schaffung und gemeinsame Bewirtschaftung eines «Corona Nothilfe-Fonds» für Härtefälle bei Unternehmen in Appenzell Ausserrhoden. Ob der Kanton sich auch finanziell am Fonds beteiligt, steht noch aus. Voraussetzung dafür ist die genaue Analyse der Wirkungen des bundesrätlichen Hilfspakets in Appenzell Ausserrhoden, um daraus die richtigen Massnahmen seitens des Kantons abzuleiten.

Weiter hat der Regierungsrat in Zusammenarbeit mit verschiedenen Departementen ein ganzes Bündel an Erleichterungen geschnürt:

  • sofortige Begleichung von Rechnungen, noch vor Zahlungsfrist;
  • Fristverlängerung für die Einreichung von Steuererklärungen um zwei Monate auf den 31. Mai
  • Fristverlängerung für die Einreichung von Prämienverbilligungen um einen Monat auf den 30. April
  • Speditive und kulante Behandlung von Gesuchen von Schuldnern um Stundung oder
  • Ratenzahlung bei Forderungen des Kantons (Steuerrechnungen, Mieten etc.)

Zudem prüfen Regierungsrat und Verwaltung in Abstimmung auf die Bundeshilfen laufend neue Massnahmen, so zum Beispiel den Ausgleichszinssatz bei den Steuern auf 0 % festzulegen.

Gelebte Solidarität
Zur Verstärkung der Einsatzkräfte im Kampf gegen das Coronavirus suchte der Kanton Appenzell Ausserrhoden Fachpersonen sowie freiwillige Helfende. Dazu wurde vom Mittwoch 18. März bis zum Montag 23. März ein Bewerbungsformular auf der kantonalen Homepage aufgeschaltet. Das Echo darauf war überwältigend und ist Zeichen stark gelebter Solidarität im Kanton. Über 600 Personen aller Berufsgattungen möchten tatkräftige Unterstützung leisten und sich für die Gemeinschaft engagieren.

Die Koordination dieses motivierten Personals läuft auf Hochtouren. Ein Taskforce teilt nun alle “Bewerbungen“, bzw. Angebote, in Gruppen ein, wobei der Fokus vorerst auf den Personen mit medizinischem Hintergrund liegt. Im Gesundheitsbereich wird mit dem grössten Fachkräftebedarf gerechnet. Viele werden in Kürze eingearbeitet, um je nach Bedürfnis sofort und qualifiziert einsetzbar zu sein. In den kommenden Wochen wird in verschiedenen Institutionen wie Spitälern, Alters- und Pflegeheimen oder Sozialen Institutionen laufend erhoben, welche Personen mit welchen Kompetenzen bei Bedarf am wirksamsten helfen können. Zahlreiche Gemeinden im Kanton, informieren auf ihren Webseiten oder per Flugblatt über Möglichkeiten der Nachbarschaftshilfe wie zum Beispiel Einkaufsdienste.

Hotline – Drive-in-Tests – Zivilschutz und Militär
Die zentral geführte Hotline des Kantons wird stark beansprucht und bezieht einen neuen Standort. Neu können bis zu 12 Telefone gleichzeitig bedient werden. Gegenwärtig beantworten Fachpersonen auf der Hotline mehr als 100 Anrufe täglich – Tendenz steigend. Aktuell geht es vor allem um medizinische Fragen.

Die Test-Drive-in-Strasse in Teufen ist sehr beliebt und wurde bislang von 72 Personen angefahren. Voraussetzung und zwingend nötig ist eine vorgängige telefonische Abklärung und Anmeldung bei der Hotline.

Eine grosse Stütze sind auch die aktuell 30 heimischen Zivilschützer, die helfen, die Lage zu meistern. Seit heute unterstützen auch rund 20 Spital- und Sanitätssoldaten das Spital Heiden. Zudem kommen auch zwei Rettungsfahrzeuge der Armee rund um die Uhr für den Transport von Corona-Patienten zum Einsatz. Die Soldaten sind entsprechend gut ausgebildet.