Kanton Zürich zieht junge Leute an
20.12.2017 | 10:14
Die Bevölkerung des Kantons Zürich wächst vor allem durch Zuwanderung. Wer neu zuzieht, ist in der Regel jung: zwei Drittel der Zuwandernden sind 18 bis 39 Jahre alt. Eine besondere Sogwirkung übt dabei die Stadt Zürich aus. Sie zieht viele junge Erwachsene aus dem Ausland und aus der übrigen...
Wanderungsbewegungen sind der Treiber des Bevölkerungswachstums im Kanton Zürich. Zwischen 2011 und 2016 sind im Durchschnitt jährlich rund 58'000 Personen zugezogen. Ihnen stehen 44'000 Menschen gegenüber, die weggewandert sind. Unter dem Strich bleibt so ein Plus von rund 14'000 Personen pro Jahr. Der Wanderungsgewinn, der gut 70 Prozent des Zürcher Bevölkerungswachstums ausmacht, geht einzig auf die Zuwanderung aus dem Ausland zurück.
Der Wanderungssaldo mit der übrigen Schweiz ist dagegen ausgeglichen, das heisst: Zu- und Wegwandernde halten sich die Waage. Wanderungsbewegungen verändern nicht nur die Zahl, sondern auch die Zusammensetzung und die räumliche Verteilung der Bevölkerung.
Per Saldo vor allem junge Erwachsene
Zwei Drittel der Zuwandernden sind 18 bis 39 Jahre alt, sie kommen meist wegen eines Jobs oder einer Ausbildung. Bei den Wegwandernden ist nur gut die Hälfte in dieser Altersgruppe, so dass diese einen grossen Teil zum Wanderungsgewinn beiträgt. 20- bis 30-Jährige gewinnt der Kanton sowohl aus dem Ausland wie aus der übrigen Schweiz hinzu, über 30-jährige Eltern und ihre Kinder hingegen nur aus dem Ausland. Denn es verlassen etwas mehr Familien den Kanton in Richtung übrige Schweiz als von dorther zuziehen.
Auch 60- bis 69-Jährige kehren dem Kanton vermehrt den Rücken, sei es in Richtung der übrigen Schweiz oder des Auslands. Die Über-70-Jährigen sind dagegen ziemlich sesshaft, nur wenige wechseln noch ihre Wohngemeinde.
Zuwanderung bremst Alterung
Die Zuwandernden sind im Schnitt deutlich jünger als die bereits ansässige Bevölkerung. Sie haben ein Durchschnittsalter von 31 Jahren, zehn Jahre unter jenem der ansässigen Bevölkerung und drei unter jenem der Wegwandernden.
Zudem bringt die Zuwanderung auch mehr junge Frauen in den Kanton. Etliche von ihnen werden über kurz oder lang Mutter, was die Geburtenzahlen in den letzten Jahren ansteigen liess. Beide Faktoren zusammen schwächen die demografische Alterung der Bevölkerung ab, können sie aber nicht aufhalten, geschweige denn umkehren.
Kantonshauptstadt mit Sogwirkung
Praktisch sämtliche Zürcher Gemeinden sind aufgrund des Einwanderungsüberschusses aus dem Ausland in den letzten Jahren gewachsen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Stadt Zürich: Obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur gut ein Viertel ausmacht, verbucht sie 43 Prozent der Zuwandernden aus dem Ausland und 36 Prozent jener, die aus einem anderen Kanton kommen.
Als Wirtschaftszentrum und Hochschulstandort zieht die Limmatstadt viele junge Arbeits- und Ausbildungswillige an. Ein Teil davon bleibt in der Stadt Zürich sesshaft, andere ziehen wieder weg. Per Saldo gewinnt die Stadt junge Erwachsene aus dem Ausland und der übrigen Schweiz hinzu, verliert aber Personen im Familienalter und kleine Kinder ans Umland. Entsprechend gewinnt das übrige Kantonsgebiet Familien aus Zürich, verliert aber seinerseits einen Teil dieser Bevölkerungsgruppe an die übrige Schweiz, besonders an Nachbarkantone.
Datengrundlage
Die Studie des Statistischen Amts basiert auf den Bewegungsdaten von STATPOP, der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte des Bundesamts für Statistik. Es geht dabei um die Wanderungsstatistik der ständigen Bevölkerung des Kantons Zürich. Wanderungen der nicht ständigen Bevölkerung (wie z.B. Kurzaufenthalter/innen oder Personen im Asylprozess mit einer Aufenthaltsdauer von unter 12 Monaten) sind hingegen nicht enthalten, ebenso wenig Umzüge innerhalb einer Gemeinde.
Wanderungen sind dabei definiert als Wechsel des Hauptwohnsitzes über eine Landes- (international), Kantons- (interkantonal) oder Gemeindegrenze (intrakantonal) hinweg. Die Differenz aus Zu- und Wegwanderungen führt im Saldo zu einem Wanderungsgewinn oder -verlust.
Artikelfoto: kuhnmi (CC BY 2.0)