Vier Pfoten schliesst Hunde-Schlachthaus in Kambodscha
01.11.2019 | 09:19
Vier Pfoten hat ein Hunde-Schlachthaus in Kambodscha geschlossen. Zwei der geretteten Hunde waren über zwei Jahre in einem engen Käfig eingesperrt.
Eine zweite Chance für zehn Hunde aus Kambodscha: Die globale Tierschutzorganisation Vier Pfoten schloss am 27. Oktober einen Hunde-Schlachthof in der Takeo Provinz und nahm alle dort gefangenen Tiere in ihre Obhut. Unter den aus einem kleinen Käfig geretteten Tiere waren auch zwei Hunde, die der Schlachthof-Besitzer als Glücksbringer hielt, seitdem sie Welpen waren. Sie mussten über zwei Jahre lang täglich mitansehen, wie ihre Artgenossen brutal getötet, zerlegt, gekocht und als Bar-Snacks verkauft wurden.
Das Schicksal der Tiere ist kein Einzelfall, in Kambodscha werden schätzungsweise drei Millionen Hunde pro Jahr für ihr Fleisch geschlachtet - darunter oft auch gestohlene Haustiere. Vier Pfoten kämpft für das Ende des barbarischen Hunde- und Katzenfleischhandels in Südostasien. In den nächsten Monaten plant die Tierschutzorganisation weitere Investigationen, Rettungen und Verhandlungen mit den verantwortlichen Regierungen.
Penisse als Glücksbringer
Mit über 2'000 getöteten Hunden pro Jahr galt der Schlachthof als der grösste Hundefleisch-Anbieter in der Region. Der Betrieb verkaufte zudem getrocknete Penisse von schwarzen Hunden, die von Männern als Glücksbringer getragen werden. Unter den geschlachteten Tieren waren Streuner, aber auch Haustiere, die entweder gestohlen oder gegen Töpfe und Pfannen eingetauscht wurden. Der Schlachter sperrte die Hunde zusammen in einem winzigen, rostigen Käfig, ehe er ihnen die Kehle durchtrennte.
Nachdem Vier Pfoten das Schlachthaus schloss, brachte das Rettungsteam die Hunde zum lokalen Vier Pfoten Partner "Animal Rescue Cambodia". Dort werden sie medizinisch betreut bis sie ein neues, sicheres Zuhause gefunden haben. "Wir sind erleichtert, dass wir einen Schlachtbetrieb schliessen konnten, der so unfassbar viel Tierleid verursacht hat. Die geretteten Hunde waren in einem furchtbaren Zustand. Die beiden Hunde, die über zwei Jahre in dem winzigen Käfig sassen, konnten aufgrund des starken Muskelschwunds in ihren Beinen kaum laufen", sagt Dr. Katherine Polak, Tierärztin und Leiterin der Vier Pfoten Streunerhilfe in Südostasien.
Vom Hunde-Schlachter zum Reisbauer
Im Rahmen seiner Recherchen traf das Vier Pfoten-Team auf den Besitzer des Schlachthauses. Er beteuerte aus dem brutalen Hundefleischhandel aussteigen zu wollen und bat Vier Pfoten um Hilfe. Gemeinsam erarbeitete man alternative Lösungen. Dem Mann wurde nun ein Stück Land zur Verfügung gestellt, auf dem er zukünftig Reis und Gemüse anbauen wird. Während des Rettungseinsatzes entfernte das Vier Pfoten-Team den Käfig und alle Schlachtwerkzeuge.
Drei Millionen tote Hunde jährlich in Kambodscha
In Kambodscha gibt es keine expliziten Gesetze, die den Handel mit Hundefleisch verbieten. Vier Pfoten Recherchen zeigen, dass jährlich rund drei Millionen Hunde in Kambodscha für ihr Fleisch getötet werden. Der Grossteil der Hunde wird ertränkt, erhängt oder erstochen. Der Hundefleischhandel ist ein gewinnorientiertes Geschäft. Ein lebender Hund bringt zwischen 2 Franken und 3 Franken pro Kilo, während ein Kilo rohes Hundefleisch für bis zu 3.95 Franken verkauft wird. Ein Hundefleisch-Gericht kostet weniger als einen Franken.
Allein in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh hat Vier Pfoten über 110 Restaurants, die Hundefleisch anbieten, dokumentiert. Männer machen den Grossteil der Konsumenten aus. Nach getaner Arbeit verzehren sie das Fleisch als Bar-Snack gemeinsam mit Alkohol. Frauen hingegen essen Hundefleisch nicht in der Öffentlichkeit, jedoch Zuhause - oft aufgrund des Irrglaubens, dass das Fleisch eine heilende Wirkung hat. Obwohl der Handel floriert, bleibt der Verzehr von Hundefleisch eine kontroverse Praxis unter den Einheimischen.
Eine Gefahr für Tiere und Menschen
Dass Hundefleisch alles andere als gesund ist, zeigen die Tollwut-Zahlen in Kambodscha. Jährlich sterben rund 800 Kambodschaner an den Folgen von Tollwut. Der Hundefleischhandel leistet einen wesentlichen Beitrag zu dieser traurigen Statistik, da durch ihn infizierte Hunde durch das ganze Land transportiert und auch in Städte gebracht werden. Somit laufen Händler, Schlachter und Konsumenten Gefahr, sich mit Tollwut anzustecken.
"Der Hundefleischhandel fördert nicht nur extreme Tierquälerei und illegale Aktivtäten, wie den Diebstahl von Haustieren. Er ist auch eine ernsthafte gesundheitliche Bedrohung für Einheimische und Touristen. Wenn Kambodscha Tollwut wirklich ausrotten möchte, darf es den Hundefleischhandel nicht länger ignorieren", so Dr. Polak.
Vier Pfotens Kampf gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel
Um den Handel mit Hunde- aber auch Katzenfleisch in Kambodscha und dem restlichen Südostasien nachhaltig zu beenden, startet Vier Pfoten eine Kampagne auf internationaler und nationaler Ebene. Durch Aufklärungsarbeit und Kooperationen mit den verantwortlichen Behörden und Tourismusverbänden soll die Nachfrage nach Hunde- und Katzenfleisch reduziert und strengere Tierschutzgesetze eingeführt werden. Darüber hinaus unterstützt Vier Pfoten lokale Tierschutzorganisationen und Gemeinden mit humanen und nachhaltigen Programmen zum Management der Hunde- und Katzenpopulation.
Vier Pfoten hat zudem eine Petition gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel gestartet, die bereits über 100'000 Unterstützer unterschrieben haben: http://ots.ch/Ua3ljy