Nachwuchs bei den Rentieren im Zoo Basel
12.05.2016 | 10:14
Zwischen dem 20. April und dem 6. Mai sind im Zoo Basel vier gesunde Rentiere zur Welt gekommen. Der Kindersegen ist für den Zoo Basel ein grosser Erfolg, denn früher waren die Neugeborenen oft zu schwach. Dank verbesserter Fütterung und einer neuen genetischen Zusammensetzung der Gruppe sorgen die...
Kurz nacheinander am 20. und 30. April und am 1. und 5. Mai sind im Zoo Basel vier Rentiere zur Welt gekommen. Sie folgten ihrer Mutter bereits kurz nach der Geburt und tranken in den ersten Stunden bei ihren Müttern. Dies ist für die kleinen Rentiere besonders wichtig, denn nur dann produziert die Mutter die antikörperreiche Kolostralmilch. Die Antikörper schützen in den ersten Lebenswochen, bevor das eigene Immunsystem ausgebildet ist, vor Krankheiten.
Wählerische Esser
Rentiere sind Nahrungsspezialisten und ernähren sich in der nordischen Heimat vor allem von energiereichen Flechten. Um gesund zu bleiben benötigen Rentiere nicht grosse Mengen, sondern sehr nährstoffreiches Futter. Obwohl Rentiere anatomisch denselben Aufbau des Magen-Darm-Traktes haben wie Kühe, würden sie auf einer Graswiese schlicht verhungern.
Da Gras zu faserreich und nährstoffarm ist, erhalten Rentiere im Zoo Basel deshalb speziell zubereitetes Futter: sogenanntes Emd (zweiter oder späterer Heu-Schnitt) und kleingeschnittenes Gemüse. Pellets, in denen die nötigen Mineralstoffe sowie Vitamine enthalten sind, bereichern den Menuplan, im Sommer, ergänzt durch täglich frisch geschnittenes Gras. Ist das Futter zu grob oder zu stängelreich, lassen es die Rentiere links liegen.
Empfindliche Rentierkinder
Trächtige Rentierkühe sondern sich vor der Geburt von der Herde ab und suchen einen ruhigen Ort auf. Im Zoo Basel steht ihnen sowohl die Anlage als auch der Stall zur Verfügung. In der Regel bevorzugen sie den Stall. Kurz nach der Geburt untersuchen die Tierärzte die empfindlichen Jungtiere. Diese erhalten einen Chip zur Identifikation, zur Prophylaxe der Weissmuskelkrankheit eine Spritze mit Vitamin E und Selen und Antikörper zur Stärkung des Immunsystems.
Der Nabel wird mit einer Jodlösung desinfiziert. Dank der ausgesprochen fettreichen Muttermilch wachsen die Jungen in kürzester Zeit sehr schnell. In der Natur ist dies überlebenswichtig, denn in der Tundra kann es bereits im September bitterkalt werden.
Speziell in vieler Hinsicht
Das Rentier ist die einzige je zum Haustier gewordene Hirschart und die einzige, bei der auch das Weibchen ein Geweih trägt. Bei ihren jahreszeitlichen Wanderungen umfassen ihre Herden gebietsweise mehrere 100'000 Tiere und mit 5'000 Kilometern machen sie die längste Wanderung von Landsäugern überhaupt.
Noch mit einer weiteren Spezialität warten Rentiere auf: Wer ganz still vor der Rentier-Anlage im Zoo Basel steht, hört ein regelmässiges, leises Klicken. Das Geräusch stammt von einer Sehne am Hinterbein, die beim Gehen über Knochen streift.