Chlamydien in der Schweiz auf dem Vormarsch

In der Schweiz scheint das Verhütungsbewusstsein noch verbesserungswürdig. Zahlreiche Geschlechtskrankheiten sind immer mehr in der Bevölkerung verbreitet, gerade junge Frauen scheinen immer häufiger betroffen zu sein. Wie geschlechtskrank sind die Schweizer wirklich?

Chlamydien - Infektionen steigen rasant an

Bereits in den vergangen Jahren konnte der gefährliche Trend im Anstieg der Chlamydien-Infektionen verzeichnet wären. Unter allen Geschlechtskrankheiten ist für Chlamydien der grösste Anstieg bemerkbar. Aktuell liegt die Steigerungsrate bei zwölf Prozent und damit über dem früheren Durchschnitt von zehn Prozent. Insgesamt konnten allein 2014 9680 Chlamydien-Fälle verzeichnet werden. Wobei die Mehrheit der Erkrankungen junge Frauen betrifft. Etwa 70 Prozent der Fälle betrafen Frauen, wobei davon etwa die Hälfte im Alter zwischen 15 und 24 Jahre war.

Chlamydien gelten mittlerweile nicht nur in der Schweiz sondern auch im restlichen Europa als die meist verbreitete Geschlechtskrankheit. Besonders heimtückisch ist die Krankheit deshalb, weil diese, häufig ohne Symptome abläuft. Für die Erkrankung sind kugelförmige Bakterien verantwortlich, die sich vor allem über die Schleimhäute im Intimbereich und in der Nase übertragen werden können. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass sich weltweit etwa 90 Millionen Menschen pro Jahr mit den heimtückischen Viren anstecken.

Der aktuelle übermässige Anstieg der Fallzahlen wird mit einer unzureichenden Behandlung wie auch der vermehrten gynäkologischen Untersuchung auf die Infektion in Verbindung gebracht.

Tripper vor allem unter Heterosexuellen verbreitet

Auch für Tripper, in der Medizin als Gonorrhoe bekannt, konnte in der Vergangenheit ein Anstieg festgestellt werden. So konnten allein 2013 1670 Tripper-Fälle verzeichnet werden, welches einem Anstieg von etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Folgejahr konnte ein leichter Abfall von vier Prozent festgestellt werden, sodass nun Hoffnung auf den Bruch des Negativ-Trends aufkommt. Insbesondere unter heterosexuellen Männern scheint die Infektionskrankheit weit verbreitet zu sein.

Die Altersgruppe um 30 Jahre ist weltweit besonders stark betroffen, es wird davon ausgegangen dass die Anzahl der Geschlechtspartner die Ansteckungsrate antreibt. Tripper zählt zu den am weitesten verbreiteten Geschlechtskrankheiten.

Tripper weist, ähnlich wie Chlamydien, häufig keine erkennbaren Symptome auf und bricht meistens erst verzögert nach zwei bis sieben Tagen aus. Durch das unbemerkte Verbreiten der Krankheit, gilt sie als besonders gefährlich. Wer häufig wechselnde Sexualpartner hat, sollte sich deshalb regelmässig testen lassen. Tripper kann zu Gelenkschmerzen und Entzündungen, auch am Herzen führen. Im schlimmsten Falle kann Gonorrhoe zu Unfruchtbarkeit sowie Prostata Infektionen führen.

Syphilis weiterhin auf hohem Niveau

Obwohl seit 2013 ein leichter Abfall an Syphilis-Infektionen zu verzeichnen ist – etwa sechs Prozent – bleibt die Fallzahl weiterhin auf einem hohen Niveau. Es wird von etwa 560 Infektionen ausgegangen. Besonders unter homosexuellen Männern ist die Erkrankung, die als harter Schanker bekannt ist, verbreitet. Etwa die Hälfte der Erkrankten sind homosexuelle Männer, wobei der Rückgang unter diesen mit zwölf Prozent vergleichsweise hoch liegt.

