Milder Dezember in extrem mildem Jahr Der mit 0,6 °C über der Norm 1981−2010 leicht zu milde Dezember beschliesst ein aussergewöhnlich warmes Jahr. Der Dezember ist der zehnte Monat mit überdurchschnittlicher Temperatur im Jahresverlauf 2020. Drei Monate und zwei Jahreszeiten des Jahres 2020 gehören mit ihrer weit überdurchschnittlichen Temperatur zu den vier wärmsten seit Messbeginn 1864 (Abb. 1). Einzig der vergangene Oktober blieb mit -1,2 °C deutlich unter der Norm 1981−2010.
Die umkreisten Zahlen zeigen den Rang seit Messbeginn 1864. Abb. 1: Monats-, Saison- und Jahrestemperatur 2020 als Abweichung zur Norm 1981−2010. Die umkreisten Zahlen zeigen den Rang seit Messbeginn 1864.
Der grosse Schnee Genau auf den meteorologischen Winterbeginn am 1. Dezember brachte eine Kaltfront aus Nordwesten auf der Alpennordseite etwas Schnee bis in tiefe Lagen. Anschliessend flossen bis am 9. Dezember feuchte Luftmassen aus dem Sektor Süd bis Südwest zu den Alpen. Bereits am 2. und 3. Dezember fiel auf der Alpensüdseite etwas Schnee bis auf 400 m hinunter. Auf den 4. Dezember setzten im Süden kräftige Schneefälle ein, die sich später über die Alpen hinweg nach Norden ausdehnten.
Die Alpensüdseite verwandelte sich bis in die tiefsten Lagen in eine Winterlandschaft. Innerhalb von zwei Tagen fielen in Lugano 25 cm Neuschnee. Eine ähnlich hohe 2-Tagessumme gab es hier letztmals im Dezember 2017 mit ebenfalls 25 cm. Letztmals eine höhere Dezember 2-Tagessumme verzeichnete Lugano 2009 mit 27 cm und 1981 mit 28 cm. Der höchste 2-Tages-Dezemberwert in der Messreihe von Lugano stammt vom 14. Dezember 1935 mit 51 cm.
In den Alpen erreichten die 2-Tages-Neuschneesummen vom 4. und 5. Dezember verbreitet 40 cm bis knapp 100 cm Neuschnee. Über einen Meter verzeichneten Airolo mit 116 cm, San Bernardino mit 112 cm und Buffalora mit 114 cm.
Neuschneerekorde in den Alpen Zwei Messstandorte mit über 100-jährigen Messreihen registrierten ungewöhnlich hohe 2-Tages-Neuschneesummen. In Guttannen gab es mit 94 cm einen neuen Dezemberrekord. Die Neuschneedaten reichen hier bis 1876 zurück. Göschenen, mit Daten ab 1901, registrierte eine 2-Tages-Neuschneesumme von 90 cm. Das bedeutet Rang 2 an diesem Standort für den Dezember, nur vier Zentimeter unter dem Dezemberrekord aus dem Jahr 1954 (Abb. 2).
Über 80 cm Neuschnee innerhalb von zwei Tagen fielen in Guttannen im Dezember erst viermal, in Göschenen erst dreimal. Die bisherigen Dezemberereignisse in dieser Grössenordnung liegen in Guttannen mehr als sechs, in Göschenen mehr als fünf Jahrzehnte zurück. Das mag verdeutlichen, wie ungewöhnlich der diesjährige Dezember-Schneefall war.
Sehr hohe 2-Tagessummen für Dezember in den Rängen 1 bis 3 gab es auch an Standorten mit kürzeren Messreihen, wie die nachfolgende Tabelle zeigt. Allerdings ist zu beachten, dass einzelne dieser Messreihen grössere Datenlücken aufweisen.
Messreihen mit einem * beim Messbeginn weisen grössere Datenlücken auf. Tab. 1: Hohe 2-Tages-Neuschneesummen mit Rang 1 bis 3 im Dezember 2020. Messreihen mit einem * beim Messbeginn weisen grössere Datenlücken auf. Mit weiteren Schneefällen stieg die 3-Tages-Neuschneesumme in den Tessiner und Bündner Bergen regional auf 1,2 bis 1,4 m. Anschliessend gab es bis am 9. Dezember vor allem auf der Alpensüdseite hin und wieder schwache Schneefälle, meist aber nicht mehr bis in ganz tiefe Lagen. Unter den etwas milderen Bedingungen verschwand die Schneedecke in den tiefsten Lagen der Alpensüdseite zwischen dem 9. und 11. Dezember. In vielen Gebieten der Alpen hingegen lag die Schneehöhe um den 10. Dezember deutlich über dem langjährigen Durchschnitt (Quelle: SLF Davos).
