Extrem warmer Frühling neigt sich dem Ende zu
30.05.2018 | 15:42
Die Schweiz registrierte im landesweiten Mittel den fünftmildesten, lokal sogar den zweitmildesten Mai seit Messbeginn 1864. Mit der Wärme kam auch eine ausgeprägte Gewittertätigkeit. Trotzdem blieben die Regenmengen in den meisten Gebieten der Schweiz unter der Norm 1981‒2010. Die Sonnenscheindauer bewegte sich in vielen Gebieten der Schweiz im Bereich der Norm oder leicht darunter. Neben dem sehr milden Mai erlebte die Schweiz den viertwärmsten Frühling seit Messbeginn im Jahr 1864.
Im Mai 2018 waren Gewitter ein wesentliches Wetterelement. Über der Schweiz entluden sich Gewitter vom 6. bis am 9., vom 11. bis am 13. und dann anhaltend vom 15. bis am 28. Mai. Klassisches sommerliches Gewitterwetter mit flacher Druckverteilung war vom 20. bis am 28. wetterbestimmend, wobei am 24. nur Schauertätigkeit registriert wurde.
Hochdrucklagen gab es vom 4. bis am 8., am 11. und 12. und vom 17. bis am 19. Mai. Tiefdruckbestimmt war die Witterung vom 1. bis am 3., am 9. und 10., vom 13. bis am 16. sowie am 29. Mai.
Sehr milder Mai
Im landesweiten Mittel ist eine Maitemperatur um 10,5 Grad zu erwarten. Ähnlich mild oder leicht milder waren die Maimonate 2011, 2009 und 2001. Sie lagen zwischen 10,5 Grad und 11,0 Grad. Deutlich milder war der Rekordmai 1868 mit schweizweit 12,1 Grad. Die landesweite Mainorm 1981‒2010 liegt bei 8,5 Grad.
An den Messstandorten Zürich, Säntis und Samedan ist der zweitwärmste Mai hinter 1868 zu erwarten. In den Tieflagen der Alpensüdseite stieg die Maitemperatur auf rund 17 Grad. Der Mairekord liegt hier bei 18,7 Grad.
Endlich Regen
Nach dem ausgesprochen trockenen April blieb auf der Alpennordseite auch der Mai bis gegen Monatsmitte regenarm. Erst zur Monatsmitte brachten hier über mehrere Tage anhaltende Niederschläge die langersehnte Entspannung. Weitere Niederschläge lieferte anschliessend vor allem die Gewitterlage vom 20. bis am 28. Mai, dies allerdings nicht flächendeckend. Der Durchzug einer Niederschlagszone aus Westen brachte am 29. nochmals in der ganzen Schweiz etwas Regen.
Auf der Alpennordseite und im Wallis lagen die Regensummen gegen Monatsende nur lokal über 100 Prozent der Norm 1981‒2010, während sie in den anderen Gebiete unter dem Durchschnitt blieben.
Die Alpensüdseite registrierte im Mai 18 bis 20 Niederschlagstage. Trotz regelmässigem Regen blieben die Mengen aber meist bescheiden. Nur im Südtessin erreichten die Summen gegen Monatsende um 100 Prozent der Norm 1981‒2010. In die übrigen Gebieten der Alpensüdseite blieben die Werte unter 70 Prozent der Norm.
Lokal massive Gewitterniederschläge
Am 22. Mai gingen über der Schweiz lokal heftige Gewitter nieder. Im zentralen Mittelland registrierten einzelne Messstationen Tagessummen zwischen 40 und 60 mm. Die höchste Tagessumme von 73.2 mm fiel am Messstandort Belp bei Bern. Eine solche Tagessumme wird an diesem Messstandort über einen langen Zeitraum betrachtet nur etwa alle 30 Jahre erreicht oder überschritten.
Der grösste Teil des Niederschlags fiel innerhalb kurzer Zeit. Belp registrierte eine Stundensumme von 46.6 mm. Da Belp erst seit kurzer Zeit hochauflösende Messungen liefert, ist ein historischer Vergleich nicht möglich. Die seit 1981 verfügbare Stundenmessreihe der nächstliegenden Messstation Bern-Zollikofen zeigt als Stundenrekord 40.4 mm, gefallen am 10. Juli 1981. Dies verdeutlicht die Intensität des Belper-Gewitters vom 22. Mai 2018.
Die Vegetation baute ihren Vorsprung aus
Im Mai wurde die Blattentfaltung der Buche in Höhenlagen oberhalb von 1000 m beobachtet und die Lärche trieb die Nadeln an Standorten oberhalb von 1100 m ü. M. aus. Bis Mitte Mai waren die Lärchen an unseren höchstgelegenen Stationen im Engadin grün. Im Engadin und an den hoch gelegenen Stationen im Wallis fand der Nadelaustrieb der Lärche 8 bis 12 Tage früher statt als im Mittel der Periode 1981‒2010. Ungefähr zur selben Zeit und mit einem ähnlichen Vorsprung trieben auch die Vogelbeeren in den Bergen ihre Blätter.
