Köpfler endet oft im Rollstuhl
24.07.2018 | 08:17
Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) warnt vor gefährlichen Sprüngen ins Wasser. Denn seit Jahren sind Badeunfälle im Sommer eine häufige Ursache für eine unfallbedingte Querschnittlähmung.
Die Sonne scheint, die Temperaturen bleiben hoch und die Ferien sind in vollem Gange: Draussen locken jetzt Seen, Flüsse und Freibäder zur Erfrischung. Doch Achtung: Der Sprung ins kühle Nass ist nicht ungefährlich: Jedes Jahr landen Personen deswegen querschnittgelähmt im Rollstuhl. Da bei einem Kopfsprung oftmals die Halswirbelsäule schwer verletzt wird, werden viele Betroffene gar Tetraplegiker. Konkret heisst das: Bei ihnen bleiben nicht nur die Beine gelähmt, sondern sie können im Gegensatz zu Paraplegiker auch ihre Hände und Arme nicht mehr oder nur noch teilweise bewegen.
Zwar gibt es keine schweizweiten Zahlen. Doch Badeunfälle sind bei den Patienten im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil LU im Sommer seit Jahren eine häufige Ursachen für eine unfallbedingte Querschnittlähmung. Vor allem Junge sind betroffen: 56 Prozent aller Badeunfälle, die eine Querschnittlähmung zur Folge haben, passieren bei den 16- bis 30-Jährigen. Zudem triff es viel häufiger Männer als Frauen. Wegen Unfällen mit Auto, Töff und Skis sowie solchen im Haushalt - dazu zählen etwa Stürze über eine Treppe - landen Personen hingegen noch öfter unfallbedingt im Rollstuhl.
Tetraplegiker verbringen oft länger als ein Jahr in der Rehabilitation
Jeder Badeunfall ist aber einer zu viel. Denn sie wären grösstenteils vermeidbar. Leichtsinn, Selbstüberschätzung und Alkohol spielen oftmals eine Rolle, wenn Personen gefährliche Sprünge ins Wasser wagen. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung macht Badende daher auf folgende Verhaltensregeln aufmerksam:
- Stets vor dem Sprung die Tiefe des Wassers prüfen.
- Nie unbekanntes und unklares Wasser springen.
- Keine Kopfsprünge in flaches Wasser machen.
- Keine Mutproben riskieren.
- Beim Baden keinen Alkohol und keine Drogen zu sich nehmen.
- Warnhinweise und Verbotstafeln (zum Beispiel bei Schiffslandestegen oder Schwimmbecken) beachten.
Personen, die wegen Badeunfällen Paraplegiker werden, verbringen in der Regel rund ein halbes Jahr in Rehabilitation im Schweizer Paraplegiker-Zentrum, wo sie bestmögliche medizinische Behandlung durch anerkannte Spezialisten erhalten. Tetraplegiker bleiben teilweise sogar mehr als ein Jahr in Nottwil, ehe sie für den Alltag gerüstet sind. Neben einer lebenslangen ambulanten Nachbetreuung sorgt die Schweizer Paraplegiker-Stiftung für eine erfolgreiche Rückkehr in Familie, Beruf und Gesellschaft.
Eine Querschnittlähmung führt jedoch zu hohen Folgekosten für die Betroffenen - sei es für individuelle Rollstuhlanpassungen, den Umbau von Wohnung, Auto und Arbeitsplatz sowie Spezialtransporte. Damit sich die Leidtragenden nicht zusätzlich um finanzielle Belastungen sorgen müssen, erhalten Mitglieder der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung bei einer unfallbedingten Querschnittlähmung mit permanenter Rollstuhlabhängigkeit eine einmalige Unterstützung von 250‘000 Franken. In der Schweiz sind insgesamt 1,8 Millionen Personen Mitglied dieser Gönner-Vereinigung.