Drittwärmster Sommer seit Messbeginn
30.08.2018 | 15:20
Der drittwärmste August seit Messbeginn brachte zum Monatsbeginn eine der intensivsten zehntägigen Hitzewellen. Auf der Alpensüdseite erstreckte sich die Hitzeperiode sogar über 18 Tage. In einzelnen Gebieten blieb es bis gegen Monatsende extrem regenarm. Neben dem drittwärmsten August registrierte die Schweiz auch den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn 1864. Heisser waren bisher nur der Sommer 2015 und der legendäre Hitzesommer Sommer 2003.
Die Schweiz reitet auf einer Wärmewelle. Seit April erreichten alle Monate Temperatur-Spitzenplätze zwischen dem zweiten und fünften Rang. Der August belegt mit einem landesweiten Mittel von 16,0 Grad den dritten Rang seit Messbeginn 1864. Vergleichbar warm waren die Augustmonate 1992 mit 16,2 Grad, 1944 mit 15,8 Grad und 2009 mit 15,7 Grad. Weit über diesen Werten lag der legendäre Rekord-August 2003 mit seinen knapp 18 Grad im landesweiten Mittel.
Auf der Alpennordseite war es an einigen Messstandorten der zweitwärmste August seit Messbeginn 1864. Sehr deutlich kommt dies in den langen Messreihen von Zürich, Luzern, Meiringen, Bern und Basel zum Ausdruck. Die Alpensüdseite registrierte den dritt- oder viertwärmsten August seit Messbeginn.
Zehn Tage Hitze im Norden
Nördlich der Alpen setzte ab dem 30. Juli anhaltende Sommerhitze mit täglichen Höchstwerten von verbreitet über 30 Grad ein. Bis zum 6. August war die Schweiz fest im Griff eines Hochdruckgebiets über Europa. Zum Abschluss der Hitzepriode floss am 7. und 8. August aus Südwesten schwülheisse Luft zur Schweiz.
Die zehntägige Hitzewelle brachte in den tiefen Lagen der Alpennordseite eine mittlere Maximumtemperatur von 32 bis 34 Grad. Regional war es die dritt oder viert intensivste Zehntages-Hitzewelle seit Messbeginn, so in Basel, in Zürich und in Luzern. Letztmals heisser während zehn Tagen war es an diesen Messstandorten im Hitzesommer 2003 mit den Rekordwerten von 34 bis 37 Grad.
In Genf erreichte die intensivste Zehntageshitze 33,1 Grad. Das ist Rang sechs seit Messbeginn 1864. Der Hitzesommer 2015 brachte eine maximale Zehntageshitze von 34,5 Grad, Rang zwei in der Messreihe. Die Zehntages-Rekordhitze vom Sommer 2003 lag in Genf bei 36,5 Grad.
Alpensüdseite mit längerem Hitzestress
Auf der Alpensüdseite stieg die Tagesmaximumtemperatur lokal bereits ab dem 22. Juli regelmässig über 30 Grad. Die Hitzeperiode erstreckte sich über 18 Tage. Locarno-Monti zeichnete die dritt intensivste 18-tägige Hitzeperiode seit Messbeginn 1935 auf. Die mittlere Maximumtemperatur lag bei 32,6 Grad. Vergleichbar war die intensivste 18-tägige Hitzeperiode vom Sommer 2003 mit 32,8 Grad. Geringfügig heisser zeigte sich in Locarno-Monti die intensivste 18-tägige Hitzeperiode vom Sommer 2015 mit 33,1 Grad.
In Lugano erreichte die intensivste 18-tägige Hitzeperiode 30,7 Grad. Das ist Rang sechs seit Messbeginn 1864. Der Hitzesommer 2015 brachte eine maximale 18-Tages-Hitze von 31.7 Grad, Rang drei in der Messreihe. Die 18-Tage-Rekordhitze vom Sommer 2003 lag über 32 Grad.