Auch hier stellt das jahrelange Unentdecktbleiben der Erkrankung, Syphilis besonders gefährlich. Dabei können sich die Menschen an den Geschlechtsteilen hiermit infizieren. Insgesamt durchlaufen die Betroffenen vier Stadien der Krankheit, die in zehn Prozent aller Fälle zum Tode des Betroffenen führt. Hilfreich in diesem Zusammenhang sind vor allem regelmässige Vorsorgeuntersuchungen.

HIV in der Schweiz auf dem Rückzug

Einzig bezüglich der Neuinfektionen mit HIV ist ein positiver Trend bereits seit mehreren Jahren zu beobachten. Bereits seit 2008 nimmt die Zahl der HIV-Infektionen um etwa zehn Prozent ab. 2014 konnten nur noch 519 Fälle verzeichnet werden. Gerade unter Heterosexuellen und Migranten aus gefährdeten Gebieten ist dies als stetiger Trend zu beobachten. Unter homosexuellen Männern war hingegen ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Unter Männern (unabhängig von der sexuellen Orientierung) erfolgt eine Ansteckung vor allem während Gelegenheitssex, während Frauen sich hingegen meist beim Partner anstecken.

Die Anzahl der Infizierten mit HIV, im Volksmund Aids genannt, ist dagegen in der Schweiz auf dem Rückzug. Zwischen 2014 und 2015 nahm die Anzahl der Erkrankten um zehn Prozent ab. Die Erkrankung, die vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, ist aufgrund der manchmal jahrelangen Inkubationszeit sehr schwer nachzuweisen. Es ist deshalb ratsam, in regelmässigen Abständen von beispielsweise einem Jahr einen entsprechenden Test beim Arzt zu machen.

Aufgrund der Symptome wie Fieber, Schlappheit, Hautausschlag am Rücken und geschwollenen Lymphknoten, die bereits wenige Tage nach dem Infektionskontakt auftreten können, kann die Krankheit inzwischen relativ schnell entdeckt und so noch behandelt werden. Das Problem hierbei ist, dass sich die Viren nach einer erfolgreichen Infizierung relativ schnell vermehren können und so eine ernsthafte Bedrohung für das eigene Leben darstellen, wenn die Krankheit nicht rechtzeitig entdeckt wird.

Schweizer verhüten nur nachlässig

Lediglich 63 Prozent der Schweizer Männer und 50 Prozent der Schweizer Frauen (Altersgruppe 18 bis 20 Jahre) schützen sich regelmässig mit Kondomen. Gleichzeitig steigt die Anzahl derer Männer, die wechselnde Sexualpartner aufweisen. Etwa ein Drittel der Schweizer kommt auf drei oder mehr Sexualpartner pro Jahr. Gerade diese Entwicklung wird als Hauptursache für den Anstieg einiger Geschlechtskrankheiten angesehen.

Zudem ist vielen nur bewusst, dass die Ansteckung einer Geschlechtskrankheit eben über Geschlechtsverkehr erfolgt. Wie verschiedenen die Übertragungswege sein können, ist häufig unbekannt. Die Übertragung geschieht vor allem durch ungeschützten genitalen, analen und oralen Geschlechtsverkehr. Auch sind Fälle bekannt, bei denen die Bakterien von der Mutter bei der Geburt auf das Kind übertragen wurden. Ebenso wäre eine Ansteckung über das Küssen theoretisch möglich. Entscheidend bei einer Infektion ist nämlich der Schleimhautkontakt- Schleimhäute befinden sich neben den Geschlechtsorganen auch in der Mundhöhle und Rachenraum sowie an den Augen. All diese Körperareale können die Bakterien oder Viren aufnehmen.

Der effektivste Schutz vor einer Ansteckung ist die Verhütung mit Kondomen. Kondome müssen nach jedem Geschlechtsakt gewechselt werden. Zusätzlich stellen eine regelmässige Intimhygiene sowie die Hygiene direkt nach dem Geschlechtsverkehr eine Möglichkeit dar, das Infektionsrisiko weiter zu senken.