Wärmstes Jahr seit Messbeginn
21.12.2018 | 17:15
Wärme und Regenarmut ohne Ende, so präsentierte sich das Jahr 2018 in der Schweiz. Zehn von zwölf Monatstemperaturen lagen deutlich über der Norm, sechs davon im extremen Bereich. Das Jahr 2018 ist das vierte in kurzer Folge mit neuer Rekordtemperatur.
Die unendliche Wärme führte nicht nur zu einem neuen Jahresrekord, auch das Sommerhalbjahr war so warm wie noch nie seit Messbeginn 1864. Als weiterer Wärmerekord erlebte die Alpensüdseite den wärmsten Herbst Beginn der Aufzeichnungen. Begleitet wurde die Rekordwärme von einer ungewöhnlichen monatelangen Regenarmut. In der Ostschweiz entwickelte sich das massive Regendefizit von April bis November zu einem Jahrhundert-Ereignis.
Jahrtestemperatur in Rekordhöhe
Nach den aktuellen Berechnungen wird die landesweite Jahrestemperatur knapp 7 Grad erreichen, den höchsten Wert seit Messbeginn 1864. Bereits gesichert ist die Rekordwärme von 6.7 Grad des meteorologischen Jahres von Dezember 2017 bis November 2018.
Das Jahr 2018 ist das vierte in kurzer Folge mit weit überdurchschnittlicher Temperatur. Zusammen mit den bisherigen Rekordjahren 2015 mit 6.6 Grad, 2014 mit 6.5 Grad und 2011 mit 6.6 Grad hebt es sich deutlich ab von allen übrigen Jahren seit Messbeginn 1864.
Normale Wintertemperatur, Rekordwärme in Januar
Die Wintertemperatur 2017/18 lag im landesweiten Mittel im Bereich der Norm 1981–2010, dies allerdings mit grossen Schwankungen von Monat zu Monat. Der Dezember zeigte sich im landesweiten Mittel 0.6 Grad, der Februar 3.0 Grad kühler als die Norm 1981–2010. Dazwischen platzierte sich ein rekordwarmer Januar. Am Messstandort Genf erreichte die Januartemperatur 2018 den alles überragenden Rekordwert von 6.0 Grad. Die bisher mildesten Januarmonate lieferten in Genf um 4.5 Grad. Auch im landesweiten Mittel belegt der Januar 2018 mit 3.1 Grad über der Norm 1981–2010 den Spitzenplatz seit Messbeginn 1864.
Reichlich Schnee in den Bergen
Die winterlichen Niederschlagsmengen erreichten verbreitet über 130 Prozent der Norm 1981–2010. Im Wallis stiegen die Werte in vielen Gebieten und in Graubünden regional auf über 200 Prozent. Auf der Alpensüdseite gab es gebietsweise bis 150 Prozent, lokal auch um 180 Prozent der Norm.
Im Januar 2018 registrierten 95 Messstandorte rekordhohe Monatsniederschläge. An 72 dieser Standorte reichen die Messreihen mehr als 50 Jahre zurück. Im Wallis brachte der Januar 2018 an vier über 50-jährigen Messstandorten nicht nur die höchste Januarsumme, sondern die höchste Monatssumme überhaupt: Zermatt erhielt 257 mm, Stalden/Ackersand 220 mm, Visp 328 mm und Grimentz 254 mm.
In den Bergen fiel im Dezember und im Januar reichlich Schnee. Die Lawinengefahr war vor allem im Januar in weiten Teilen der Alpen gross bis sehr gross. Einige Täler waren mehrere Tage nur mit Helikopter erreichbar. In Arosa auf 1880 m lieferte der Winter 2017/18 die beachtliche Neuschneesumme von 5.3 m. In den letzten 50 Jahren gab es hier nur im Winter 2011/12 mit 5.8 m mehr Neuschnee. Am Walliser Messstandort Grächen auf 1600 m fiel eine winterliche Neuschneesumme von über 2 m, was zu den höchsten Wintersummen seit Messbeginn vor 50 Jahren gehört.
Stürmischer Winter
Die Alpennordseite erlebte einen stürmischen Winter. Die Monate Dezember und Januar brachten am Messstandort Zürich-Fluntern nach mehreren Jahren eigentlicher Sturmflaute eine erhöhte Sturmaktivität. Schäden verursachten vor allem die Januarstürme, insbesondere der Sturm Burglind vom 3. Januar 2018.
Markante Frühlingserwärmung
Mit dem Frühling 2018 als viertwärmster seit Messbeginn 1864 hält die markante Frühlingserwärmung ungebrochen an. Die sechs wärmsten Frühlinge wurden nach dem Jahr 2000 registriert. Seit dem Jahr 2000 lag der Frühling zehnmal mehr als 1 Grad über der Norm 1981–2010. Vor dem Jahr 2000 gab es dies nur zweimal.
