Der "schlimmste Zoo der Welt" ist geschlossen
24.08.2016 | 18:58
Dem Vier Pfoten Rettungsteam ist es gestern gelungen, alle 15 verbliebenen Tiere im Khan Younis Zoo zu verladen und heute früh sicher über die Grenze nach Israel zu transportieren. Sogar die zwischenzeitlich verschwundenen Stachelschweine konnten wieder eingefangen und verladen werden....
Die Teammitglieder der internationalen Tierschutzorganisation arbeiteten unter Hochdruck, um alle Tiere medizinisch durchzuchecken und in Transportboxen zu verladen. "Besonders herausfordernd war der enge Zeitrahmen, den wir zur Verfügung hatten. Wir haben uns grosse Sorgen gemacht, ob Laziz ohne Probleme in die Transportbox hineingehen wird; wir wollten in jedem Fall vermeiden, ihn unnötig zu betäuben. Doch der Tiger ist sofort hineinmarschiert, als ob er genau wüsste, dass wir ihn damit in ein schönes Zuhause bringen wollen. Wir waren alle so erleichtert", berichtet Vier Pfoten Tierarzt und Missionsleiter Dr. Amir Khalil.
Die Verladung des Emus hingegen stellte eine der grössten Herausforderungen dar: Gleich drei Teammitglieder mussten das schnelle und wendige Tier gemeinsam einfangen, um ihn in seine Transportbox zu bekommen. Die Affen, die unter den ersten verladenen Tieren waren, beobachteten das ganze Geschehen neugierig. "Die Käfige waren mit Tüchern abgedeckt, aber sie griffen durch die Stäbe, schoben die Tücher beiseite und schauten uns die ganze Zeit zu, wie wir uns bei extremer Hitze abmühten. Währenddessen waren im Hintergrund immer wieder Detonationen zu hören, die uns daran erinnerten, an was für einem speziellen Ort diese Mission stattfand", berichtet Indra Kley, Mitglied des Vier Pfoten Rettungsteams.
Ehemaliger Zoobesitzer ist erleichtert
Auch der – nun ehemalige – Zoobesitzer ist erleichtert: "Auch wenn der Abschied von meinen Tieren traurig für mich ist, bin ich unglaublich froh, dass Vier Pfoten ein schönes Zuhause für sie gefunden hat. Ich konnte es kaum ertragen, dass Khan Younis von vielen als schlimmster Zoo der Welt bezeichnet wurde". Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten konnte der Khan Younis Zoo seine Tiere seit Anfang des Jahres nicht mehr angemessen versorgen und ausreichend Futter für sie bereitstellen. Der Besitzer bat Vier Pfoten bereits im Februar 2016 um Hilfe; die Tierschutzorganisation organisierte die dringend notwendigen Futterverteilungen. Nun wurde endlich eine nachhaltige Lösung für die überlebenden Zootiere gefunden.
Lokale Tierärzte involviert
Fünf Tierärzte und zwei Tierarzthelfer vom Landwirtschaftsministerium in Gaza waren diesmal ebenfalls an der Mission beteiligt. Dr. Khalil ergriff die Chance, die Berufskollegen im Umgang mit Wildtieren zu schulen – ein Bereich, mit dem die Veterinäre in Gaza leider kaum vertraut sind. Dr. Khalil: "Es war wichtig, dass wir diesmal auch die Chance bekommen haben, lokale Tierärzte in unsere Arbeit einzubeziehen. Wir hoffen, dass sie das gewonnene Know-How künftig einsetzen werden, um Tieren in Not in Gaza besser helfen zu können."
Nun lässt das Happy End für Laziz und die anderen Tiere hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten. Dr. Khalil: "Es haben so unglaublich viele Menschen bei dieser Mission mitgefiebert und ihre Solidarität mit Laziz und den anderen Tieren gezeigt. Wir sind froh, dass wir den Khan Younis Zoo nun tatsächlich schliessen konnten." Zahlreiche Tierfreunde hatten die Vier Pfoten Mission auch mit ihrer Teilnahme an der Lemon Challenge und dem Hashtag #2sour2ignore unterstützt. Auch die amerikanischen Schauspielerinnen Alicia Silverstone, Kristin Davis und Kristin Bauer teilten Neuigkeiten zur Gaza Mission auf ihren Social Media Kanälen, um Vier Pfoten bei dieser Aktion zu unterstützen.