Die Fakten:
- Im Jahr 2012 verabschiedete der Bundesrat die Strategie Biodiversität Schweiz. Das Ziel dahinter ist die Schaffung ökologischer Infrastruktur: So wie wir Menschen Siedlungen und Strassen brauchen (eine Infrastruktur aus Beton und Asphalt), benötigt Biodiversität genügend intakte Lebensräume und funktionierende Verbindungen dazwischen: eine ökologische Infrastruktur.
Für die Finanzierung der ökologischen Infrastruktur müssen Bund und Kantone die aktuellen Ausgaben für den Naturschutz erhöhen.
Ein Drittel aller Arten in der Schweiz ist bedroht und weitere 10 Prozent gelten als potenziell bedroht. Dies entspricht dem höchsten Wert aller OECD-Länder.
Die Ursachen des Biodiversitätsverlustes in der Schweiz sind die Zerstörung der natürlichen Lebensräume, die Fragmentierung der Restlebensräume durch den Bau von Strassen- bzw. Verkehrswegen, die fortschreitende Zersiedelung und der übermässige Eintrag von Stickstoff und Pestiziden.
In der Schweiz sind 95 Prozent der Trockenwiesen verschwunden, sowie 82 Prozent der Moore und 75 Prozent der Auen.
In der Schweiz gibt es praktisch keine Wälder, die sich über eine lange Zeit unberührt entwickeln können. Der Anteil an Totholz ist zu gering.
Nur noch 5 Prozent der Schweizer Fliessgewässer gelten als intakt.
Die Tendenz:
Für mehr als ein Drittel der Waldböden wird die Situation als kritisch beurteilt. In 95 Prozent der Wälder, 100 Prozent der Hochmoore, 84 Prozent der Flachmoore und 48 Prozent der Trockenwiesen überschreiten die Stickstoffeinträge die ökologische Belastbarkeit dieser Ökosysteme. Die Folge: Überdüngung bedroht die Artenvielfalt und die Bodenversauerung reduziert die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegen Trockenheit und Krankheiten.
Nicht nur der gewaltige Lebensraumverlust ist ein Problem, sondern auch die damit einhergehende Fragmentierung der letzten verbleibenden natürlichen Lebensräume. Thomas Wirth, Projektleiter Biodiversität beim WWF Schweiz: "Die Siedlungsentwicklung, der Bau von Verkehrswegen und strukturarme Agrarwüsten isolieren die letzten verbliebenen natürlichen Lebensräume im Mittelland. Genetischer Austausch, Wanderungen in geeignete Lebensräume und die Anpassung an den Klimawandel werden damit erschwert bis verunmöglicht."
Für die langfristige Erhaltung der Arten müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Es braucht eine ausreichend grosse Zahl der Populationen und die einzelnen Populationen müssen über eine genügend hohe Anzahl an Individuen verfügen. Je schlechter diese Vorgaben erfüllt sind, desto höher ist das Aussterberisiko. Im Klartext: "Wie unsere Gesellschaft Strassen braucht, brauchen wir eine Vernetzung für die Natur. Rothuhn, Hamster, Rotbindensamtfalter und das französische Filzkraut sind bereits ausgestorben. Ändern wir nichts, werden noch viele Arten folgen", fügt Wirth hinzu.
Was zu tun ist:
Für die Realisierung der ökologischen Infrastruktur werden drei Elemente benötigt:
die raumplanerisch verbindliche, langfristige Sicherung des benötigten Raums. Die Kern- und Vernetzungsgebiete von nationaler Bedeutung müssen - in Zusammenarbeit mit den Kantonen - in einem nationalen Sachplan vom Bund räumlich festgelegt werden.
Massnahmen zur Aufwertung, Pflege und Erhöhung der Durchlässigkeit und eine gesicherte Finanzierung.