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Sehr warmes Jahr mit zwei sommerlichen Hitzewellen

Blick in Richtung Zürich am 1.Juli 2019.
Blick in Richtung Zürich am 1.Juli 2019. (Bildquelle: TickerMedia)

Die Schweiz registrierte das fünftwärmste Jahr seit Messbeginn 1864. Zehn Monate waren wärmer als die Norm 1981−2010, drei davon erreichten Werte im extremen Bereich. Der Sommer war landesweit der drittwärmste, der Herbst der sechstwärmste seit Messbeginn. Deutlich unterdurchschnittliche Monatstemperaturen brachten der Januar und der Mai. Dank des sehr sonnigen Sommers gehört das Jahr 2019 auf der Alpennordseite zu den zehn sonnigsten seit Messbeginn vor über 100 Jahren.

Nach den aktuellen Berechnungen bis zum Jahresende erreicht die landesweite Jahrestemperatur mit 6,5 °C den fünfthöchsten Wert seit Messbeginn 1864. Die fünf wärmsten Jahre wurden alle nach dem Jahr 2010 registriert. Es waren neben dem aktuellen Jahr die Jahre 2011 mit 6,6 °C, 2014 mit 6,5 °C, 2015 mit 6,6 °C und 2018 mit dem Rekordwert von 6,9 °C.

Diese fünf extremen Jahre liegen 1 °C oder mehr über den Wärmerekorden vor 1980. Der massive Wärmeschub ab 2010 ist der zweite seiner Art in den letzten 30 Jahren. Den ersten erlebte die Schweiz während der 1990-er Jahre. Von der vorindustriellen Periode 1871−1900 bis zur jüngsten 30-Jahresperiode 1990−2019 stieg die Jahrestemperatur im schweizweiten Mittel um rund 2 °C an.

Extrem milder Winter 2018/19 im Süden

Die Alpensüdseite registrierte in den Tieflagen den zweitmildesten Winter seit Messbeginn 1864. Die Winter­temperatur von Dezember bis Februar stieg 2 °C über die Norm 1981‒2010. Der Rekordwinter 2007 war mit 2,2 °C über der Norm nur geringfügig milder. Vor allem der Januar und der Februar 2019 waren massiv milder als die Norm. Lugano verzeichnete mit knapp 2 °C über der Norm den viertmildesten Januar, Locarno-Monti mit knapp 3 °C über der Norm den drittmildesten Februar seit Messbeginn.

Einen wesentlichen Beitrag zur grosser Winterwärme auf der Alpensüdseite leistete der häufige Nordföhn. Der Winter blieb auf der Alpensüdseite als Folge des häufigen Nordföhns auch ausgesprochen niederschlagsarm. In einigen Gebieten erreichten die Niederschlagssummen nur 30 bis 40 % der Norm.

Kalt und warm in den Bergen

In den übrigen Gebieten der Schweiz gehörte der Winter 2018/19 meist nicht zu den zehn mildesten seit Messbeginn. In den Bergen brachte der Winter massive Temperaturwechsel. Nach einem milden Dezember registrierten die Berglagen oberhalb 1000 m den kältesten Januar seit mehr als 30 Jahren. Anschliessend sprang die Bergtemperatur gebietsweise auf den zweit- bis fünftmildesten Februarwert seit Messbeginn.

Viel Schnee in den Ostalpen

Das anhaltend lebhafte Westwindregime brachte, abgesehen vom Süden, verbreitet überdurchschnittliche winterliche Niederschlagsmengen. Die grössten Niederschlagsüberschüsse mit entsprechend guten Schneeverhältnissen verzeichneten die Ostalpen mit 170 bis 200 % der Norm 1981–2010. Als Folge der grossen Neuschneemengen herrschte im Januar regional grosse Lawinengefahr und die Zugänge zu einzelnen Alpentälern waren vorübergehend unterbrochen.

Sonniger Winter

Der Winter 2018/19 bescherte der ganzen Schweiz eine überdurchschnittliche Sonnenscheindauer. Sehr sonnig zeigte sich vor allem der Februar mit anhaltendem Schönwetter in der zweiten Monatshälfte. Basel und Genf registrierten den sonnigsten Februar seit Messbeginn. Damit wurde der Winter nördlich der Alpen gebietsweise zum dritt- bis fünftsonnigsten seit Messbeginn vor über 100 Jahren.

Durchschnittliche Frühlingstemperatur

Die Frühlingstemperatur 2019 lag im landesweiten Mittel im Bereich der Norm 1981‒2010. Auf der Alpensüdseite wurde die Norm um rund ein halbes Grad überschritten, während in den Bergen regional leicht unterdurchschnittliche Werte registriert wurden. So wie die Temperatur bewegte sich auch die Sonnenscheindauer verbreitet im Bereich der Norm 1981‒2010.

