OP-Mitarbeiter sagen: "Gefahren für Patienten nehmen zu"

(Bildquelle: infoticker)

Eine Umfrage des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch unter Ärzten und Pflegern zeigt: Die Hygiene in Schweizer Operationssälen wird von Mitarbeitern missachtet. 23 Prozent der befragten OP-Ärzte und OP-Pfleger stellenfest, die Vorschriften würden nicht von allen Spitalmitarbeitern eingehalten....

Eine Umfrage des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch unter Ärzten und Pflegern zeigt: Die Hygiene in Schweizer Operationssälen wird von Mitarbeitern missachtet. 23 Prozent der befragten OP-Ärzte und OP-Pfleger stellenfest, die Vorschriften würden nicht von allen Spitalmitarbeitern eingehalten. Jeder zehnte Befragte sieht "Probleme" bei der Sterilisation des OP-Bestecks. Nur acht von tehn würden sich im eigenen OP-Saal unters Messer legen.

Vor zwei Monaten hatte bereits eine Umfrage unter den kantonalen Gesundheitsdirektionen offengelegt: Die Behörden kontrollieren die Schweizer Spitäler meist nur lückenhaft. Es fehlt verbreitet an einheitlichen und standardisierten Kontrollen. Mancherorts finden Vor-Ort-Kontrollen durch die zuständigen Aufsichtsämter spärlich oder sogar überhaupt nicht statt. Jetzt zeigt eine weitere Umfrage, die im Auftrag von comparis.ch durch "Drouwerkerk - just medical" durchgeführt wurde: Selbst viele Pfleger und Ärzte sagen aus eigener Erfahrung, dass es in ihren Operationssälen Probleme mit der Hygienegibt. Dazu waren im Juni dieses Jahres 350 Ärzte und Pflegekräfte aus dem OP-Bereich befragt worden.

Nachlässige Hygiene, höhere Arbeitsbelastung

Ein Gefälle zeigt sich bei den Angaben von Ärzten und Pflegern. Pfleger stufen die Situation meist deutlich kritischer ein als das Ärztepersonal. So zeigt sich, dass sich nur sieben von zehn Pflegernim eigenen OP operieren lassen würden. Bei den Ärzten sind es hingegen neun von zehn.

Jeder dritte Pfleger gab bei der Befragung zum OP-Barometer an, dass die Hygienerichtlinien nicht von allen Mitarbeitern eingehalten werden. Bei den Ärzten stellten dies 18 Prozent fest. Jede fünfte Pflegekraft sieht in ihrer Klinik "Probleme mit der Sterilisations-Qualität". Und jeder Viertebejaht die Aussage, dass die Patientengefährdung im OP in den vergangenen beiden Jahren zugenommen habe. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass 78 Prozent der Pfleger für denselben Zeitraum eine Zunahme der Arbeitsbelastung konstatieren.

Patientenschützer fordert bessere Hygiene-Schulungen


Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte von comparis.ch: "Die Umfrage zeigt klar: Selbst ein nicht unbeachtlicher Teil der Klinikmitarbeiter sorgt sich um die Hygiene im eigenen Spital. Das ist erschreckend und muss von den Verantwortlichen ernst genommen nehmen. Die Gesundheitsämter müssen den Spitalmitarbeitern genauer auf die Finger schauen, damit die Patienten besser vor Krankenhaus-Keimen geschützt werden." Schneuwly verweist auf eine Statistik des Fachärzte-Vereins Swissnoso. Demnach liessen sich durch eine bessere Hygiene in den Spitälern jährlich rund 20'000 Infektionen und 600 Todesfälle vermeiden - bei insgesamt 70'000 Infektionsfällen.

Der Präsident der Stiftung für Patientensicherheit Schweiz, Dieter Conen, sagt: "Um die Hygiene in den Spitälern nachhaltig zu verbessern, reichen mehr Kontrollen und scharfe Sanktionen nicht aus. Vielmehr ist es wichtig, dass die Spitäler die Schulung ihres OP-Personals verbessern. Leider wird die Hygieneprävention oft vernachlässigt. Vor allem die steigende Arbeitsbelastung in den Spitälern geht zu Lasten der Prävention."