Grausame Tierquälerei in vietnamesischen Bärenfarmen
10.05.2017 | 16:41
Die Stiftung Vier Pfoten veröffentlichte heute schockierende Videoaufnahmen aus vietnamesischen Bärenfarmen. Sie zeigen Bären, denen mit einer langen Nadel Gallensaft abgezapft wird - eine extrem schmerzhafte Prozedur. Seit 2005 ist der Verkauf und Konsum von Bärengalle in Vietnam verboten, doch...
Die meisten der betroffenen Kragen- und Malaienbären in Vietnam fristen ihr Leben in engen Metallkäfigen, sind stark unterernährt und dehydriert. "Die Käfige auf den Farmen sind winzig klein und völlig reizarm. Den Bären fehlt es an allem. Sie sind krank und wirken apathisch. Was diesen Bären angetan wird ist extreme Tierquälerei", so Julie Stillhart, Länderchefin von Vier Pfoten Schweiz.
Bärengalle wird in der traditionellen chinesischen Medizin seit mehreren tausend Jahren als Heilmittel für die Behandlung von Augenkrankheiten, Hämatomen, Verdauungsstörungen und anderen Beschwerden verwendet. Vier Pfoten appelliert an die vietnamesische Regierung, bis 2020 alle Bärenfarmen zu schliessen und die verbleibenden Tiere in adäquaten Auffangstationen unterzubringen.
Eine entsprechende Onlinepetition wurde heute auf www.saddestbears.com/vietnam gestartet. Die Tierschutzorganisation hat nahe Ninh Binh im Norden Vietnams mit dem Bau einer Bären-Rettungsstation begonnen, in der gerettete Bären den Rest ihres Lebens unter artgemässen Lebensbedingungen verbringen können.
Betäubung wirkt häufig nicht
Das von Vier Pfoten veröffentlichte Videomaterial zeigt, wie Kragenbären unter furchtbaren Bedingungen betäubt werden und ihnen dann Galle entnommen wird. Ihre Gallenblase wird erst per Ultraschall lokalisiert, dann wird ihnen eine lange Nadel durch die Bauchdecke in die Gallenblase gestochen und Galle über einen Katheter abgezapft.
Oft sind die Bären nicht richtig betäubt und leiden unter dem schmerzhaften Abzapfen. Dies alles, obwohl es pflanzliche und synthetische Alternativen für Bärengalle gibt.
Bild: Vier Pfoten/Education for Nature Vietnam
Appell an vietnamesische Regierung
Bereits im Jahr 2005 hat sich Vietnam durch Registrierungs- und Mikrochip-Pflicht aller Farmbären bemüht, die Aufnahme neuer Tiere auf Bärenfarmen zu verhindern. In einem zweiten Schritt sollten alle nicht registrierten Bären beschlagnahmt und ihre Halter strafrechtlich verfolgt werden. Diese Massnahmen der vietnamesischen Regierung waren absolut notwendig und richtig. Dennoch gibt es noch immer viele nicht registrierte, illegal gehaltene Bären in Vietnam.
Daher sind nun weitere Schritte notwendig. Bärenfarmen müssen besser kontrolliert, und die Gesetze besser umgesetzt werden, um genaue Informationen über die Zahl und die Lebensbedingungen aller Farmbären zu erhalten und um sicherzustellen, dass alle illegal gehaltenen Bären beschlagnahmt werden.
"Wir ermutigen die vietnamesische Regierung, weitere Massnahmen für ein Ende der Bärenfarmen zu unternehmen, den Handel mit Bären und ihren Körperteilen zu stoppen und die wildlebenden Populationen ihres Landes zu schützen", so Stillhart. So wird Vietnam hoffentlich bald als Vorbild für andere asiatische Länder dienen, in denen nach wie vor Gallebären gehalten werden.
Artikelfoto: Vier Pfoten/Bogdan Baraghin