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Schweizer Jugend steht auf PS unter der Haube

(Bildquelle: infoticker)

Allen neuen Mobilitätskonzepten zum Trotz: Das Auto steht bei weit mehr als 90 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach wie vor hoch im Kurs. Auch die "digital natives" sehen das Auto offensichtlich als Symbol für Freiheit und...

Das Auto ist noch immer das Verkehrsmittel der Wahl junger Menschen - das zeigt die Studie "Jung und urban" des Allianz Zentrums für Technik (AZT), für die in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 2'200 Personen zwischen 18 und 24 Jahren befragt wurden.

Mit genauerem Blick auf die Schweiz: Insgesamt 58 Prozent der Befragten erwarten künftig eine häufigere Nutzung des Autos, nur 10 Prozent der Befragten denken, dass es seltener genutzt wird. Damit liegt die Schweizer Jugend sogar vor ihren Altersgenossen in Deutschland (55 Prozent) und Österreich (47 Prozent).

Nur etwa jeder 14. Führerscheinbesitzer ohne eigenes Auto ist der Ansicht, sich auch in den nächsten zehn Jahren keinen eigenen Wagen anschaffen zu wollen. "Das eigene Auto ist noch immer für viele Jugendliche ein Traum, den sie sich früher oder später erfüllen wollen. Sie verbinden Autofahren mit dem Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit", sagt Patrick Eugster, Leiter Motorfahrzeugversicherungen der "Allianz Suisse".

Schweizer Jugend hat am meisten Pferdestärken

Die Faszination ist also noch immer gross, der Geldbeutel in jungen Jahren allerdings meistens schmal. Erst etwa jeder Zweite hat in diesem Alter das Privileg eines eigenen Fahrzeugs, meistens müssen vor einer Spritztour mit Freunden erst die Eltern oder Geschwister nach ihrem Autoschlüssel gefragt werden. Wenn sich Jugendliche allerdings ein eigenes Auto leisten können, dann stehen für sie weniger emotionale als praktische Aspekte im Vordergrund: So achten sie beim Kauf vor allem auf den Preis, den Verbrauch und die laufenden Kosten.

Da das Geld noch nicht so locker sitzt, tut es dann auch ein Gebrauchtwagen. Fast die Hälfte der Fahrzeuge, mit denen sie unterwegs sind, haben bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Damit steigt allerdings auch die Unfallgefahr. Gerade bei schweren Unfällen ist es auffällig, dass ein hoher Anteil dieser Fahrzeuge noch nicht über Fahrsicherheitssysteme wie das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) verfügt. Deshalb sollten Käufer von Neu- oder Gebrauchtwagen laut Eugster unbedingt darauf achten, dass die Fahrzeuge auf jeden Fall ESP an Bord haben und mindestens vier Sterne beim EuroNCAP-Test aufweisen.

Und was gerade in der Schweiz besonders auffällt: Im Vergleich zu den Nachbarländern verfügen die Fahrzeuge der jungen Automobilisten über eine wesentlich höhere Motorleistung. Während die Autos in Österreich im Durchschnitt 94 PS haben, sind es in Deutschland rund 100 PS - und in der Schweiz sogar 152 Pferdestärken.

Elektroautos nur, wenn sie günstig sind

Und wie ist das Stimmungsbild bei modernen Mobilitätsthemen wie Elektroautos, Car Sharing oder Unfalldatenspeicherung? Häufig bestimmt auch hier der Preis das Verhalten. So können sich laut der Befragung 68 Prozent der Schweizer Junglenker vorstellen ein Elektroauto zu kaufen, wenn es in Preis und Leistung mit herkömmlichen Fahrzeugen vergleichbar ist. Dieser Wert sinkt allerdings rapide, wenn das Preis-/Leistungsverhältnis zu Ungunsten des Elektrogefährts ausfällt. Dann ist nur noch rund jeder Vierte bereit, für Elektromobilität tiefer in die Tasche zu greifen.

Immerhin jeder Dritte kann sich sehr gut vorstellen, Car Sharing-Modelle zu nutzen. Das eigene Auto einem anonymen Verleihsystem zur Verfügung zu stellen, um die eigene Kasse aufzubessern, kommt allerdings nur für etwa jeden Achten in Frage. Was den Einbau von Unfalldatenspeichern anbelangt, sind die jungen Schweizer Automobilisten sogar Trendsetter im Vergleich zu ihren Nachbarn: 71 Prozent der Befragten können sich den Einbau einer solchen Technik vorstellen, wenn sie dadurch finanzielle Vorteile erzielen - gegenüber 67 Prozent in Deutschland und 66 Prozent in Österreich.

Die Repräsentativ-Erhebung des AZT macht also deutlich, dass junge Menschen dieser Form der Datenspeicherung heute nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen.

2'200 Jugendliche befragt

Für die Sicherheits- und Mobilitätsstudie "Jung und urban" (Oktober 2014) zu jungen Fahrzeugnutzern in Deutschland, Österreich und der Schweiz betrachtete das Allianz Zentrum für Technik (AZT) amtliche Datenquellen, eigene Versicherungsschadenakten und liess eine repräsentative Online-Umfrage in D/Ö/CH durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Wien durchführen. Befragt wurden 2'200 18- bis 24-Jährige zu ihrem Mobilitätsverhalten.