Zur Beobachtung der individuellen Verläufe von Straffälligen wurden zwei Statistiken herangezogen: die Jugendstrafurteilsstatistik (JUSUS) und die Strafurteilsstatistik (SUS) bis zum 23. Altersjahr. Das BFS analysierte dabei zwei unterschiedliche Datensätze, einerseits eine grosse Gruppe von 95'695 Personen mit Jahrgang 1992 und Schweizer Staatsangehörigkeit oder C-Ausweis, andererseits eine Teilgruppe davon mit 7'428 straffälligen Jugendlichen, die in der JUSUS erfasst sind.
Höheres Rückfallrisiko für Männer
Das Geschlecht der Verurteilten beeinflusst das Verurteilungsrisiko im Erwachsenenalter am stärksten. Die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter verurteilt zu werden, ist bei Männern 5,5-mal höher als bei Frauen. Bei den straffälligen Jugendlichen haben verurteilte Jungen ein beinahe viermal höheres Risiko, im Erwachsenenalter rückfällig zu werden, als verurteilte Mädchen.
Die erste Verurteilung ist massgebend
Eine Verurteilung im Jugendalter beeinflusst den weiteren Verlauf der kriminellen Laufbahn stark. Jugendliche, die mindestens einmal verurteilt wurden, weisen ein fünfmal höheres Risiko auf, im Erwachsenenalter straffällig zu werden, als nicht verurteilte Jugendliche. Bei den verurteilten Jugendlichen steigt die Rückfallrate im Erwachsenenalter mit der Anzahl der Jugendurteile. Die Anzahl der Jugendurteile wirkt sich jedoch weniger stark aus als die Tatsache, ein erstes Mal verurteilt worden zu sein. Beim ersten Jugendurteil steigt also das Risiko, die kriminelle Laufbahn fortzusetzen, am stärksten.
Das Rückfallrisiko wird von weiteren Faktoren beeinflusst
Die in der Studie berücksichtigten Faktoren sind nicht die einzigen, die Einfluss nehmen. Weitere Variablen, beispielsweise soziodemografische Variablen wie das Bildungsniveau, das Wohnviertel und das familiäre Umfeld, dürften sich ebenfalls auf das Risiko, im Erwachsenenalter (wieder) verurteilt zu werden, auswirken. Da diese Variablen in der JUSUS- und SUS-Datenbank nicht enthalten sind, kann ein entsprechender Einfluss nicht untersucht werden.