von Sven Grunwald
Nach dem Einblick in das Land Brasilien reisen wir durch die zwölf Austragungsorte der Weltmeisterschaft. Von Manaus beginnend über Brasília nach São Paulo. Dort blicken wir auf Stadt, Kultur und natürlich Fussball.
Manaus
Stadt
Unsere erste Station bietet direkt sehr viel Stoff für grosse Diskussionen. Spektakel auf der einen Seite, Unverständnis auf der anderen - Manaus.
Als Hauptstadt Amazonas' leben in Manaus nach Angaben der Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística - kurz IBGE - 1'982'177 Millionen Einwohner (Stand: 1. Juli 2013), was sie zur grössten Stadt des Bundestaats macht.
Nach der Gründung der Siedlung Lugar da Barra im Jahre 1669, entwickelte sich diese zur "Capitania de São José do Rio Negro", ehe am 24. Oktober 1845 die Stadt schlussendlich den Namen Manaus erhielt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts machte der Kautschuk aus einer verschlafenen Gegend Manaus eine Grossstadt mit Alleen, elektrischer Strassenbahn und Opernhaus - das "Paris der Tropen". Doch knapp zwanzig Jahre später war von dem nur noch wenig zu sehen. Der Preis des Kautschuks fiel - mit ihm auch der Glanz des Opernhauses. Bis heute gilt der Verfall dieses als Symbol für den dramatischen Niedergang der Stadt. Heute dominieren Kriminalität und Wohnflächen, die sich in den Dschungel hineingefressen haben.
In der heutigen Zeit ist Manaus jedoch ein wichtiger wirtschaftlicher Bestandteil Brasiliens. Dort sind sie, die Global Player, ob Honda, Nokia, Yamaha, Panasonic, LG, Philips, Sanyo, Kodak oder Xerox. 80 aller in Brasilien gefertigten Elektrogeräte stammen aus Manaus. Hinzu kommen fast alle Motorräder auf den Strassen Brasiliens.
Die Freihandelszone "Zona Franca" ist so gross wie das gesamte Stadtgebiet von Manaus. Doch dies ist erst der Anfang. In der Schaltzentrale dieser Freihandelszone ist die SUFRAMA, die Superintendencia da Zona Franca de Manaus. Eine Art Ministerium für Turboinvestitionen. Das Ziel dieser ist klar: Arbeitsplätze schaffen, Produktion erhöhen. Die Menschen sollen nicht mehr den Regenwald abholzen müssen, um zu überleben.
Klima
Manaus gehört mit Sicherheit zu den Orten, an denen die Fussballer am wenigsten gern spielen. Laut Angaben der "WMO" besitzt das Land eine Durchschnittstemperatur von maximal 31,42°C pro Jahr. Minimal sind es durchschnittlich rund 23,26°C im Jahr. Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit liegt bei knapp 83 Prozent im Jahr. Somit wird unter anderem die Schweiz ein tropisches Klima erwarten, dass die Spieler an ihre Grenzen bringen wird.
Wissenswertes
Encontro das Águas - Wie (Kaffee)Milchschaum über Kaffee
Besonders ist die Lage Manaus'. Die Grossststadt liegt am Ufer des Rio Negro, der etwa zehn Kilometer entfernt mit dem Amazonas zusammenfliesst. Dieses Aufeinandertreffen wird auch als "Encontro das Águas" - dem "Treffen der Wasser" bezeichnet. Dies ist bis heute eine der grössten Attraktionen der Metropole. Besonders ist, dass der Rio Negro dunkles, fast schwarzes Wasser führt, der Rio Solimões, wie der Amazonas in diesem Gebiet genannt wird, hingegen hellbraunes. Durch den Temperaturunterschied beider Flüsse von fast zehn Grad und den unterschiedlichen pH-Werten vermischen sich diese nur sehr schwer. Dies führt zum Phänomen, dass der Rio Negro und Amazonas über eine Strecke von circa zehn Kilometer im selben Flussbett nebeneinander verlaufen. Ähnlich wie das Bild von schwarzem Kaffee und braunem (Kaffee)Milchschaum über diesem.
