Kantone

Online-Glücksspiel: Suchtgefährdete zahlen Hälfte aller Einsätze

(Bildquelle: Sucht Schweiz)

Problematisch Spielende tätigen rund die Hälfte aller Spieleinsätze beim Online-Glücksspiel. Und auch die Online-Ableger von Lotto & Co. tragen massiv zur Spielsuchtproblematik bei. Dies zeigt eine neue Schweizer Studie zum Online-Glücksspiel. 16 Deutschschweizer Kantone lancieren nun eine Kampagne.

In der Schweiz zeigen 192'000 Personen ein risikohaftes Spielverhalten. Ein kleiner Teil davon gilt als spielsüchtig. Dabei gehen Spielende im Onlinebereich ein überdurchschnittlich hohes Risiko ein. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Online-Angebote sind permanent verfügbar, der Bezug zum realen Geld geht verloren und eine soziale Kontrolle fehlt.

Betroffene führen oft Doppelleben

Die Konsequenzen einer Spielsucht sind verheerend, wie der ehemalige Betroffene A. berichtet: “Lange habe ich meine Sucht unterdrückt und verleugnet. Ich führte neben meiner Rolle als Familienvater ein Doppelleben und habe kaum mehr am Leben meiner Familie und meiner Freunde teilgenommen.” Neben Spielschulden, körperlichen und psychischen Beschwerden hat eine Spielsucht häufig auch Konsequenzen für das Familien- oder Berufsleben.

Zahlen einer unveröffentlichten Studie des Westschweizer Spielsucht-Präventionsprogramms PILDJ (Programme intercantonal de lutte contre la dépendance au jeu) zeigen zudem, dass Online-Angebote vorwiegend von einem männlichen Publikum genutzt werden. Jeder zehnte Spielende weist dabei ein problematisches Spielverhalten auf. Die Risikobereitschaft ist bei Jüngeren und Einkommensschwachen am höchsten.

Lotto & Co. vor Sportwetten und Casinospielen

Die Studie zeigt, dass Online-Lotterien und Rubbellose unter den Spielenden in der Schweiz am meisten verbreitet sind (rund 85%). Weiter spielen rund 16 Prozent Sportwetten, gefolgt von Casinospielen, dem Pokern, Finanz- und eSport-Wetten. Ein besonders hohes Risikoverhalten zeigt sich bei Sportwetten und Casinospielen.

Bei Lotterien und Rubbellosen spielen deutlich weniger problematisch, durch die starke Verbreitung ist die Problemlast dort insgesamt trotzdem am grössten. Bemerkenswert ist auch, dass die rund 10 Prozent problematisch Spielenden für beinahe die Hälfte aller Spieleinsätze verantwortlich sind. Damit werden Befunde aus internationalen Studien erstmals für die Schweiz bestätigt.

Kantone lancieren Sensibilisierungskampagne

Vor diesem Hintergrund lanciert das interkantonale Programm ​Spielen ohne Sucht ​im Auftrag von 16 Deutschschweizer Kantonen eine digitale Sensibilisierungskampagne. Mit spannenden und leicht ironischen Kurzfilmen sollen die Risiken und das Suchtpotenzial von Online-Glücksspielen aufgezeigt werden. Dabei werden auch konkrete Tipps vermittelt, wie Spielende ihr Spielverhalten kritisch unter die Lupe nehmen können.

"Sich Zeit- oder Geldlimiten setzen oder regelmässige Auszeiten nehmen sind Möglichkeiten, sich selbst zu schützen", so Suchtexpertin Nadia Rimann von Spielen ohne Sucht. Für Betroffene und Angehörige steht via www.sos-spielsucht.ch ein kostenloses und anonymes Beratungsangebot zur Verfügung.