Weniger heiss
Am 9. August wurde die Schweiz von einer Kaltfront mit Schauern und Gewittern erfasst. In der West- und Nordwestschweiz erreichten die Tageshöchstwerte 22 bis 28 Grad, in der Ostschweiz mit Föhn nochmals 32 bis 34 Grad. Die Alpensüdseite und das Wallis registrierten Höchstwerte um 30 Grad. Am 10. August gab es für die ganze Schweiz Linderung: Auf der Alpennordseite stiegen die Tageshöchstwerte verbreitet nur noch auf 21 bis 25 Grad, im Wallis und auf der Alpensüdseite auf 26 bis 29 Grad.
Hochdruckwetter mit Unterbruch
Vom 11. bis am 23. August bescherten europäische Hochdruckgebiete der Schweiz wieder überwiegend sonniges Sommerwetter. Bereits am 12. und dann ab dem 16. stieg die Tagesmaximum-Temperatur beidseits der Alpen wieder auf 27 bis 31 Grad, im Wallis und auf der Alpensüdseite auch bis 32 Grad.
Einen Schönwetter-Unterbruch gab es am 13. und 14. August. Feuchte Gewitterluft aus Südwesten brachte am 13. auf der Alpensüdseite verbreitet Tagessummen von 20 bis 30 mm. In den übrigen Gebieten schwankten die Mengen zwischen 1 und 30 mm. Lokal wurden auch 40 bis 50 mm registriert. Am 14. lieferte die anschliessende Nordwestströmung vor allem der Alpennordseite Regen. Das Wallis, die Alpensüdseite und Graubünden gingen vielerorts leer aus.
Temperatursturz im Norden
Eine Tiefdruckzone aus Nordwesten brachte am 24. und 25. August kühles und regnerisches Wetter in die Schweiz. Nördlich der Alpen und im Wallis erreichten die Tageshöchstwerte 15 bis 20 Grad. Die Schneefallgrenze sank auf rund 2000 m. Im Schutze der Alpen fiel auf der Alpensüdseite nur wenig Regen und die Tageshöchstwerte bewegten sich zwischen 25 und 29 Grad.
Mehrere Wasserhosen
Am Morgen des 25. wurden auf dem Bodensee, auf dem Zürichsee und auf dem Zugersee Wasserhosen beobachtet. Wasserhosen entstehen in der Schweiz bevorzugt im Spätsommer beziehungsweise im Frühherbst, wenn die Wassertemperatur der Seen noch hoch ist und kalte labil geschichtet Luft über die Wasserfläche streicht. Mehr zur Entstehung und zur Charakteristik von Wasserhosen ist im Wetterblog vom 26. August 2018 zu finden.
Regional anhaltend wenig Regen
In der West- und Nordwestschweiz sowie im Wallis fiel bis am 28. August gebietsweise extrem wenig Regen. Fahy im nordwestlichen Jura erhielt nur gerade 18 Prozent der Norm 1981‒2010. Im Gebiet zwischen Neuenburgersee und Genfersee waren es nur 20 bis 30 Prozent der Norm. Die Walliser Messstandorte Visp und Grächen registrierten bis zum 28. August nur rund 30 Prozent der Norm.
Vereinzelt traf die extreme Regenarmut auch andere Regionen. Bis am 28. August gab es auch an den Messstandorten Wynau und Chur nur rund 30 Prozent der Norm 1981‒2010.
Fruchtreife des Schwarzen Holunders teils so früh wie noch nie
Die Früchte von Bäumen und Sträuchern reiften mit den hohen Sommertemperaturen aussergewöhnlich schnell. Im Phänologischen Beobachtungsnetz wird die Fruchtreife der Vogelbeere, des Roten und Schwarzen Holunders beobachtet. Reife Früchte des Schwarzen Holunders gab es teilweise schon im Juli. Die meisten Stationen meldeten die Fruchtreife jedoch in der ersten Augusthälfte mit einem durchschnittlichen Vorsprung von 18 Tagen auf das Mittel (Beobachtungsbeginn 1996). An 16 von 36 Stationen, die bisher ihre Meldung geschickt haben, war es die früheste Fruchtreife seit Beobachtungsbeginn. Ganz ähnlich war es auch bei der Vogelbeere, bei der die Früchte 22 Tage früher reif waren als im Vergleich zur 30-jährigen Periode 1981‒2010. Auch der Beginn der Weinlese wird in diesem Jahr deutlich früher erwartet als normal.