Der Frühling 2018 startete kühl. Der März blieb im landesweiten Mittel 1 Grad unter der Norm 1981‒2010. Die Alpensüdseite registrierte regional 1 bis 2 Grad unter der Norm einen der kühlsten Märzmonate der letzten 30 Jahre. Auf den kühlen März folgte der zweitwärmste April seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel übertraf der April die Norm um 3.9 Grad. Regional gab es Aprilwerte von 4 bis 5 Grad über der Norm 1981‒2010. Und die Wärme ging weiter. Der Frühling endete mit dem fünftwärmsten Mai seit Messbeginn 1864. Landesweit lag er 1.9 Grad über der Norm. An einzelnen Messstandorten war es der zweit- oder drittwärmste Mai seit Messbeginn vor 155 Jahren.
Häufung von extrem warmen Sommern
Der Sommer 2018 war der dritte in kurzer Folge mit weit überdurchschnittlicher Temperatur. Zusammen mit den Sommern 2017, 2015 und 2003 hebt er sich mit seinen landesweit 15.3 Grad deutlich ab von allen übrigen Sommern seit Messbeginn 1864. Bis zum Jahr 2000 galten Sommer mit landesweit über 14 Grad als extrem, 15 Grad wurden nie überschritten. Der frühere Durchschnittssommer um 12 Grad ist aus dem Klima der Schweiz verschwunden. In den vergangenen 30 Jahren sanken die kühlsten Sommer nur knapp unter 13 Grad. Der daraus ersichtliche massive Anstieg der Sommertemperatur ist eines der klaren Signale der laufenden Klimaänderung.
Zehn Tage Hitze im Norden
Nördlich der Alpen setzte ab dem 30. Juli anhaltende Sommerhitze mit täglichen Höchstwerten von verbreitet über 30 Grad ein. Die zehntägige Hitzewelle brachte in den tiefen Lagen der Alpennordseite eine mittlere Maximumtemperatur von 32 bis 34 Grad. Regional war es die dritt- oder viertintensivste Zehntages-Hitzewelle seit Messbeginn, so in Basel, in Zürich und in Luzern.
Lange Hitzeperiode auf der Alpensüdseite
Auf der Alpensüdseite stieg die Tagesmaximumtemperatur lokal bereits ab dem 22. Juli regelmässig über 30 Grad. Die Hitzeperiode erstreckte sich über 18 Tage. Locarno-Monti zeichnete die drittintensivste 18-tägige Hitzeperiode seit Messbeginn 1935 auf. Die mittlere Maximumtemperatur lag bei 32.6 Grad. Vergleichbar war die intensivste 18-tägige Hitzeperiode vom Sommer 2003 mit 32.8 Grad. Geringfügig heisser zeigte sich in Locarno-Monti die intensivste 18-tägige Hitzeperiode vom Sommer 2015 mit 33.1 Grad.
Anhaltende Regenarmut
Nach einem extrem regenarmen April und einem verbreitet regenarmen Mai brachte der Sommer eine weiter anhaltende Regenarmut. Im Mittel über die ganze Schweiz erreichte die Regensumme von Juni bis August nur 71 Prozent der Norm 1981‒2010. Landesweit regenärmer waren letztmals die Sommer 2015 und dann 1983 und 1984. Der Juni lieferte in einigen Gebieten nur 20 bis 40 Prozent der normalen Regenmengen. Einzelne Messstandorte in den Zentral- und Ostalpen mit über 100-jährigen Messreihen registrierten beim Juniniederschlag ein Rekorddefizit. Im Juli gab es lokal im östlichen Mittelland und abermals entlang des östlichen Alpennordhangs ein massives Regendefizit mit Regensummen von nur 20 bis 30 Prozent der Norm 1981‒2010.
Sommerliche Sonnenscheinrekorde
Alle drei Sommermonate präsentierten sich sehr sonnig. Genf registrierte mit 908 Sonnenstunden den sonnigsten Sommer seit Messbeginn 1897. Ähnlich sonnig mit knapp unter 900 Sonnenstunden war in Genf letztmals der Sommer 2003. Auch in Basel mit Daten seit 1886 bewegte sich die sommerliche Sommerscheindauer mit 835 Stunden im Rekordbereich. Vergleichbar sonnig war in Basel der bisherige Rekordsommer 2003 mit 834 Sonnenstunden.
