Fettleibigkeit macht Brustkrebs aggressiver

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Das Risiko für einen aggressiven Brustkrebs ist bei übergewichtigen Personen höher. Botenstoffe, die ins Blut abgegeben werden, beeinflussen offenbar den Stoffwechsel.

Übergewichtige Personen sind einem höheren Risiko für einen aggressiveren Brustkrebs ausgesetzt. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität München (TUM) und des Universitätsklinikums Heidelberg. Der Hintergrund: Botenstoffe, die bei Fettleibigkeit ins Blut abgegeben werden, beeinflussen den Stoffwechsel von Brustkrebszellen.

Unbekannter Mechanismus

In der aktuellen Studie beschreiben die Wissenschaftler einen bislang unbekannten Mechanismus, der dafür sorgt, dass sich Brustkrebs stärker ausbreitet. "Dabei spielt das Enzym ACC1 eine entscheidende Rolle", erklärt Mauricio Berriel Diaz, stellvertretender Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs am Helmholtz Zentrum München. "ACC1 ist eine zentrale Komponente der Fettsäuresynthese. Allerdings kann es durch die Botenstoffe Leptin und TGF-Beta an seiner Arbeit gehindert werden", so Berriel Diaz. Diese Botenstoffe treten im Blut von schwer übergewichtigen Menschen besonders häufig auf.

Die Experten konnten zeigen, dass diese Hemmung von ACC1 dazu führt, dass sich Acetyl-CoA, eine Fettsäurevorstufe, in den Zellen ansammelt und bestimmte Genschalter (Transkriptionsfaktoren) aktiviert. Dadurch werden vor allem Gene abgelesen, die bei Krebszellen zu einer verstärkten Metastasierungsfähigkeit führen.

"Anhand von menschlichem Gewebe aus Brustkrebsmetastasen konnten wir zeigen, dass ACC1 dort signifikant weniger aktiv war", unterstreicht Marcos Rios Garcia, Erstautor der Studie. Blockierten die Forscher den bisher unbekannten Signalweg mit einem Antikörper, so führte das zu einer deutlich reduzierten Ausbreitung und Metastasierung von Brustkrebstumoren.

Neue Therapien im Fokus

Die Datenlage könnte den neuen Mechanismus in weiteren Studien erhärten. Darüber hinaus denken die Wissenschaftler über mögliche Stellschrauben nach, durch die man therapeutisch eingreifen könnte.

"Die Blockade der genannten Signalwege beziehungsweise das Abschalten der Metastasierungsgene könnten einen therapeutischen Angriffspunkt darstellen", blickt Studienleiter Stephan Herzig von der TUM voraus: "Im Rahmen einer sogenannten neo-adjuvantenTherapie könnte man schon vor der operativen Entfernung des Tumors das Risiko von Metastasen beziehungsweise des Wiederauftretens von Tumoren reduzieren."

Artikelfoto: tum.de