Die "bevorzugte" Form der körperlichen Bestrafung ist das Schlagen von Hand. Schläge mit Gegenständen oder kalte Duschen sind seltener. Nur eine Minderheit der Eltern übt täglich körperliche Züchtigung aus. Laut den Autoren der Studie könnten jedoch 130'000 in der Schweiz lebende Kinder von regelmässiger körperlicher Gewalt ihrer Eltern betroffen sein.
Eltern schlagen ihre Kinder in der Regel in besonders angespannten Situationen. Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für den Einsatz von Gewalt zu schärfen, sowie die Prävention weiterzutreiben, um ein gewaltfreies Klima zwischen Eltern und Kindern zu schaffen.
Signifikante Fortschritte seit 1990
Insgesamt ist die Häufigkeit von Gewalt stetig zurückgegangen. Die gleiche Beobachtung wurde zwischen 1990 und 2003 gemacht, und der Rückgang hat sich seit 2003 in ähnlicher Grössenordnung fortgesetzt. Ein Grund dafür ist der vollständige Gewaltverzicht einer wachsenden Zahl von Eltern und gleichzeitig ein deutlicher Rückgang der Zahl der Eltern, die häufig Gewalt anwenden. Die körperliche Strafe nimmt vor allem bei Eltern von Kleinkindern und Familien mit mehreren Kindern ab.
Mehrheit der Eltern begehen emotionalen Missbrauch
Etwa sieben von zehn Befragten berichten, dass sie gelegentlich emotionalen Missbrauch anwenden. Fast zwei Drittel dieser Menschen geben an, dass sie dies selten oder sehr selten tun, und für mehr als die Hälfte der Befragten fand der letzte solche Vorfall vor über einem Monat vor der Befragung statt. Die häufigste Form des emotionalen Missbrauchs durch Eltern (42%) ist es, das Kind mit Worten zu verletzen und es fest zu schimpfen. Seltener (12%) drohen Eltern ihren Kindern, sie anderen Eltern oder einer Institution zu überlassen.
Die Fähigkeiten und die Gesundheit zukünftiger Generationen könnten durch eine deutliche Verringerung der Nutzung von emotionalem Missbrauch verbessert werden. Angesichts der nach wie vor hohen Zahl von Kindern, die von der regelmässigen Anwendung von Gewalt durch ihre Eltern betroffen sind, stellt dieser Bereich ein grosses Potenzial für die Schweizer Gesellschaft dar.
Dritte Studie zum Vergleich
Die 130-seitige Studie trägt den Titel "Strafverhalten von Eltern in der Schweiz. Körperliche und psychische Gewalt in der Erziehung und der Familien in der Schweiz: Aktuelle Untersuchung und Trendanalyse". Sie wurde von Forschenden unter der Leitung von Professor Dominik Schöbi vom Institut für Familienforschung und -beratung (Universität Freiburg) im Auftrag der Schweizerischen Stiftung für Kinderschutz durchgeführt. Dies ist die dritte Studie dieser Art seit den Studien von 1990 und 2003. Sie basiert auf Daten, die aus einer Umfrage unter einer repräsentativen Stichprobe von 1'523 Personen gewonnen wurden. Die ersten Ergebnisse wurden von der Schweizerischen Kinderschutzstiftung im November anlässlich des Starts der Sensibilisierungskampagne zur Förderung eines Klimas der Gewaltlosigkeit in der Familie veröffentlicht.