Der Trockenstress führte bei vielen Bäumen zu einer frühzeitigen Blattverfärbung oder zu Blattverlusten. Unter Trockenheit litten vor allem die Buchen, besonders häufig an Standorten mit geringmächtigen oder durchlässigen Böden. Auch bei andern Baumarten konnten Blattverfärbungen beobachtet werden, so zum Beispiel bei den Linden. Sie tragen in diesem Jahr zudem sehr viele Früchte, so dass sie mit ihrer hellen Farbe von weitem sehr gut sichtbar sind. Im Phänologischen Beobachtungsnetz meldeten bisher je eine Station die Blattverfärbung der Buche, der Rosskastanie und der Vogelbeere.
Blühende Herbstzeitlosen wurden im August vom Mittelland bis ins Engadin entdeckt, 11 Tage früher als im Mittel 1981‒2010.
Drittwärmster Sommer
Die Schweiz registrierte nach dem viertwärmsten Frühling den drittwärmsten Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864. Im landesweiten Mittel stieg die Sommertemperatur 2,0 Grad über die Norm 1981–2010. Heisser waren bisher nur der Sommer 2015 mit 2,3 Grad und der legendäre Hitzesommer Sommer 2003 mit 3.6 Grad über der Norm.
Häufung von extrem warmen Sommern
Der Sommer 2018 ist der dritte in kurzer Folge, welcher im landesweiten Mittel 15 Grad übersteigt. Vor der markanten Sommererwärmung ab den 1980-er Jahren stiegen nur die wärmsten Sommer über 13 Grad. In den letzten zwei Jahrzehnten gehörten Sommer mit einem landesweiten Mittel von 13 Grad und höher zum Standard.
Aus heutiger Sicht vergleichsweise kühle Sommer mit einem landesweiten Mittel von 12 Grad oder tiefer, vor 1980 eine häufige Erscheinung, sind hingegen seit den 1990-er Jahren aus dem Sommerklima der Schweiz verschwunden. Die markante Zunahme der Sommerwärme ist eines der klaren Signale der laufenden Klimaänderung.
Alle Sommermonate deutlich zu warm
Der Sommer begann mit dem viertwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel übertraf der Juni die Norm 1981‒2010 um 2,0 Grad. Die Alpensüdseite, das Wallis und die Regionen Basel und Meiringen registrierten den drittwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite lag der Temperaturüberschuss bei 2.1 bis 2,3 Grad, im Wallis bei 3 Grad, in Basel bei 2,1 Grad und in Meiringen bei 2,5 Grad im Vergleich zur Norm 1981‒2010.
Nach dem viertwärmsten Juni erreichte auch der Juli als fünftwärmster seit Messbeginn 1864 einen Spitzenplatz. Im landesweiten Mittel übertraf er die Norm 1981‒2010 um 2,0 Grad. Lokal wurde beidseits der Alpen auch der viertwärmste Juli seit Messbeginn verzeichnet, so zum Beispiel in Locarno-Monti, in Basel und in Luzern.
Zum Sommerabschluss registrierte die Schweiz den drittwärmsten August seit Messbeginn 1864. Die Monatstemperatur stieg 2,2 Grad über die Norm 1981‒2010. Auf der Alpennordseite war es an einigen Messstandorten der zweitwärmste, auf der Alpensüdseite der dritt- oder viertwärmsten August seit Messbeginn. Der August brachte zum Monatsbeginn auf der Alpennordseite eine der intensivsten zehntägigen, auf der Alpensüdseite eine der intensivsten 18-tägigen Hitzewellen.
