- René Gloor aus Oberkulm (Aargau) wurde unerwartet zum Lebensretter in einem Beziehungsdrama. Durch zwei schreiende Frauen wurde er auf einen Mann in einem Auto aufmerksam, der wie von Sinnen mit einem Messer auf seine Frau einstach. Ohne zu zögern packte Gloor den Mann, zerrte ihn aus dem Auto und hielt ihn am Boden fest, bis die Polizei eintraf. Die blutüberströmte Frau wurde mit 35 Stichwunden ins Spital gebracht – und überlebte.
- Zeqir Rexhaj aus Wohlen (Aargau) traute seinen Augen nicht, als neben ihm ein Flugzeug abstürzte und Feuer fing. Der Kosovare handelte unerschrocken: Er rannte zum brennenden Wrack, zog den ebenfalls bereits brennenden Piloten aus dem Flugzeug und erstickte die Flammen an dessen Körper mit einem Tuch. Trotz des mutigen Rettungseinsatzes von Zeqir Rexhaj überlebte der 70-jährige Pilot die Nacht jedoch nicht.
- Rolf Fähndrich aus Egolzwil (Luzern) hat sich bei einer Technoparty zum "persönlichen Schutzengel" seiner Kollegin gemacht. Diese wurde von einem Mann mit einem Messer attackiert. Fähndrich sprang auf den Angreifer zu und schlug ihm gegen den Kopf. Der Angreifer liess zwar von der Frau ab, stach dafür aber Fähndrich die Klinge in den Hals. Erst vier Tage, eine Notoperation und 15 Stiche später konnte dieser das Luzerner Kantonsspital wieder verlassen.
- Barbara Imboden aus Herbriggen (Wallis) war auf dem Heimweg, als sie einen Mann schreien hörte. Mitten in einer Menschentraube sass ein aufgelöster Vater mit seiner siebzehn Monate jungen Tochter, aus deren Mund Blut tropfte. Das Mädchen atmete nicht. Keiner der Umstehenden tat etwas. Trotz der Befürchtung, dass es bereits zu spät sein könnte, begann Barbara Imhof mit der Reanimation – und sie gelang! Das Kleinkind, das drei Wochen zuvor eine Batterie verschluckt hatte, holte tief Luft, begann zu schreien und konnte ins Inselspital gebracht werden.
- Michael Räber aus Kiesen (Bern) wollte letzten Sommer in Griechenland eigentlich nur Ferien machen. Als er in Athen auf menschenunwürdig dahinvegetierende Flüchtlinge traf, entschied er sich kurzerhand, diesen Menschen zu helfen. Bloss zwei Tage Organisationszeit brauchte er, um seine Frau und seinen Job als IT-Spezialist in der Schweiz zurückzulassen, mit einem Bekannten das Minihilfswerk schwizerchrüz.ch zu lancieren und schliesslich sieben Tage die Woche dort anzupacken, wo seine Hilfe am meisten gebraucht wird.
- Saida Keller-Messahli aus Zürich (Zürich) nimmt kein Blatt vor den Mund. Obwohl sie von strenggläubigen Muslimen dafür verachtet wird und immer wieder Morddrohungen bekommt, kämpft die gebürtige Tunesierin als Präsidentin des "Forum für einen fortschrittlichen Islam" unentwegt für einen weltoffenen, integrativen und toleranten Islam. Sie tut dies seit 2004 mit immer grösserem Einsatz, freiwillig und uneigennützig.
- Johanna Gündel aus Oberwil-Lieli (Aargau) war mit der Haltung von Gemeindeammann Andreas Glarner, der sich Flüchtlingen gegenüber sehr ablehnend zeigte, keineswegs einverstanden. Sie lehnte sich gegen den mächtigen Lokalpolitiker auf, gründete eine Interessengemeinschaft für ein solidarisches Oberwil-Lieli und forderte die Bevölkerung zur Teilnahme an der Gemeindeversammlung auf. Mit Erfolg. Über 50 Prozent stimmten der Aufnahme von Flüchtlingen zu. Zwar wurde die parteilose Studentin Ziel von beleidigenden und drohenden Briefen, doch sie bereut die Aktion keine Sekunde.
- Mathias Gräzer aus Dübendorf (Zürich) stutzte, als der Nationalrat die Kosten für die Sanierung der Duro-Kleinlastwagen der Armee bekanntgab. Als Hauptmann und profunder Kenner des Duro hatte er berechnet, dass die Fahrzeuge für den halben Preis ausgetauscht statt saniert werden könnten. Gräzer machte seine Ansichten publik und entfachte damit eine öffentliche Diskussion. Sein Engagement blieb dennoch erfolglos und seine militärische Karriere ist wahrscheinlich beendet – trotzdem würde er, dem Grundsatz der Demokratie folgend, erneut so handeln.
- Guido Fluri aus Cham (Zug) erreichte mit seinem konsequenten, unermüdlichen Einsatz für zahlreiche Verdingkinder und andere Opfer fürsorglicher Zwangsmassnahmen, dass man ihr Leid endlich ernst nimmt und sich der Staat für diese oft willkürlich getroffenen Massnahmen entschuldigte. Sein Engagement trug wesentlich zur Annahme der Wiedergutmachungs-Initiative bei. Die Betroffenen dürften somit immerhin bald in den Genuss eines staatlichen Solidaritätsbeitrages kommen.
Die Wahl des Preisträgers erfolgt sowohl durch das Publikum via Telefon- und SMS-Voting als auch durch die Jury unter der Leitung von Ständerätin Pascale Bruderer. Der "Beobachter Prix Courage" ist mit 15'000 Franken dotiert. Der Preisträger wird am 4. November in feierlichem Rahmen in Zürich geehrt.