Internationaler Tag der Gehörlosen - Gleiche Chancen für alle

(Bildquelle: infoticker)

Die meisten gehörlosen Menschen in den Entwicklungsgebieten bleiben von Schule und Beruf ausgeschlossen. Um sie zu fördern, sollten dringend mehr Fachkräfte ausgebildet werden. Dies betont die CBM Christoffel Blindenmission zum Internationalen Tag der Gehörlosen vom 25. September.

Weltweit sind rund 70 Millionen Menschen gehörlos. Drei Viertel von ihnen lebt in den Entwicklungsgebieten, darunter etwa zehn Millionen Kinder. Diese Kinder sind oft vom Schulbesuch ausgeschlossen: Gebärdenkurse und Sonderschulen für hörgeschädigte Kinder sind selten. Und die Integration in Regelschulen scheitert meist an Vorurteilen wie der Auffassung, gehörlos sei gleichbedeutend mit dumm. Ebenso fehlen Fachpersonen wie Audiologen, Sonderpädagogen und Lehrkräfte für Gebärdensprache, die gehörlose Kinder identifizieren und unterstützen können.

Dank Gebärdensprache selbstbestimmt leben

Hansjörg Baltensperger, Geschäftsleiter von CBM Schweiz, fordert deshalb, die Ausbildung von Fachkräften in den Entwicklungsgebieten zu intensivieren - insbesondere im Bereich der Gebärdensprache: "Erlernen gehörlose Menschen die Gebärdensprache, erhöht das ihre Chancen auf ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben. Diese Sprache eröffnet den Menschen den Zugang zu Information, Bildung und Arbeit. Das erlaubt ihnen, auf Augenhöhe mit den Hörenden an der Gesellschaft teilzunehmen." Umso wichtiger ist es darum, dass gehörlose Kinder die Gebärdensprache möglichst früh erlernen und auch deren Umfeld zumindest Basiskenntnisse aufweist.

Potential ausschöpfen

Ein Beispiel dafür ist der 10-jährige Rodrigo Chatari Lopez. Er besucht die Primarschule im Gehörlosenzentrum in Riberalta (Bolivien), das von der CBM Schweiz gefördert wird. Als Rodrigo mit fünf Jahren noch immer nicht sprechen konnte, gelangte er durch den Tipp einer Nachbarin der Familie an das Zentrum. Seitdem hat er immense kognitive und soziale Fortschritte gemacht und kann seine Bedürfnisse nun problemlos kommunizieren.

Auch weil Rodrigos Eltern, die ihn einst bemitleideten und ihn dadurch in seiner eigenen Entwicklung ausbremsten, am Zentrum an einem Gebärdensprachkurs teilgenommen haben. Heute attestieren ihm seine Lehrkräfte ein grosses Potential für die Zukunft.

Bild: Rodrigo Chatari Lopez zuhause mit seiner Mutter. - CBM Schweiz

Die CBM hat neben der Augenmedizin letztes Jahr weltweit 20'000 gehörlose und hörbehinderte Kinder an Schulen unterstützt. Zudem haben CBM-geförderte Kliniken rund 663'000 Ohrenpatienten behandelt und 9'200 Hörhilfen abgegeben. Seit gut einem Jahr führt die CBM Schweiz an ihrem Sitz in Thalwil ein Gebärdensprachtraining für ihre Mitarbeitenden durch.