Schweiz hinkt beim Jugendschutz hinterher
19.10.2017 | 12:02
Kinder und Jugendliche sind der Werbung für Tabakprodukte massiv ausgesetzt. Dabei ist gerade für diese Altersgruppe die Gefahr abhängig zu werden, besonders gross. Verglichen mit anderen europäischen Ländern schneidet die Schweiz beim Jugendschutz immer noch schlecht ab. Rauchen ist immer noch die...
Werbung wirkt. Das trifft insbesondere auch auf Tabakwerbung zu. Vor allem Kinder und Jugendliche sind dieser massiv ausgesetzt. Eine Studie von 2017, welche die Augenbewegungen von Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren beim Besuch eines Kiosks erfasste, zeigte, dass alle Teilnehmenden ihren Blick durchschnittlich 22-mal auf Tabakwerbeträger richteten.
Fast ein Viertel aller Jugendlichen rauchen
Für Jugendliche ist die Gefahr von Tabakprodukten abhängig zu werden, besonders hoch. 57 Prozent der Raucherinnen und Raucher haben vor ihrem 18. Lebensjahr zu rauchen begonnen. Wer dagegen bis zum 21. Lebensjahr nicht mit dem Rauchen beginnt, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er dies das ganze Leben lang nicht tut.
Insgesamt rauchte 2015 ein Viertel der Schweizer Bevölkerung. In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen waren es laut den Zahlen von Sucht Schweiz 24 Prozent. Mit teils gravierenden Folgen: Jährlich sterben in der Schweiz 9'500 Personen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Rund 4'000 Personen erkranken pro Jahr an Lungenkrebs, 3'100 sterben daran. Das sind 19 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle.
Im Vergleich ungenügend
Bei der Umsetzung wirksamer Massnahmen zum Schutz Jugendlicher vor Tabakwerbung schneidet die Schweiz im europäischen Vergleich jedoch schlecht ab. Seit Kurzem gilt etwa auch in Irland ein Gesetz, das neutrale Einheitsverpackungen für Tabakprodukte verlangt. Nach Frankreich, Grossbritannien, Norwegen und Ungarn ist dies bereits das fünfte europäische Land.
Die Schweiz ist davon noch weit entfernt. Werbung, Promotion und dem Sponsoring von Tabakwaren sind hierzulande praktisch keine Grenzen gesetzt. Verglichen mit dem hohen Lebensstandard sind Zigaretten in der Schweiz zudem nach wie vor billig, das geht aus der "Tobacco Control Scale in Europe 2016" hervor, die der Verband der europäischen Krebsligen jährlich veröffentlicht.
Begleitung bis zum Ausstieg
Rauchen ist immer noch die häufigste Ursache für Krebs. Deshalb setzt sich die Krebsliga mit verschiedenen Massnahmen für die Tabakprävention ein. Dazu gehören einerseits strukturelle Massnahmen, wie die Forderung nach einer Erhöhung der Tabakpreise oder Werbeverboten, andererseits können sich Raucherinnen und Raucher, die aufhören wollen bei der Rauchstopplinie der Krebsliga Schweiz melden (0848 000 181).
Fachpersonen unterstützen und begleiten die Anrufenden in mehreren Gesprächen dabei, den Rauchstopp richtig vorzubereiten und eine geeignete Strategie dafür zu finden. Aufhören lohnt sich - bereits zwei Wochen nach der letzten Zigarette beginnt das Risiko für einen Herzinfarkt zu sinken, die Lungenfunktionen erholen sich und die Lebensqualität kehrt zurück.
Das Rauchstoppcoaching umfasst je nach Bedarf mehrere kostenlose Rückrufe und wird in zehn Sprachen angeboten. Mit Unterstützung der Rauchstopplinie ist die Chance auf Abstinenz sechsmal höher als ohne Hilfe. Die Beratung wird auch von den Schweizer Guidelines zur Tabakentwöhnung als wirksame Methode empfohlen. Betrieben wird die Rauchstopplinie von der Krebsliga Schweiz in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention. Finanziert wird sie durch den Tabakpräventionsfonds.
Partnerin des BAG
Die Krebsliga Schweiz unterstützt als Partnerin die Tabakpräventionskampagne SmokeFree, welche das Bundesamt für Gesundheit zusammen mit Kantonen und weiteren NGOs lanciert hat. Primäres Ziel ist es, Rauchende auf ihrem Weg in ein rauchfreies Leben zu unterstützen. Auf Plakaten und in Werbespots wird dazu auch auf die Rauchstopplinie der Krebsliga Schweiz aufmerksam gemacht.
Artikelfoto: karosieben (CC0 Creative Commons)