Ein vor eine Kutsche gespanntes Pferd ist am Montagnachmittag beim Basler Cortège gestürzt. Das Tier konnte Augenzeugen zufolge etwa 15 Minuten lang nicht aufstehen und erlitt eine leichte Schürfwunde. Peta weist darauf hin, dass schwere Unfälle bei Kutschfahrten und Festzügen keine Seltenheit sind. Die Tierschutzorganisation hat sich nun in einem Schreiben mit dem Appell an das Fasnachts-Comité in Basel gewandt, die Umzüge künftig ohne Pferde durchzuführen.
"Der Einsatz von Pferden auf Fastnachtsumzügen ist unverantwortlich. Die schreckhaften Tiere stehen durch die laute Musik, fliegende Süssigkeiten und inmitten der ausgelassenen Menschenmassen unter erheblichem Stress. Wenn ein Pferd durchgeht, kann es für Menschen und Tiere lebensgefährlich werden", so Peter Höffken, Fachreferent bei Peta.
Pferde in Stresssituationen unkontrollierbar
Auch bei trainierten Pferden können bereits geringe Störungen den Fluchtinstinkt auslösen. Beim Rosenmontagszug in Köln wurden im Februar 2018 fünf Menschen teils schwer verletzt, nachdem Pferde vor einer Kutsche durchgingen. Die Stadt Düsseldorf beschloss daraufhin ein Verbot von Pferdekutschen beim Rosenmontagszug. 2015 wurden bei einem schweren Pferdekutschenunfall auf einem Volksfest in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen 26 Menschen teils schwer verletzt. Ein Sachverständigengutachten ergab, dass "die Pferde ihrem Fluchtinstinkt gefolgt seien – und auch vom Kutschbock mit Leinen und Peitsche nicht mehr für menschliche Kommandos empfänglich gewesen wären." [1]
Schon 1991 stellte das Oberlandesgericht Koblenz fest, dass unberechenbares Verhalten, etwa ein Ausbruch bei einem Karnevalsumzug, auch bei gewöhnlich "lammfrommen" Pferden nicht ausgeschlossen werden kann (AZ 5 U 1812/90).
Tierschutzwidrige Trainingsmethoden zur Vorbereitung auf Umzüge
Petas Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Neben dem Stress für die Pferde während der Umzüge kritisiert die Tierschutzorganisation auch die tierschutzwidrigen Trainingsmethoden, mit denen die sensiblen Fluchttiere im Vorfeld "desensibilisiert" werden. Im Training werden sie regelmässig mit lauter Musik beschallt oder durch Knallgeräusche erschreckt. Scharfe Gebisse kommen ebenfalls zum Einsatz, um die Pferde mit Schmerzen zu kontrollieren.
Unfälle mit Pferdekutschen enden oft tödlich
2018 sind im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) bei 42 Unfällen zehn Menschen gestorben, 92 wurden verletzt. Zudem kamen dabei vier Pferde ums Leben, sechs weitere wurden verletzt. Peta weist darauf hin, dass die häufig schweren Verläufe der Unfälle vor allem auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie mangelhafte Beleuchtung und unzureichende Bremssysteme zurückzuführen sind.
[1] Schmitt, H. (2017): Staatsanwaltschaft zieht Klage zurück. Kutschenunfall in Troisdorf war nicht zu vermeiden. In: General-Anzeiger Bonn. Online abrufbar unter: http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/sieg-und-rhein/troisdorf/Kutschenunfall-in-Troisdorf-war-nicht-zu-vermeiden-article3575752.html.