Das Opernhaus "Teatro Amazonas"
Wie erwähnt, verdankt Manaus dieses Opernhaus den "Kautschukbaronen", die dieses mit dem erlangten Reichtum aus dem Kautschukverkauf finanzierten. Das Gebäude, welches am Silvesterabend 1896 eingeweiht wurde, besitzt drei Zuschauerränge. Das Gold der Wände und das Rot der Bestuhlung dominieren. Darüber hinaus zeigt ein 15 Meter hoher Bühnenvorhang eine Darstellung des Zusammenflusses der Ströme Rio Negro und Solimões. Insgesamt gibt es rund 700 Plätze, davon 250 im Parkett. Neben dem Klima, das bereits 1929, 1962 und 1974 Sanierungen am Gebäude nach sich zog, besitzt das Opernhaus noch einen weiteren Feind - Termiten. Mit 14'000 Litern Flüssigkeit und 1440 Gaspatronen kämpften Kammerjäger gegen die Plage an. Später wurde zur Prävention ein System zum Versprühen von Schutzmitteln eingebaut.
Mittlerweile wurde das Opernhaus wieder vollständig restauriert und ist somit Gaststätte des jährlichen Opernfestivals.
Fussball
Die meisten Vereine aus dem Bundesstaat Amazonas kommen aus Manaus. Mit dem Klub Nacional Futebol Clube stellt man den Rekordmeister der Campeonato Amazonense - der Stadtmeisterschaft von Amazonas. Stadtrivalen sind São Raimundo Esporte Clube, Atlético Rio Negro Clube, Nacional Fast Club und América Futebol Clube. Das Derby gegen Rio Negro wird als Rio-Nal bezeichnet und ist das traditionelle Stadtderby.
Arena da Amazônia
Mit Sicherheit ist die Arena da Amazônia das umstrittenste Stadion der WM. Für den Bau dieser Arena wurde das Estádio Vivaldo Lima - bekannt als Vivaldão - abgerissen. Nun steht ein Stadion, das 42'374 Sitzplätze sowie Restaurants und unterirdische Parkplätze verfügt. Doch das scheinen die einzigen guten Nachrichten zu sein. Insgesamt vier Arbeiter starben bei den Bauarbeiten dieses Stadions. Der Maurer Nonato Lima Costa fiel am 28. März 2013 von einem Gerüst. Kollegen fanden seine Leiche. Am 14. Dezember 2013 stürzte Marcleudo de Melo Ferreira vom Dach und starb. Nur Stunden später erlag wiederum der 50-jährige Bauarbeiter José Antonio Nascimento Souza einem Herzinfarkt, da er laut Familienangehören dem Stress, sieben Tage pro Woche zu arbeiten, nicht gewachsen war. Zuletzt, am 7. Februar 2014, wurde der Portugiese Antônio José Pita Martins von einem Kran erschlagen. Nach Ansicht der Angehörigen hat dies mit der Hektik und mangelnden Sicherheitsvorkehrungen zu tun, nach Meinung der der Aufseher mit dem Leichtsinn der Arbeiter. Die meisten Handwerker wurden in der Ferne verpflichtet und miserabel bezahlt.
Insgesamt vier Fussballfeste finden in Manaus statt. England gegen Italien, Kamerun versus Kroatien, USA und Portugal sowie zuletzt Honduras gegen die Schweiz - allesamt Spiele in der Vorrunde. Doch was geschieht dann mit dem Stadion? Der ortsansässige Klub Nacional Futebol Clube spielt lediglich in der vierten Liga. Kaum vorstellbar, dass der Klub dieses Stadion randvoll füllen könnte. Eigentlich sollte das Stadion "nur" 499 Millionen Reais, sprich circa 164,8 Millionen Euro kosten. Am Ende wurden es 670 Millionen Reais - 218 Millionen Euro. 218 Millionen Euro für vier Spiele und den Druck, weitere Veranstaltungsmöglichkeiten für die Arena zu finden, statt 218 Millionen Euro für Bildung, Medizin und Infrastruktur. "Ich bin nicht gegen die WM, aber gegen die hohen Kosten. Gleichzeitig haben wir schlechte Schulen und in den Krankenhäusern gibt es nicht genug Ärzte und Medikamente", äusserte sich Júnia de Vale, eine Demonstrantin gegenüber dem "ZDF". Miguel Capobiango, der WM-Koordinator der Regionalregierung Amazonas wiegelt ab. Das Stadion soll anschliessend für Konzerte, Shows oder Schaukämpfe genutzt werden. Bleibt jedoch die Frage, wie jedes Wochenende ein Konzert, eine Show oder ein Schaukampf stattfinden soll und, ob diese das Stadion füllen werden. Doch nun weiter, an die Küste.
