Geboren wurde das Koala-Jungtier bereits Mitte Mai nach einer kurzen Tragzeit von nur rund 35 Tagen. Koalas kommen winzig, blind, nackt und völlig hilflos auf die Welt. Erst im Beutel entwickeln sie sich, wachsen heran und verdreihundertfachen dabei ihr Gewicht – von 1 Gramm auf durchschnittlich 300 Gramm.
Klein wie ein Gummibärchen
Bei der Geburt sind Koalas nur etwa so gross wie ein Gummibärchen. Den Weg in den Beutel finden sie instinktiv. Eine von der Mutter durch intensives Lecken angelegte Geruchsspur leitet sie dabei in die richtige Richtung. Fest ins Fell gekrallt beginnt das nur zwei Zentimeter kleine Lebewesen sofort nach der Geburt zu klettern und folgt dank des bereits gut ausgeprägten Geruchssinns der Spur vom Geburtskanal in den Beutel. Dort saugt es sich an einer Zitze fest und erhält fortan Muttermilch.
«Wir freuen uns sehr über den Zuchterfolg bei unseren Koalas. Wir beteiligen uns mit den Tieren am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Die Geburt ist somit ein wichtiger Beitrag zum langfristigen Erhalt der bedrohten Art. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass es noch etwa 500‘000 bis 700‘000 Tiere in der Wildnis gibt. In den vergangenen Jahren gab es allerdings unter anderem aufgrund der starken Brände regional Einbrüche der Population von teilweise 50 Prozent. Das ist beunruhigend», erklärt Zoodirektor Severin Dressen.
Premiere für die Koala-Eltern
Für Koala-Weibchen Téa ist es das erste Jungtier. Und auch Koala-Männchen Tarni hat erstmals Nachwuchs gezeugt. Koalas sind Einzelgänger und kommen nur zur Paarungszeit zusammen. Die Jungenaufzucht übernehmen ausschliesslich die Weibchen.
Etwa 12 Monate wird das Joey bei seiner Mutter bleiben und in dieser Zeit alle für einen Koala wichtigen Verhaltensweisen erlernen – nicht nur, wie es richtig klettert und sich in den Bäumen bewegt. Besonders zentral ist auch die Wahl der richtigen Nahrung.
Koalas fressen ausschliesslich Eukalyptus. Sie würden kein Gras oder Insekten probieren. Es gibt jedoch über 700 Eukalyptusarten und nur ein kleiner Teil davon ist für Koalas geniessbar. Viele Arten sind selbst für Koalas zu giftig. Im Zoo Zürich steht den Tieren eine Auswahl von 27 Eukalyptusarten zur Verfügung, die ihnen im Wechsel – pro Tag gibt es 4–5 verschiedene Arten – angeboten werden. Eukalyptus robusta ist bei jeder Mischung dabei, da diese Art besonders gut verträglich ist. Der Zoo Zürich bezieht den Eukalyptus aus einer Gärtnerei in der Nähe, die diesen speziell für den Zoo anbaut.
Kot als wichtiges Hilfsmittel
Wenn ein Koala-Jungtier mit sechs Monaten beginnt den Beutel zu verlassen, ist dies auch der Zeitpunkt, an dem es anfängt, seine Ernährung umzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat es sich ausschliesslich von Muttermilch ernährt. In einem ersten Schritt beginnt es nun, ganz speziellen Kot der Mutter zu fressen, den diese nur kurzzeitig in der Phase der Umstellung produziert. Dadurch nimmt das Joey wichtige Darmmikroben auf. Es ist quasi die mikrobielle Vorbereitung auf das Fressen und Verdauen von Eukalyptus.
Weil das Jungtier die Darmbakterien und damit die Eukalyptusprägung der Mutter übernimmt, wird es auch die gleichen Eukalyptusarten bevorzugen wie diese. Erst im Alter von rund acht Monaten beginnt ein Joey mehrheitlich Eukalyptusblätter zu fressen und erst mit circa zwölf Monaten ist das Jungtier von der Muttermilch entwöhnt. Es bleibt auch danach noch in der Nähe der Mutter. Vollständig selbstständig sind viele Koalas erst mit etwa eineinhalb Jahren.
Arten- und Naturschutz, Bildung und Forschung
Mit der Haltung und Zucht der Koalas trägt der Zoo Zürich nicht nur zur Sicherung einer Reservepopulation ausserhalb des natürlichen Lebensraums bei und informiert im Rahmen von Präsentationen und Führungen über die ikonischen Vertreter der australischen Tierwelt. Wir unterstützen auch die Naturschutzorganisation Koala Conservation Australia vor Ort. Diese betreibt ein Koala-Hospital, setzt sich für den Erhalt des Lebensraums ein, unterhält verschiedene Forschungskooperationen und hat ein Zuchtprogramm zur Wiederansiedlung etabliert.
Quelle der Nachricht: Zoo Zürich