Regional sehr wenig Sonnenschein Nach dem vorwiegend tiefdruckbestimmten ersten Monatsdrittel mit verbreitet sehr wenig Sonnenschein, folgte bis am 20. Dezember ein Wechsel zwischen Tiefdruck- und Hochdrucklagen. Doch auch mit Hochdruck blieb es auf der Alpennordseite vielerorts sehr trüb, weil oft zäher Nebel oder Hochnebel lag. So gab es in der Nordostschweiz bis am 20. Dezember regional weniger als 5 Stunden Sonnenschein. Welch ein Unterschied zu den Berglagen, die in der gleichen Zeit gebietsweise 50 bis 70 Sonnenstunden erhielten. Auf der Alpensüdseite waren es bis zum 20. Dezember 20 bis 30 Sonnenstunden.
Milde letzte Adventstage Am 21. Dezember leitete eine Warmfront einen Wetterumschwung ein. Anschliessend brachte eine dynamische Westlage bis Heiligabend ausgesprochen milde Atlantikluft zur Schweiz. Im Mittelland und in den Föhntälern wurden Tageshöchstwerte im Bereich von 10 °C bis 15 °C erreicht. Am wärmsten wurde es in der Nordwestschweiz: Basel-Binningen registrierte am 22. Dezember 16,5 °C und Delémont am 23. Dezember 17,2 °C. Die Tagesmittel überstiegen die Normwerte für die Periode 1981−2010 stellenweise um bis zu 11 °C.
Wechsel von Nordwind auf Südföhn Zwischen Weihnachten und dem 28. Dezember vollzog das Wetter über der Schweiz einen markanten Richtungswechsel. Am 25. und 26. Dezember war der Luftdruck nördlich der Alpen zwischen 10 und 12 hPa höher als im Süden, was für stürmischen Nordwind auf der Alpensüdseite sorgte. Die maximale Windspitze am Messstandort auf der Cimetta oberhalb Locarno betrug 113 km/h. Auf dem Monte Generoso wurden 92 km/h gemessen.
Tagsüber gab es dank einem Zwischenhoch etwas Sonne. Es folgte eine sternenklare Nacht auf den 27. Dezember. Sie war bis dahin vielerorts die kälteste Nacht des Jahres. Im Mittelland sanken die Temperaturen auf -4 °C bis -10 °C, in den höher gelegenen Tälern auf -19 °C bis -24 °C. Danach stellte die Strömung im Einfluss eines Tiefs mit Zentrum über Schottland auf Südwest um und brachte am Abend des 27. Dezember stürmischen Südwestwind auf den Jurahöhen mit 100 bis 137 km/h. In Elm und Altdorf wurden Föhnspitzen von 116 km/h und 117 km/h gemessen. Im Verlauf des 28. Dezember liess der Föhnsturm allmählich nach.
Mit dem Föhnsturm im Norden ging ein erneuter Wintereinbruch im Süden einher. Am 28. Dezember erhielt die Südschweiz noch einmal 15 bis 30 cm Neuschnee. In Bezug auf die monatliche Niederschlagsmenge zeigte sich im vergangenen Dezember im Tessin und in den südöstlichen Alpen ein anderes Bild als in der West- und Nordwestschweiz (Abb. 3). An einigen Stationen im Mittel- und Südtessin fiel insgesamt mehr als das Doppelte des Normniederschlags. Im Engadin und im Val Müstair waren es 250 % der Norm und mehr. Demgegenüber blieben die Dezemberniederschläge in der West- und Nordwestschweiz weitgehend unter oder im Bereich der Norm 1981−2010.
Mit Ausnahme einzelner Gebiete wurden ausserdem in der ganzen Schweiz bis zum 29. Dezember kaum mehr als 75 % des normalen Sonnenscheins gemessen, auf der Alpensüdseite weniger als die Hälfte. In Lugano und Locarno-Monti wird dieser Monat voraussichtlich der deutlich sonnenärmste Dezember seit 1961 mit weniger als 50 Sonnenstunden an beiden Standorten.
Der definitive Bericht zum Dezember 2020 ist ab dem 13. Januar 2021 in der Rubrik Klimaberichte verfügbar.