Fortaleza
Stadt
Die Küstenstadt Fortaleza ist die Hauptstadt des Bundesstaates Ceará und fasst 2'551'806 Millionen Einwohner (IBGE, Stand 01.07.2013). Der Name Fortaleza (deutsch: Festung) stammt aus der Zeit zwischen 1637 und 1654, als Niederländer dieses Gebiet kontrollierten. Dort errichteten sie die Festung "Schoonenborch Fort". Mit dem Rückzug der Niederländer, 1654, wurde die Festung umbenannt. Die offizielle Gründung datiert vom 13. April 1726.
Klima
Nicht ganz so heiss wie in Manaus ist das Klima in Fortaleza. Dort herrscht laut "Wetterkontor" im Durchschnitt eine Jahrestemperatur von maximal 29,9°C, minimal eine Jahrestemperatur von durchschnittlich 23,5°C. Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt 78 Prozent jährlich im Durchschnitt.
Wissenswertes
Sextourismus
Der Strassenstrich ist mitunter ein Problem der Stadt. Doch hierbei handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Strassenstrich. Es ist bereits Alltag. Junge, minderjährige Mädchen stehen nachts in Clubs oder auf der Strasse und bieten sich an. Für ein paar Reais steigen sie dann mit älteren Männern ins Auto, ehe das eigentliche Geschäft beginnt. Hinzu kommt, dass viele der Mädchen nie wieder gesehen werden beziehungsweise wurden, nachdem sie in ein Auto stiegen. Die WM wird etwa 600'000 ausländische Reisende ins Land locken - darunter auch Fans aus Deutschland, das in Fortaleza gegen Ghana spielen wird. Nach Meinung einer ehemaligen Prostituierten könne ein Kind so viel Geld mit Sex verdienen, dass eine vierköpfige Familie ein Jahr davon leben kann.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Kinderprostitution auf 400'000 gestiegen. Die meisten bieten ihren Körper an, weil ihre Eltern sie unter Druck setzen - oder sie in die Hände mafiöser Banden gelangen. Doch Kinderprostitution ist in Brasilien kein Thema. Zwar gibt es eine Virtual Global Taskforce, bei der die brasilianische Polizei mit internationalen Sicherheitsbehörden im Einsatz gegen die Prostitution von Minderjährigen kooperieren soll, eine Zusammenarbeit zwischen Brasilien und der internationalen Polizeiorganisation Interpol. Doch nur wenig geschieht - laut einer Interpol Sprecherin hänge es davon ab, ob Kinderprostitution wirklich als Thema angesehen wird. "Es hängt wirklich von den beteiligten Ländern und ihren Kampagnen ab, was passiert - und ob die Staaten das Gefühl haben, Unterstützung von Interpol zu gebrauchen", so eine Interpol-Sprecherin gegenüber der "Welt".
Viele Eltern sind ohne Chance auf Arbeit, können sich die Schulbücher der Kinder nicht leisten. Viele Kinder, die dort aufwachsen werden von Brüdern, Vätern oder Onkeln geschlagen oder gar vergewaltigt. Der einzige Ausweg aus diesem Elend zu entfliehen: Die Prostitution. Manche Kinder werden sogar von ihren Eltern gezwungen, sich zu prostituieren. So sichern ganze Familien ihr Überleben.
Doch die Fifa schweigt das Thema nahezu tot. Zwar wurde ein neues Gesetz zur sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen verabschiedet, dass Täter härter bestrafen soll. Waldemar Olivera, Rechtsanwalt, der für das "Zentrum für die Verteidigung von Kindern und Jugendlichen" arbeitet, sieht es weniger optimistisch. "Wir brauchen spezialisierte Ermittler", so Olivera in der "Welt", "aber die Regierung sagt, dass sie dafür kein Geld hat." Zudem fehlten viele Arbeitskräfte, Computer und Autos.
