Die brasilianische Wirtschaft bleibt weiter schwach, was durch Kreditknappheit, Anstieg der Arbeitslosenquote, hoher Inflation und in der Folge sinkenden Realeinkommen noch verschlimmert wird. Die Anpassung der Wechselkurse ist für die Wirtschaft grundsätzlich positiv, weil sie den Export begünstigt und der Industrie in Brasilien mehr Wettbewerbsfähigkeit verschafft. Diese Änderung könnte einen neuen Wachstumsschub auslösen.
Die im Moment größeren Schwierigkeiten haben mit Problemen zu tun, die politischer Natur sind. Die Zentralregierung, die von ihren eigenen Anhängern angegriffen wird, kann sich nicht mehr auf eine Regierungsmehrheit verlassen oder, was am wahrscheinlichsten ist, muss sogar mit dem Verlust dieser Mehrheit rechnen. Wenn sie ihr Ansehen wiedergewinnt und das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommt, würde das eine neue Phase wirtschaftlichen Wachstums mit sich bringen. Das würde allerdings wirtschaftliche Anpassungen in einem beachtlichen Ausmaß erfordern, die der Bevölkerung und den wirtschaftlichen Akteuren einiges an Opfern abverlangen würden.
In dieser Hinsicht scheint das derzeitige Wirtschaftsteam unter Leitung von Minister Joaquim Levy die einzige Alternative zu sein, wenn es darum geht, das Vertrauen der Geschäftswelt zurückzugewinnen. Die Auswirkungen der Anpassungen scheinen die einzelnen Wirtschaftsbereiche nicht in gleicher Weise zu treffen, obwohl alle im Vergleich zu den vergangenen Jahren Umsatzverluste verzeichneten. Zudem bringen alle ihre Sorge in Bezug auf das Ausmaß des Rückgangs, der sich aus dieser Anpassungsphase ergibt, zum Ausdruck.
Unter den verschiedenen Sektoren äußern sich die energieintensiven Industrien am pessimistischsten. Zu den Branchen, die am zuversichtlichsten die Zukunft blicken, gehören: Pharmaindustrie und das Gesundheitswesen allgemein, Geldüberweisungsdienstleister, E-Commerce- und Sicherheitsbranche. Märkte mit größerer Kaufkraft, Einzelhandel und Immobilienbranche, erleben derzeit einen substantiellen Wachstumsschub.