Der Nadelaustrieb der Fichte begann ab dem 20. April. Im Mai wurde er in allen Höhenlagen vom Tiefland bis 1350 m beobachtet. In allen Höhenlagen gab es Stationen, die den Austrieb sehr früh meldeten, andere meldeten ihn jedoch zu einem normalen Zeitpunkt. Im Durchschnitt trieben die Fichtennadeln 7 Tage früher als im Mittel 1981‒2010. Möglicherweise beeinflusste und verzögerte die sehr starke Blüte der Fichte in diesem Jahr das Datum des Austriebs an einigen Orten.
Der Mai ist der Monat der Blüte vieler Pflanzen. Blühende Wiesenmargeriten, Rosskastanien und Vogelbeeren wurden rund 8 bis 11 Tage früher beobachtet als im Mittel. Blühender Löwenzahn konnte oberhalb von 1000 m rund 7 Tage früher als im Mittel beobachtet werden. Mit der Blüte des Schwarzen Holunders und der Robinie beginnt der phänologische Frühsommer. Schon ab Anfang Mai wurden Schwarzer Holunder und blühende Robinien beobachtet, häufiger jedoch ab Mitte Mai. Diese Beobachtungen liegen 15 beziehungsweise 13 Tage vor dem mittleren Termin.
Markante Frühlingserwärmung
Die Schweiz erlebte den viertwärmsten Frühling seit Messbeginn im Jahr 1864. Das landesweite Mittel erreichte 6,0 Grad. Ähnlich mild war der letztjährige Frühling 2017 mit 6,1 Grad. Deutlich mehr Wärme brachten nur der Frühling 2011 mit 6,8 Grad und der Frühling 2007 mit 6,7 Grad.
Mit dem Frühling 2018 als viertwärmster seit Messbeginn 1864 hält die markante Frühlingserwärmung ungebrochen an. Die sechs wärmsten Frühlinge wurden nach dem Jahr 2000 registriert. Seit dem Jahr 2000 lag der Frühling zehnmal mehr als 1 Grad über der Norm 1981–2010. Vor dem Jahr 2000 gab es dies nur zweimal.
Zunächst kühl, dann sehr mild
Der Frühling 2018 startete kühl. Die Märztemperatur blieb im landesweiten Mittel 1 Grad unter der Norm 1981‒2010. Die Alpensüdseite registrierte regional einen der kühlsten Märzmonate der letzten 30 Jahre. Die Monatstemperatur bewegte sich hier 1 bis 2 Grad unter der Norm.
Auf den kühlen März folgte der zweitwärmste April seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel übertraf der April die Norm um 3.9 Grad. Regional gab es Aprilwerte von 4 bis 5 Grad über der Norm 1981‒2010.
Und die Wärme ging weiter. Der Frühling endete mit dem fünftwärmsten Mai seit Messbeginn 1864. Landesweit lag er 1.9 Grad über der Norm. An einzelnen Messstandorten war es der zweitwärmste Mai seit Messbeginn vor 155 Jahren.
Im Norden wenig Niederschlag
Die Frühlingsniederschläge blieben unterdurchschnittlich. Im landesweiten Mittel fielen 80 Prozent der Norm 1981–2010. Die Ostschweiz erhielt nur 60 Prozent, das Oberengadin hingegen 110 Prozent der Norm.
Im März fiel vor allem auf der Alpensüdseite reichlich Niederschlag mit 140 bis 200 Prozent der Norm 1981‒2010. In der Westschweiz und lokal in den in den Alpen gab es bis 140 Prozent der Norm. Im Mittelland erreichten die Märzmengen 80 bis 90 Prozent der Norm.
Im April fiel in weiten Gebieten der Schweiz ausgesprochen wenig Regen. Im östlichen Mittelland war es einer der 10 niederschlagsärmsten Aprilmonate seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite und im Oberengadin hingegen gab es regional rund 140 Prozent der normalen Aprilmengen.
Im Mai erhielten nur wenige Gebiete normale oder etwas überdurchschnittliche Regensummen. Sonst blieben die Niederschlagsmengen verbreitet unter 70 Prozent der Norm 1981‒2010.
Frühlingssonne im Bereich der Norm
Die Sonnenscheindauer erreichte im Frühling 2018 nördlich der Alpen verbreitet 100 bis 110 Prozent der Norm 1981–2010. In den Alpen und auf der Alpensüdseite blieben die Werte verbreitet etwas unter der Norm. Im landesweiten Mittel bewegte sich die Sonnenscheindauer im Bereich der Norm 1981–2010.
Der vorwiegend tiefdruckbestimmten März brachte verbreitet nur nur 60 bis 70 Prozent der normalen Sonnenscheindauer. Entlang des Alpennordhangs waren es regional sogar nur 50 bis 60 Prozent der Norm 1981–2010.
Im April lieferten die häufigen Hochdruck- und Föhnlagen verbreitet viel Sonnenschein. In einigen Regionen der Alpennordseite war es der dritt- oder viertsonnigste April in den homogenen Messreihen, welche vielfach bis 1959 zurückreichen.
Im gewitterhaften Mai wurde die Sonnenscheindauer oft auch an Schönwettertagen durch Quellwolken reduziert. Die meisten Regionen registrierten schliesslich 80 bis 100 Prozent der normalen Sonnenscheindauer.
Artikelfoto: R. Gehrig