Am 1. Juli 2017 demonstrierten 500 Personen in Bern gegen Speziesismus, die Diskriminierung einzig aufgrund der Artzugehörigkeit. Der Höhepunkt der Demonstration war ein Manifest, das auf dem Rathausplatz vor dem Stadtparlament verlesen wurde. Das Manifest fordert das Ende aller Tierausbeutung und Grundrechte für Tiere. "Tiere brauchen nicht einfach mehr Stroh oder etwas mehr Platz", sagt Tobias Sennhauser, Präsident Tier im Fokus (TIF), "sondern ein Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit."
TIF emanzipiert sich damit vom traditionellen Tierschutz. "Tiere sind nicht für uns da, sondern sie gehören sich selbst", sagt Sennhauser. Das Tierschutzgesetz schütze die Tiere nicht, es zementiere vielmehr ihre Ausbeutung. "Um die Tiere zu schützen, brauchen sie Rechte", so Sennhauser. Nur so könnten sie von der Herrschaft des Menschen befreit werden.
Teil einer sozialen Bewegung
Mit dem Manifest will TIF zeigen, dass sie sich als Teil einer sozialen Bewegung versteht - der Tierrechtsbewegung. Diese würde oft auf eine Frage der Ernährung reduziert. "Uns geht es nicht um die Zutatenliste von Convenience-Produkten, sondern um soziale Gerechtigkeit", meint Sennhauser. Umgekehrt sei der Veganismus mehr als eine Ernährung, nämlich eine Lebenseinstellung, die Tieren mit Respekt begegnet.
Zudem will TIF mit dem Manifest auf die teils menschenverachtenden Tendenzen in der Tierrechtsbewegung reagieren. "Wenn ein Stierkämpfer stirbt, freuen sich viele darüber", so Sennhauser. Der Stierkämpfer verdiene vielleicht kein Mitleid, wohl aber den gleichen Respekt wie jeder andere Mensch auch. "Für uns sind Menschenrechte nicht verhandelbar. Für Tierrechte kämpfen wir", sagt Sennhauser.
Ebenso seien Mäster und Metzgerinnen keine schlechte Menschen. Für Sennhauser stecken die BäuerInnen und ihre Nutztiere im gleichen Boot. "Sie beide sind Opfer eines Systems, das von den Grossverteilern dominiert wird." Während Migros und Coop immer weiter wachsen, würden jährlich 900 BäuerInnen zur Aufgabe gezwungen.
Persönlichkeiten interessiert
Zum Manifest hat TIF eine dreisprachige Website (www.tierbefreiungsmanifest.ch) aufgeschaltet, wo man es unterzeichnen kann. Innert weniger Tage haben das Manifest bereits hunderte Personen unterzeichnet, darunter auch renommierte Persönlichkeiten aus aller Welt. "Es ist uns gelungen, bekannte Persönlichkeiten für das Manifest zu gewinnen", so Sennhauser. Darunter der australische Ex-Banker Philip Wollen, der amerikanische Forscher Mark Bekoff, die deutsche Publizistin Friederike Schmitz sowie der österreichische Aktivist und Obmann des Verein gegen Tierfabriken (Ö) Martin Balluch.
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