Praia do Futuro
Der beliebteste Strand ist der Praia do Futuro - Strand der Zukunft. Ansehnliche Wellen, Palmen und Kioske, die mit dem Stroh der "Carnaúba-Palmen" erbaut wurden - die im Volksmund auch als Barracas de Praia - Strand-Barracken bezeichnet werden. Jeden Donnerstag wird der Strand dann zur Partymeile und Hauptattraktion der Stadt. Es gibt Shows, Forró wird getanzt und ordentlich Carangueijo (Krebse in Salzwasser gekocht) gegessen. Hinzu bietet der Strand optimale Windbedingungen zum Surfen oder anderen Wassersportarten. Hier finden unter anderem internationale Meisterschaften im Surfen und Windsurfen statt.
Fussball
Ceará Sporting Club und Fortaleza Esporte Clube sind zwei der populärsten Klubs im Nordosten Brasiliens. Ceará spielt derzeit in der Serie B, Fortaleza FC in der dritten Liga. Beide gehören zu den Erfolgreichsten Ceará SC gewann 42 mal Staatsmeisterschaft von Ceará, Fortaleza EC diese 37 Mal. Zu den grössten Erfolgen beider Teams gehört das Finalspiel in brasilianischen Pokal. Ceará Sporting Club spielte das Finale des Copa do Brasil 1994 aus, verlor jedoch, nach einem Remis im Hinspiel, mit 0:1 bei Grêmio Porto Alegre. Zudem erreichte der Klub 2005 und 2011 das Halbfinale. Fortaleza Esporte Clube erreichte hingegen 1960 gegen Palmeiras das Finale des Taça Brasil, einem Vorläufer der brasilianischen Meisterschaft, unterlag dort jedoch mit 3:1 und 8:2. 1968 ging es schliesslich Botafago, wo Fortaleza EC jedoch erneut verlor. 2:2 und 0:4 hiess es am Ende. Dies ist bis heute das letzte Finale des Taça Brasil.
Estádio Castelão
1973 wurde Estádio Governador Plácido Castelo, besser bekannt als Castelão, erbaut. Am 11. November 1973 fand hier das Spiel zwischen Ceará SC und Fortaleza EC statt, was torlos endete. Nun wurde das Stadion für knapp 192 Millionen Euro umgebaut und bietet nunmehr 64'165 Sitzplätze. Darüber hinaus besitzt es VIP-Logen mitsamt einem großen Hospitality-Bereich, einen Pressesektor, eine Mixed Zone und vollständig renovierte Kabinen. Ebenfalls änderten sich die Verkehrsbedingungen. Vier Omnibuskorridore, eine moderne Elektrostraßenbahnlinie (VLT - Veículo Leve sobre Trilhos) sowie zwei Metrostationen wurden zur Erleichterung der Anreise fertiggestellt. Hinzu kommt ein unterirdisches Parkhaus mit 4'200 Plätzen.
Natal
Stadt
Kapp 436 Kilometer südlich befindet sich unsere nächste Station. Natal ist die Hauptstadt des Bundestaates Rio Grande do Norte und besitzt 853'928 Einwohner (IBGE, 01.07.2014).
Noch im Jahre 1597 war Natal Brasilien eine portugiesische Kronkolonie. Am 25. Dezember 1597 erreichte schliesslich eine Gruppe portugiesischer Seeleute auf Befehl des Gouverneurs den Fluss Potengi. Ihr Auftrag war, den Stützpunkt Rio Grande do Nort von französischen Piraten zu befreien. Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, begann die Gruppe mit dem Bau einer Festung. Noch im Jahre 1597 war Brasilien eine portugiesische Kronkolonie. Am 25. Dezember 1597 erreichte schliesslich eine Gruppe portugiesischer Seeleute auf Befehl des Gouverneurs den Fluss Potengi. Ihr Auftrag war, den Stützpunkt Rio Grande do Nort von französischen Piraten zu befreien. Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, begann die Gruppe mit dem Bau einer Festung. Zwei Jahre nach der Rückeroberung des Gebiets durch Portugal, legte Expeditionsleiter Jerônimo de Albuquerque die Stadtgrenzen der Siedlung am Potengi-Fluss neu. Jedoch ist bis heute umstritten, ob der 25. Dezember 1597 oder 1599 zur Namensgebung Natal geführt hat.
