Im Kaeng Krachan Elefantenpark des Zoo Zürich ist nach dem zweijährigen Umesh und der achtjährigen Omysha ein dritter Elefant dem Herpesvirus erlegen. Die fünfjährige Elefantenkuh Ruwani starb heute Samstagmorgen an den Folgen der durch das Elephant Endotheliotropic Herpes Virus (EEHV) ausgelösten Erkrankung. Im Zoo Zürich war Ruwani der dritte und letzte durch das Herpesvirus akut gefährdete Elefant im Alter zwischen zwei und acht Jahren.
«Einen dritten Elefanten in so kurzer Zeit an dieses gefürchtete Virus zu verlieren, ist ein tragischer Verlust für den Zoo Zürich», sagt der Zoodirektor Severin Dressen. «Für uns als Zoo ist es besonders frustrierend, dass wir trotz bester veterinärmedizinischer Versorgung durch das Universitäre Tierspital Zürich machtlos gegen das Virus sind», sagt Dressen weiter.
Ruwani bildete zusammen mit ihrer Mutter Farha und Grossmutter Ceyla-Himali eine der beiden matriarchalen Elefantengruppen im Zoo Zürich. Umesh und Omysha bildeten zusammen mit ihrer Mutter Indi und Schwester Chandra die andere Gruppe.
Ruwani zeigte bis gestern keine Krankheitsanzeichen. In den Tagen davor hatte ihre Virenlast zwischen erhöhten und wieder niedrigeren Werten geschwankt. Grundsätzlich tragen die meisten Elefanten, sei es in Zoos oder in der Wildnis, dieses Herpesvirus in sich. Jungtiere stecken sich wahrscheinlich bei älteren Tieren in der Gruppe an.
Regelmässige kurze Kontakte mit dem Virus sorgen dafür, dass junge Elefanten im Laufe der Zeit Antikörper dagegen entwickeln. Was effektiv zu einem der gefürchteten Virenschübe bei Elefantenjungtieren führt, ist in der Forschung noch weitgehend unklar. Die erlebten Todesfälle und die intensive medizinische Behandlung der erkrankten Elefanten können bei den höchst sozialen Tieren Unruhe auslösen. Dadurch kann das Immunsystem ebenfalls auf die Folgeerkrankung durch das Herpesvirus anfällig werden.
Videobotschaft von Zoodirektor
Erfolgsversprechendste Behandlungsmethode gewählt
Um einen Ausbruch der Krankheit Elephant Endotheliotropic Herpes Virus-Hemorrhagic Disease (EEHV-HD) zu verhindern, startete der Zoo bei Ruwani früh eine begleitende Behandlung mit antiviralen Medikamenten. «Die Behandlung eines an den Folgen des Elefantenherpesvirus erkrankten Tieres mit antiviralen Medikamenten ist nach aktuellem Wissensstand die erfolgversprechendste Therapie», beurteilt Willem Schaftenaar, tierärztlicher Berater des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP für Asiatische Elefanten und ehemaliger Tierarzt des Zoos in Rotterdam, das Vorgehen der Tierärztinnen und Tierpflegerinnen im Zoo Zürich. «Leider sind die Erfolgsaussichten aber immer noch gering», sagt Schaftenaar weiter.
Der Spezialist für das Elefantenherpesvirus sagt weiter: «Der Zoo Zürich betreibt ein vorbildliches Monitoring der Elefanten mittels regelmässiger Blutwertkontrollen. Damit kann frühzeitig eine erhöhte Virenlast im Körper festgestellt werden und es können sofort entsprechende Massnahmen eingeleitet werden.»
Geringes Risiko für verbleibende Elefanten
Elefanten sind besonders zwischen dem zweiten und etwa dem achten Lebensjahr dafür anfällig, aufgrund eines Herpesvirenschubs schwer zu erkranken. In dieser Zeit lässt der Schutz durch die Antikörper der Mutter nach und das Immunsystem hat unter Umständen noch keine eigenen Antikörper gebildet.
Nach dem Tod Ruwanis ist Farha mit 17 Jahren der jüngste Elefant im Zoo Zürich. Der Zoo geht davon aus, dass für die fünf verbliebenen Elefanten nur ein geringes Erkrankungsrisiko besteht. Die verbleibenden Tiere werden aber weiterhin medizinisch überwacht.
Zukunft der Elefanten im Zoo Zürich
Elefanten leben in matriarchisch geführten Familienverbänden. Im Zoo Zürich leben derzeit zwei Familien mit zwei Leitkühen (Indi und Ceyla-Himali). Hinzu kommt Elefantenbulle Thai, der separat läuft. Elefantenfamilien wachsen auf natürliche Weise durch die Geburt von Töchtern, Nichten und Enkelinnen, die ein Leben lang in der Gruppe bleiben.
In Absprache mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm EEP für bedrohte Asiatischen Elefanten wird der Zoo Zürich das weitere Vorgehen besprechen.