Sexuell übertragbare Infektionen nehmen zu
23.10.2017 | 10:41
Die sexuell übertragbaren Infektionen (STI) haben 2016 weiterhin zugenommen. Die gemeldeten Fälle nahmen bei der Gonorrhoe gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent zu, bei der Syphilis um 15 Prozent und bei den Chlamydien-Infektionen um 8 Prozent. Die Zahl der HIV-Fälle blieb hingegen stabil. Ab dem 23....
2016 wurden insgesamt 2'270 Gonorrhoe-Fälle, 733 Syphilis-Fälle, 11'013 Fälle von Chlamydien-Infektionen und 542 HIV-Fälle verzeichnet. Die Stabilisierung bei den HIV-Fällen bestätigte sich im vergangenen Jahr zum zweiten Mal in Folge. Bei den anderen STI ist in der Schweiz wie auch im restlichen Europa seit mehreren Jahren eine Zunahme zu beobachten. Hierfür gibt es drei Erklärungen:
Erstens wurden Fortschritte bei den Laboranalysen in Bezug auf STI erzielt: Tests reagieren auf mehrere Krankheitserreger gleichzeitig und nicht mehr nur auf einen. So werden auch asymptomatisch verlaufende Fälle diagnostiziert, die früher unentdeckt geblieben sind.
Zweitens lassen sich Personen, die Risikogruppen angehören, häufiger testen. Dies ist auf vom BAG unterstützte oder lancierte Testkampagnen zurückzuführen. Diese beiden Entwicklungen sind positiv: Es können mehr infizierte Personen behandelt werden, und die Weiterverbreitung der STI wird früher unterbunden.
Drittens ist davon auszugehen, dass die Zunahme der gemeldeten Fälle wahrscheinlich teilweise einen tatsächlichen Anstieg der Fallzahlen in der Bevölkerung widerspiegelt. Wie hoch dieser Anteil ist, lässt sich aber nicht genau beziffern.
Männer stärker betroffen
Die Verteilung der verschiedenen STI auf Männer und Frauen ist nicht ausgeglichen. Von Gonorrhoe, Syphilis und HIV sind Männer stärker betroffen. Sie machen 79 Prozent, 89 Prozent bzw. 78 Prozent der gemeldeten Fälle aus. Dabei sind Männer, die Sex mit Männern haben, stark übervertreten und stellen die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe dar. Die Chlamydien-Infektionen treten im Gegensatz zu den anderen STI häufiger bei Frauen auf (67% der Fälle).
Safer-Sex-Check für personalisierte Empfehlungen
Als eine Antwort auf diese Entwicklung hat das BAG die Safer Sex-Regeln angepasst. Die erste Regel ist immer noch dieselbe: "Vaginal- und Analsex mit Kondom". Damit kann man die Übertragung von HIV verhindern und die Risiken für andere STI verringern.
Die zweite Regel ist neu: "Und weil’s jede(r) anders liebt: Mach jetzt deinen persönlichen Safer-Sex-Check auf www.lovelife.ch". Der Safer-Sex-Check gibt personalisierte Empfehlungen entsprechend der individuellen Sexualität ab. So können sich alle einfach über die Massnahmen in Bezug auf die HIV- und STI-Prävention informieren, die für sie persönlich relevant sind. Der Fragebogen ist anonym.
Love Life-Kampagne
Ein häufiger Wechsel des Sexualpartners erhöht das Risiko einer Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Infektion wie Gonorrhoe, Syphilis oder Chlamydiose beträchtlich. Die Love Life-Kampagne befasst sich ab dem 23. Oktober erneut mit diesem Thema, und zwar unter dem Motto: "Partner wechselt. Safer Sex bleibt."
Hat man sich trotz allem angesteckt, ist es wichtig, seine(n) Partner und Partnerinnen darüber zu informieren. So können auch sie sich testen und bei Bedarf behandeln lassen. Love Life stellt ein Tool zur Verfügung, mit dem der oder die Partner anonym informiert werden können: https://www.lovelife.ch/de/hiv-co/partnerinfo/.
Die Kampagne dauert zwei Wochen und umfasst Plakate, einen Kurzfilm, der an den meistfrequentierten Bahnhöfen ausgestrahlt wird sowie Massnahmen in den Online-Medien und sozialen Netzwerken.
Artikelfoto: Bundesamt für Gesundheit