Babysitten - eine Tradition bei den Basler Gorillas
21.04.2016 | 08:15
Auch Gorillamütter lassen ihren Nachwuchs fremdbetreuen. Bei den Gorillas im Zoo Basel hat dies sogar Tradition. Gerade die betagte Goma (57) hütet gerne den Nachwuchs der anderen Gorillas. Zurzeit beweist sie beim Aufpassen auf Mobali (1) und Makala (1), dass sie dies auch besonders gut kann.
Goma ist als verlässliche Babysitterin bekannt. Nur einmal in ihrem langen Leben hatte sie selber Nachwuchs, viel Zeit blieb ihr also, um die Kinder anderer Mütter zu hüten. Goma geniesst dabei die Aufmerksamkeit der Besucher, ist aber gleichzeitig eine speziell gewissenhafte Aufpasserin. Sie spielt nicht nur mit Mobali und Makala, sondern umsorgt sie richtiggehend.
Vorbildlich achtet sie darauf, dass sie stets in ihrer Nähe bleiben. Da erstaunt es nicht, dass die Mütter Joas (27) und Faddama (33) ihre Kinder unter Gomas Aufsicht auch mal alleine lassen und ein Weilchen ins Aussengehege verschwinden.
Angewohnheit aus früheren Zeiten
Adira (10), Quarta (48) und Silberrücken M'Tongé (17) nehmen die kleinen Gorillas ebenfalls immer wieder zu sich. Babysitten hat in der Basler Gorilla-Gruppe richtiggehend Tradition: Quarta war als Mutter selber immer sehr grosszügig und reichte ihren Nachwuchs oft an Goma weiter. So tat sie es auch mit ihrer Tochter Faddama, die es jetzt mit Makala genauso hält.
Möglicherweise stammt die Angewohnheit noch aus früheren Jahrzehnten, in denen die Gorillamütter lernten, ihre Jungen dem damaligen bekannten Tierpfleger Carl Stemmler zu geben.
Üben für die Mutterrolle
Die Kinderhüte-Tradition hat sich bis heute gehalten. Dies zeigte sich in erstaunlicher Weise, als im September letzten Jahres Adira im Zoo Basel eintraf. Schon zwei Wochen nach ihrer Ankunft durfte sie Faddamas Tochter Makala übernehmen und mit ihr herumspazieren. Für Adira ist dieser Vertrauensbeweis ideal, sie kann sich so auf ihre eigene Mutterrolle vorbereiten.
M'Tongé war anfangs wenig begeistert von den Angewohnheiten der Basler Gorillamütter. Jedes Mal, wenn andere Weibchen die Babys übernahmen, begann er nach einigen Minuten zu imponieren und es schien, als wollte er die Aufpasserin zur Rückgabe des Kleinen bewegen. Die Mütter und die Babysitter reagierten gelassen. Sie ignorierten den aufgebrachten Silberrücken, der sich zwangsläufig an das Verhalten gewöhnte.
Silberrücken als Spielkamerad
Mittlerweile kümmert sich M'Tongé selber gerne ab und zu um die Kleinen. Allerdings ist für sie M'Tongé eher Spielkamerad als Aufpasser. Wenn Mobali und Makala bei ihm sind, macht er das Gorilla-typische Spielgesicht, das an der hängenden Unterlippe zu erkennen ist. Beim Spielen ist er sehr vorsichtig und gibt sich sichtlich Mühe, die Mütter nicht zu verärgern, denn diese behalten ihn genau im Auge und schreiten sofort ein, wenn ihnen sein Verhalten nicht passt.
Auch erlauben sie ihm nicht, sich mit den Jungen von der Gruppe zu entfernen. Während die Aufpasserinnen die Kleinen bei den Müttern abholen, ist ihm auch dies nicht erlaubt. M'Tongé muss warten, bis sie von selber zu ihm kommen.
Video vom 21. Mai 2015: