Komaglotzen von TV-Serien und dessen Folgen
09.11.2017 | 08:12
80 Prozent betreiben heutzutage "Binge Watching". Besonders förderlich ist das jedoch nicht. Was die Folgen davon sind, erfahren Sie hier.
Laut Forschern der University of Melbourne bereitet das sogenannte "Binge Watching" - das Konsumieren von mehreren Episoden nacheinander - den Zusehern "signifikant weniger Vergnügen", als wenn die einzelnen Folgen jeweils nur einmal pro Tag oder Woche angeschaut werden. Zudem vergessen "Binge Watcher" die betrachteten Inhalte in der Regel auch deutlich schneller.
80 Prozent oder mehr
"Binge Watching über verschiedene Video-on-Demand-Dienste entwickelt sich zunehmend zu einer als 'normal' betrachteten Art und Weise, wie heutzutage TV-Programme konsumiert werden", erklären die Studienautoren Jared Horvath, Ales Horton, Jason Lodge und John Hattie. Aktuelle Untersuchungen würden zeigen, dass mittlerweile 80 Prozent oder mehr bevorzugen, ihre Lieblingsserien auf diesem Wege anzusehen. "Trotz dieser Entwicklung gab es bislang keine aussagekräftige Daten dazu, wie sich eine solche Veränderung der Sehgewohnheiten auf das Sehvergnügen oder die Erinnerungsfähigkeit auswirkt", schreiben die Forscher im Journal "First Monday".
Nun würden sie aber "die erste kontrollierte Studie" zu diesem Thema vorlegen. "Wir konnten zeigen, dass Binge Watcher sich zwar direkt nach dem Programm noch gut an die gesehen Inhalte erinnern können. Diese Erinnerungen verblassen aber dann deutlich schneller, als wenn man sich eine Serie nur täglich oder wöchentlich ansieht", fassen die Wissenschaftler zusammen. Hinzu kommt, dass das auch als "Komaglotzen" bezeichnete Verhalten auch empfindliche Auswirkungen auf das subjektiv empfundene Sehvergnügen habe. Dieses werde nämlich dadurch "signifikant reduziert", unterstreichen die Experten.
Experiment mit 51 Studenten
Für ihre Untersuchung haben die Forscher 51 Studierende ihrer eigenen Universität als Probanden in einem Experiment gebeten, insgesamt sechs einstündige Episoden der BBC-Serie "The Game" anzusehen. Die Teilnehmer der Studie wurden dabei in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt: wöchentliche Seher, tägliche Seher und Binge Watcher. Jede der drei Gruppen erhielt separate Kabinen mit TV-Geräten zugewiesen.
Um sicherzugehen, dass alle Zuseher auch konzentriert bei der Sache waren, wurden sie gebeten, die Space-Taste auf einer Tastatur zu drücken, sobald jemand in der Serie sich eine Zigarette anzündete oder einen Drink zu sich nahm. Nach Ausstrahlung der letzten Episode mussten die Teilnehmer einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Dieselben Fragen wurden ihnen dann auch 24 Stunden und 140 Tage später noch einmal gestellt.
Artikelfoto: StockSnap (CC0 Creative Commons)