Sommerhalbjahr mit Rekordwärme
Von April bis September 2018 erreichten alle Monate Temperatur-Spitzenplätze zwischen dem zweiten und dem siebten Rang. Die anhaltend hohen Monatswerte mündeten in den neuen Wärmerekord des Sommerhalbjahrs von 2.4 Grad über der Norm 1981‒2010. Selbst die bisher alles überragende Wärme des legendären Hitzesommers 2003 wurde leicht übertroffen. Das Sommerhalbjahr 2003 lag 2.2 Grad über der Norm.
Herbst mit Rekordtemperatur im Süden
Die Schweiz erlebte den drittwärmsten Herbst seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel stieg die Herbsttemperatur 1.8 Grad über die Norm 1981–2010. Vier der fünf wärmsten Herbste wurden innerhalb der letzten 15 Jahre registriert. Mehr Wärme brachten bisher nur der Herbst 2014 mit 2.1 Grad und der Rekordherbst 2006 mit 2.7 Grad über der Norm 1981–2010.
Die Alpensüdseite registrierte regional den wärmsten Herbst seit Messbeginn. In Lugano und Locarno-Monti lag die Herbsttemperatur 2.2 Grad über der Norm 1981–2010. Im bisher wärmsten Herbst 2006 stieg die Temperatur in Lugano 1.8 Grad, in Locarno-Monti 1.9 Grad über die Norm.
Jahrhundert Regenmangel in der Ostschweiz
In der Ostschweiz hat sich die vom Frühling bis zum Herbst anhaltende Regenarmut zu einem Jahrhundert-Ereignis entwickelt. In den acht Monaten von April bis November fielen nur 59 Prozent der Norm 1981‒2010. Es fehlte der Regen von mehr als drei normalen Sommermonaten. Das ist das deutlich massivste April-November Regendefizit in der Ostschweiz seit Messbeginn 1864. Alle übrigen sehr regenarmen April-November Perioden lieferten 64 Prozent der Norm oder mehr.
Über die ganze Schweiz gemittelt lag die Regenarmut von April bis November 2018 auf Rang 3 mit 69 Prozent der Norm 1981‒2010. Schweizweit ähnlich regenarm war die April-November Periode von 1921 mit 68 Prozent der Norm. Den bisher massivsten Regenmangel lieferte die April-November Periode von 1962 mit schweizweit nur 60 Prozent der Norm 1981‒2010.
Regen und Schnee
Ende Oktober fielen auf der Alpensüdseite innerhalb von drei Tagen verbreitet 200 bis 300 mm Niederschlag, lokal auch über 400 mm. Auch im angrenzenden Bündnerland gab es mit über 200 mm grosse Niederschlagsmengen. Ein grosser Teil davon fiel als Schnee. Arosa registrierte einen neuen Oktoberrekord von 72 cm Neuschnee innert Tagesfrist. Auf der Alpensüdseite regnete es anfangs November kräftig weiter. Das viele Wasser liess den Lago Maggiore am 6. November 2018 über die Ufer treten.
Während auf der Alpensüdseite die Niederschlagssummen im Oktober und im November deutlich über der Norm 1981‒2010 lagen, zeigten sich die beiden Monate auf der Alpennordseite erneut ausgesprochen niederschlagsarm. Erst im Dezember erhielt die Alpennordseite seit langer Zeit wieder überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. In den Alpen hielt der Winter Einzug. Gegen Weihnachten lag in den Bergen verbreitet eine Schneedecke im Bereich der Norm oder etwas darüber (Quelle: Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, Davos).
Jahresbilanz
Die Jahrestemperatur 2018 stieg in den meisten Gebieten der Schweiz 1.5 bis 2.0 Grad über die Norm 1981–2010. Auf der Alpensüdseite und im Engadin lagen die Werte 1.0 bis 1.5 Grad über der Norm. Im landesweiten Mittel ist registrierte die Schweiz eine Jahrestemperatur von 1.5 Grad über der Norm 1981–2010 und damit einen neuen Rekord seit Messbeginn 1864.
Die Jahresniederschläge 2018 erreichten in der Ostschweiz um 80 Prozent der Norm 1981–2010. In der Zentralschweiz und Westschweiz waren es rund 90 Prozent der Norm. Die Alpensüdseite und das Engadin erhielten 90 bis 100 Prozent, während im Wallis mit 105 bis 110 Prozent der Norm eine etwas überdurchschnittliche Jahres-Niederschlagssumme fiel.
Die Jahressumme 2018 der Sonnenscheindauer bewegte sich nördlich der Alpen zwischen 110 und 125 Prozent der Norm 1981–2010. In den Alpen und auf der Alpensüdseite gab es 90 bis 110 Prozent der Norm. In einzelnen Regionen nördlich der Alpen gehört das Jahr 2018 zu den zehn sonnigsten seit Messbeginn.