Im portugiesischen bedeutet Natal Weihnachten. Bis zum 20. Jahrhundert wuchs Natal eher langsam. Erst durch die Ausbeutung der Erdölvorkommen vor der Küste, den Bau der Universität - Universidade Federal do Rio Grande do Norte - eine richtige Infrastruktur für den Tourismus beziehungsweise stadtplanerischen Eingriffen in das Strassensystem und die Errichtung von staatlich geförderten Wohngebieten, den conjuntos habitacionais, erfuhr die Hauptstadt Rio Grande do Nortes einen Aufschwung. Da Natal als nordöstlichster Punkt in Südamerika näher in Europa liegt, als jede andere Stadt des Kontinents, ist diese auch Anziehungspunkt für Touristen auf Europa.
Klima
Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt gemäss "holidaycheck" bei maximal etwa 28,6°C, minimal etwa 24,25°C. Etwa 300 Sonnentagen gibt es pro Jahr, weshalb die Stadt nicht zu Unrecht als "Cidade do Sol"- Sonnenstadt - bezeichnet wird. Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt im Durchschnitt 78 Prozent im Jahr.
Wissenswertes
Forte dos Reis Magos
Die "Forte dos Reis Magos" ist eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Sie wurde 1598 errichtet und sollte die Stadt vor einer französischen Invasion schützen. Das Fort bietet ein Museum, originale Kanonen aus der Zeit und Soldaten-Unterkünfte sowie einen atemberaubenden Ausblick auf die Stadt und ihre Dünen.
Die Strände Ponta Negra ist komplett verstädtert und dort sind mehrere Bars, Clubs und Restaurants zu finden. Ein beliebtes Gericht sind natürlich auch hier die Krabben - oder "camarao", wie sie oft bezeichnet werden.
Fussball
Die drei besten Mannschaften aus Rio Grande do Norte kommen allesamt aus Natal: Alecrim Futebol Clube, América Futebol Clube und ABC Futebol Clube. Die meisten Titel des Campeonato Potiguars - Potiguar ist die Bezeichnung für die Menschen aus Rio Grande do Norte - haben América Futebol Clube und ABC Futebol Clube unter sich ausgemacht. América FC wurde dabei 33 Mal Sieger des Campeonato Potiguars, ABC FC hingegen sogar 52 mal. Beide Mannschaften spielen in der zweiten Liga Brasiliens, der Serie B. Alecrim FC, der in der Serie D aktiv ist, gewann die Staatsmeisterschaft dagegen nur siebenmal.
1972 wurde im Viertel Lagoa Nova das Estádio João Cláudio de Vasconcelos Machado, auch als Machadão bekannt, erbaut - Heimspielstätte der Klubs ABC Futebol Clube, Alecrim Futebol Clube und América Futebol Clube. Um sich nun als 12. Spielort der WM durchzusetzen, wurde das Machadão und die angrenzende Sporthalle Humberto Nesi, das sogenannte Machadinho, komplett abgerissen. Entstanden ist mit der Arena das Dunas ein neuer Fussballtempel, der allerdings Fragen aufwirft.
Arena das Dunas
Knapp 42'086 Zuschauer passen in die Arena , doch längst sind nicht alle Tribünen fertig. Erst vor ein paar Tagen postete Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke ein Foto bei Twitter, auf dem zu erkennen war, dass eine Tribüne noch ohne Sitze war. "Es ist ein Rennen gegen die Zeit", schrieb Valcke bei Twitter. "Wir brauchen das Engagement aller, die hier in Natal beteiligt sind, um sicherzugehen, dass bis zum 13. Juni alles fertig ist", schrieb Valcke weiter. Nach der WM soll das Stadion um rund 10'000 Plätze reduziert werden.
Recife
Stadt
Knapp 254 Kilometer südlich von Natal entfernt liegt Recife. Recife - portugiesisch für Riff - ist die Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco. Die Hafenstadt fasst 1'599'513 Einwohner. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Region wird Recife auch oftmals als "Hauptstadt des Nordostens" bezeichnet.
