Wildtierschutz beim Mähen
07.05.2020 | 10:56
Der Beginn der Mähsaison überschneidet sich mit den Setz- und Brutzeiten zahlreicher wildlebender Tiere. Bodenbrütende Vögel, Junghasen, Rehkitze und auch Kleinsäuger werden regelmässig Opfer der Mähwerke. Der Schweizer Tierschutz STS appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Landwirte. Sie haben die Gefahr ihrer Mähtechnik zu verantworten und aktiv Leid und Tod von Wildtieren zu vermeiden.
Bei der Heuernte und der Gewinnung von Grassilage kommen durch landwirtschaftliche Maschinen in jedem Jahr unzählige Tiere zu Tode, darunter, gemäss eidgenössischer Jagdstatistik, rund 1'700 Rehkitze. Das scharfe Mähwerk zerfetzt die Kitze und die jungen Feldhasen, die sich vor der heran nahenden Gefahr ducken und zerschmettert die Gelege am Boden brütender Vogelarten wie Fasan oder Rebhuhn. Der vermehrte Einsatz grösserer und schnellerer Mähwerke verschärft die Gefahr für das Jungwild.
Absuchen von Mähwiesen ist ein Muss
Eine effektive und erfolgreiche Jungwildrettung beginnt bereits vor der eigentlichen Mahd. Schon einfache «Vergrämungsmethoden» (Aufhängen von Tüchern, Baustellen-Warnblinker, an Pfählen befestigtes Absperrband) können Leben retten. Verantwortungsvolle Landwirte gehen zudem die Fläche vor der Mahd ab, bzw. lassen ihre Wiesen nach Rehkitzen und anderen Tieren absuchen und sie mähen von innen nach aussen, um den Wildtieren einen Fluchtweg zu lassen. Neben den bewährten Infrarot-Suchgeräten zur Jungwildrettung, kommen heute vermehrt auch Drohnen, ausgerüstet mit Wärmebildkameras oder Infrarottechnik, zum Einsatz um, vorallem in grossen Feldern, Wildtiere zu lokalisieren. Im letzten Jahr konnte der Verein Rehkitzrettung dank dieser Methode über 750 Tiere retten.
Zu einer erfolgreichen Jungwildrettung gehört auch das Wissen über den richtigen Umgang mit aufgefundenen Rehkitzen. Diese sollten niemals von blosser Hand berührt, sondern mit Handschuhen oder unter Zuhilfenahme eines Grasbüschels in eine Kiste gelegt und so aus dem Gefahrenbereich verbracht werden. Alternativ kann das Kitz am Fundort mit einer Holzkiste abgedeckt werden. Die Stelle wird markiert und beim Mähen umfahren, so dass eine Grasinsel zurückbleibt. Nach der Mahd wird das Kitz zur Fundstelle zurückgebracht, wo es die Rehgeiss wiederfindet.
Vergiftete Heuernte
Geraten Kadaver von Wiesentieren nach dem Mähen unerkannt ins Silo, bilden sich duch die Zersetzung von Fleischresten in Heu und Grassilage Toxine, die für Rinder und andere Nutztiere tödlich sein können. Ein Tierkadaver im Mähgut kann die Heuernte vergiften. So verursacht das Vermähen von Jungwild indirekt noch mehr Tierleid. Jungwildrettung ist Wildtierschutz und zudem - als Prävention von Vergiftungsfällen beim Vieh - auch im Interesse der Landwirtschaft.