20 Millionen Menschen erblinden wegen Grauem Star
09.10.2017 | 09:27
Der Graue Star ist die global häufigste Blindheitsursache. Die Hälfte der 39 Millionen blinden Menschen weltweit haben dadurch ihre Sehkraft verloren, fast alle von ihnen leben in Entwicklungsgebieten. Dabei wäre gerade diese Krankheit heilbar. Zum Internationalen Tag des Sehens vom 12. Oktober...
Rund 20 Millionen Menschen weltweit leiden am Grauen Star. 90 Prozent von ihnen leben in Entwicklungsgebieten. Dort tritt der Graue Star, meistens eine Alterserkrankung, oft zehn oder mehr Jahre früher auf als in Ländern wie der Schweiz. "In Entwicklungsländern gibt es auch eine erstaunlich hohe Anzahl an Kindern mit Grauem Star. Gründe dafür sind Infektionen während der Schwangerschaft, Vererbung und die hohe Geburtenrate", berichtet der Schweizer Augenchirurg Dr. Roman Eberhard, der neun Monate im von der CBM Christoffel Blindenmission geförderten Mengo-Spital tätig war. Auch Mangelernährung oder Verletzungen sind in Entwicklungsgebieten häufige Ursachen für den Grauen Star.
Aus Armut erblinden
Das Augenlicht zurückzubringen vermag ein 15-minütiger Routineeingriff. Dabei wird die trübe Linse durch eine neue, künstliche ersetzt. Doch in Regionen mit schlechter ärztlicher Versorgung ist eine solche Operation kaum durchzuführen. Falls doch, können sich die allerwenigsten Betroffenen den rettenden Eingriff leisten. Die erschreckende Folge: Unzählige Menschen erblinden und bleiben ihr ganzes Leben lang blind. Hinzu kommt für Eberhard auch mangelndes Wissen: "Viele wissen gar nicht, dass der Graue Star behandelt werden kann und kommen deshalb gar nicht oder zu spät in eine Klinik. Hauptgrund sind aber unbestritten die für die erkrankten Personen zu hohen Kosten." Die Operation am Grauen Star kostet in den CBM-Projekten bei Erwachsenen durchschnittlich 50 Schweizer Franken, bei Kindern, unter Vollnarkose, 180 Schweizer Franken.
Erste Augenklinik im peruanischen Amazonastiefland
Die CBM ermöglicht Spitälern vor Ort, mittellose Patientinnen und Patienten umfassend zu behandeln. Um die Menschen in entlegenen Gebieten zu erreichen, führen die Klinikteams Ausseneinsätze durch. Diese Einsätze finden an gut erreichbaren, zentralen Orten statt. Angekündigt werden sie über lokale Radios und Gesundheitshelfende. Die Klinikmitarbeitenden untersuchen die Patientinnen und Patienten, behandeln sie, und operieren, wenn möglich, vor Ort oder überweisen sie in die Klinik. Über lokale Medien und Einflussträger wird die Bevölkerung zudem regelmässig aufgeklärt.
Ausseneinsätze sind auch bei der Augenklinik Divino Niño, die in der abgelegenen Provinzhauptstadt Iquitos im Norden Perus liegt, ein wichtiger Bestandteil: Etwa 50 solcher Einsätze und 1'000 Graue-Star-Operationen führt das 2016 errichtete Spital jährlich durch. Es ist die erste Augenklinik für die arme Bevölkerung im peruanischen Amazonastiefland. Das Spital bildet ausserdem lokale Augenärztinnen und -ärzte aus. Weil Divino Niño einen sehr guten Ruf hat, lassen sich dort auch Personen aus der schmalen wohlhabenden Schicht behandeln. Die Einnahmen daraus tragen zunehmend die Operationen für die arme Bevölkerung mit. So soll die Klinik von CBM-Spenden nach und nach unabhängig werden.
2016 hat die CBM-Föderation 638'000 Augenoperationen durchgeführt, 433'000 davon am Grauen Star. Und die Operation verändert das Leben der Betroffenen nachhaltig zum Besseren: "Erlangen die Patientinnen und Patienten das Augenlicht zurück, haben sie die Möglichkeit, wieder zu arbeiten und dadurch ein unabhängiges Leben zu führen", erklärt Hansjörg Baltensperger, Geschäftsleiter der CBM Schweiz.
Artikelfoto: CBM Christoffel Blindenmission