Viele Jahre lang war Recife in erster Linie der Hafen, der den Ort Olinda mit dem Atlantik verband. Dann erhielt Recife jedoch durch die Anwesenheit der Niederländer im Nordosten Brasiliens in Sachen Städtebau einen Schub. Der deutsche Graf und Generalgouvaneur Johann Moritz von Nassau-Siegen landete schliesslich 1637 in Recife und gab den Bau von Brücken, Kanälen und Dämmen in Auftrag. Damals erhielt die Stadt den Namen Mauritsstad. Diese war gleichzeitig die Hauptstadt der niederländischen Kolonien in Amerika. Zwar kehrte von Nassau-Siegen 1644 wieder in die Niederlande zurück, doch Recife verdankt ihm die typische Architektur. Dies hat der Stadt auch den Namen "Venedig Brasiliens" eingebracht.
Klima
Maximal herrscht gemäss "Wetterkontor" in Recife ein Klima von durchschnittlich 29,2°C. Minimal Temperaturen von 21,8°C. Die relative Feuchte beträgt im Schnitt 80 Prozent. Während des Turniers wird diese wohl mit 85 Prozent ihren Höhepunkt erreichen.
Wissenswertes
Casa do Cultura
Das 1867 vom Ingenieur Mamede Alves Ferreira fertiggestellte Gefängnis ist seit dem 3. September 1980 ein historisches Monument von Pernambuco. Damals war das Gebäude eines der modernsten Gefängnis-Modelle ihrer Zeit. Das Gebäude ist in "+-Form", sprich setzt sich aus einem Nord-, Süd-, Ost- und Westflügel zusammen. Der Gedanke war dabei, alle Inhaftierten von einer zentralen Aufsicht zu beobachten. In der Mitte laufen diese zu einem zentralen Foyer, das mit einer metallischen Kuppel bedeckt ist, zusammen. Der damalige Gouverneur Eraldo Gueiros Leite schloss am 15. März 1973 die Haftanstalt von Recife. Die damaligen Häftlinge wurden in andere Gefängnisse des Staates gebracht, Häftlinge mit guter Führung wurden auf die Gefängnisinsel Itamaracá gebracht.
Heute ist das Gebäude ein regionales Kulturzentrum und Anziehungspunkt für Touristen. In den 150 Zellen sind heute unter anderen kleine Kunsthandwerk-Läden, eine Buchhandlung und Schnellimbisse untergebracht. Zudem gibt es einen Raum für Shows und regionale Folklore- Darstellungen, und auch ein Museum des Karnevals.
Fussball
Kaum eine Stadt in Brasilien ist so fussballverrückt wie Recife. Die drei Spitzenklubs der Stadt sind Sport Clube do Recife, Santa Cruz Futebol Clube und Clube Náutico Capibaribe. Sport Recife, bei dem unter anderem der Ex-Herthaner Marcelinho und Freistosskünstler Juninho spielten, wird kommende Saison wieder in der Serie A spielen. Grösster Erfolg für Sport ist der Meistertitel 1987 und der Pokalsieg 2008. Santa Cruz FC spielt in der Serie C. Der Klub gewann 25 Mal die Staatsmeisterschaft von Pernambuco. Clube Náutico Capibaribe gewann diese 21 Mal.
Die Arena Pernambuco
Sport, Santa Cruz und Náutico haben mit dem Ilha do Retiro, Arrudão und Aflitos jeweils ein eigenes Stadion, doch die Regierung von Pernambuco entschloss sich dennoch dazu, ein neues Stadion zu bauen.
Die Arena Pernambuco befindet sich in São Lourenço da Mata, einem Vorort von Recife. Die Arena bietet Platz für 42'583 Zuschauer. Wie im Oktober 2011 vereinbart, wird der Clube Náutico Capibaribe dort seine Heimspiele austragen.
Das Projekt wird als wirtschaftlicher Motor für das Wachstum des Großraums Recife angesehen - eine Region, die unter anderem unter Armut leidet.
Auch in der genaueren Betrachtung der Städte bleibt der Gegensatz erhalten. Soweit mit den ersten vier Städten dieser Fussball-WM. Am Montag, den 09.06.2014, geht es mit Teil Drei weiter.