Anhaltend wenig Niederschlag
Der Sommer 2018 war ausgesprochen regenarm. Mit nur 63 Prozent der Norm 1981‒2010 fielen im landesweiten Mittel weit unterdurchschnittliche Regenmengen. Die schweizweite sommerliche Regenarmut belegt Rang 6 in der ab 1864 verfügbaren Messreihe. Landesweit ähnlich regenarm waren letztmals die Sommer 1983 und 1984.
Der Juni lieferte in einigen Gebieten nur 20 bis 40 Prozent der normalen Niederschlagsmengen. In den Zentral- und Ostalpen war es regional der zweit- bis fünft niederschlagsärmste Juni seit Messbeginn 1864. Die drei Messstandorte Braunwald, Kandersteg und Susch mit über 100jährigen Messreihen registrierten beim Niederschlag ein Juni-Rekorddefizit.
Der Juli war in weiten Gebieten der Schweiz sehr niederschlagsarm. Massiv war das Regendefizit lokal im östlichen Mittelland und entlang des östlichen Alpennordhangs mit Regensummen von nur 20 bis 30 Prozent der Norm. Vereinzelt waren die Werte auch tiefer. Auf der Alpensüdseite hingegen registrierten einzelne Gebiete Juli-Regensummen um 100 Prozent, in der Westschweiz sogar solche von 100 bis 140 Prozent der Norm 1981‒2010.
Der August brachte vor allem der West- und Nordwestschweiz sowie dem Wallis bis kurz vor Monatsende gebietsweise extrem wenig Regen. Einzelne Messstandorte registrierten bis am 28. August nur 20 bis 30 Prozent der Norm 1981‒2010. In der Nordschweiz unter 1000 m blieben die Augustsummen im Mittel unter 60 Prozent der Norm. Die Alpensüdseite erhielt im Mittel 85 Prozent der Norm.
Sommersonne regional im Rekordbereich
Alle drei Sommermonate präsentierten sich sehr sonnig. Genf registrierte mit 906 Sonnenstunden den sonnigsten Sommer seit Messbeginn 1897. Ähnlich sonnig mit knapp unter 900 Sonnenstunden war in Genf letztmals der Sommer 2003. Auch in Basel bewegte sich Sommersonne im Rekordbereich. Bis am 29. August kamen 833 Sonnenstunden zusammen. Vergleichbar sonnig war in Basel der Rekordsommer 2003 mit 834 Sonnenstunden. Die Messreihe der Sonnenscheindauer reicht in Basel bis 1886 zurück.
In Lugano und Locarno-Monti war es der sonnigste Sommer in den seit 1959 homogenen Messreihen. Lugano registrierte über 860, Locarno-Monti über 870 Sonnenstunden. Der bisherige Rekordsommer 2003 blieb in Lugano unter 850, in Locarno-Monti unter 870 Sonnenstunden.
Im Juni erreichte die Sonnenscheindauer meist 120 bis 140 Prozent der Norm 1981‒2010. In Locarno-Monti war es mit 290 Stunden der drittsonnigste Juni in der seit 1959 homogenen Messreihe.
Der Juli brachte in der West- und Nordwestschweiz sowie im Mittelland eine Sonnenscheindauer von 130 bis 140 Prozent der Norm 1981‒2010. In der übrigen Schweiz lag sie zwischen 100 und 130 Prozent der Norm. Genf registrierte den zweitsonnigsten Juli seit Messbeginn 1897. In Locarno-Monti und Pully war es der sonnigste Juli in den ab 1959 homogen verfügbaren Messreihen.
Im August stieg die Sonnenscheindauer nördlich der Alpen auf 120 bis 130 Prozent der Norm 1981‒2010. Im Süden erreichte sie 110 bis 120 Prozent der Norm.