Regional nasser Frühling

Der Frühling lieferte in weiten Teilen der Schweiz unterdurchschnittliche Niederschlagssummen. Regional fielen hingegen grosse Mengen. Die Zentral- und Ostalpen erhielten gebietsweise 150 bis 200 % der Norm 1981‒2010. Lokal wurde einer der niederschlagsreichsten Frühlinge seit Messbeginn registriert. Auf dem Weissfluhjoch fiel mit 577 mm knapp 100 mm mehr Niederschlag als im bisherigen Rekordfrühling 1978. Die Messreihe Weissfluhjoch reicht bis 1959 zurück.

Grosse Niederschlagsmengen gab es vor allem im April auf der Alpensüdseite, in Graubünden, in den Zentralalpen und im Oberwallis mit verbreitet 130 bis 200 %, lokal auch mit über 200 % der Norm 1981‒2010. Lokal fielen dabei Rekordschneemengen für den Monat April.

Bergwinter im Sommer

Regelmässige Neuschneefälle und ein ungewöhnlich kühler Mai konservierte die alpine Schneedecke auf hochwinterlichem Niveau. Am Übergang vom meteorologischen Frühling zum meteorologischen Sommer lagen auf dem Weissfluhjoch in 2540 m Höhe rund 2,7 m Schnee, ein neuer Rekord für die Jahreszeit. Die Sommerwärme liess die Schneedecke anschliessend rasch schmelzen. Im ersten Julidrittel war das Weissfluhjoch schneefrei, was etwa der Norm entspricht.

Obligate extreme Sommerwärme

Extrem warme Sommer sind in der Schweiz in den letzten paar Jahren zum Standard geworden. Der Sommer 2019 machte hier als drittwärmster seit Messbeginn 1864 keine Ausnahme. Er lieferte im landesweiten Mittel eine Temperatur von 15,5 °C. Die Sommerwärme 2019 ist in guter Gesellschaft mit den letzten ähnlich warmen Sommern 2018, 2017 und 2015, welche landesweit zwischen 15,2 °C und 15,6 °C brachten. Wesentlich wärmer zeigte sich bisher nur der legendäre Hitzesommer 2003 mit einem landesweiten Mittel von 16,9 °C. Von der vorindustriellen Periode 1871−1900 bis zur jüngsten 30-Jahresperiode 1990−2019 stieg die Sommertemperatur im schweizweiten Mittel um rund 2 °C an.

Die sommerliche Wärme kulminierte in den Monaten Juni und im Juli. Mit einem landesweiten Mittel von 15,2 °C war es der zweitwärmste Juni seit Messbeginn 1864, zusammen mit dem Juni 2017. Massiv mehr Wärme lieferte einzig der Juni 2003 mit 17,3 °C.

Auf den zweitwärmsten Juni folgte der sechstwärmste Juli seit Messbeginn. Im landesweiten Mittel stieg er auf 16,2 °C. Gleich warm war auch der Juli 2018, unwesentlich wärmer zeigte sich der Juli 1994. Mehr Wärme brachten nur die Julimonate 2015, 2006 und 1983 mit Werten zwischen 17,4 °C und 17,8 °C.

Mehr lange Hitzewellen

Die anhaltende Wärme im Juni und Juli mündete in zwei längere Hitzewellen mit einem täglichen Temperaturmaximum von mindestens 30 °C. Auf der Alpennordseite dauerte die Hitzewelle gegen Ende Juni sieben bis acht Tage, auf der Alpensüdseite neun bis zehn Tage. Die Hitzewelle gegen Ende Juli dauerte in der Nordwest- und Nordostschweiz fünf Tage oder weniger, in der Westschweiz sieben bis acht Tage. Auf der Alpensüdseite waren es sechs Tage.

Lange Hitzewellen mit einem täglichen Temperaturmaximum von mindestens 30 °C sind in der Schweiz häufiger geworden. Besonders markant kommt dies auf der Alpensüdseite zum Ausdruck. Am Messstandort Lugano sind Hitzewellen von neun oder mehr Tagen in den letzten 20 Jahren alle vier bis fünf Jahre aufgetreten. Vor dem Jahr 2000 gab es in Lugano über Jahrzehnte hinweg keine derartige Dauerhitze.

Viel Sonnenschein und ausreichend Niederschlag

Extreme Sommerwärme und viel Sonnenschein gehen Hand in Hand. Die sommerliche Sonnenscheindauer erreichte in den meisten Regionen über 120 % der Norm 1981‒2010. Sehr sonnig präsentierte sich der extrem warme Juni. Nördlich der Alpen gab es Werte bis 150 %, in den Alpen bis 180 % und auf der Alpensüdseite bis 130 % der Norm 1981−2010. In einzelnen Regionen der Schweiz war es der sonnigste Juni in den seit 1959 homogen verfügbaren Messreihen. Scuol im Unterengadin verzeichnete mit dem Juni 2019 den sonnigsten Monat überhaupt in der 60-jährigen Messreihe.

Im Gegensatz zum extrem warmen und extrem trockenen Sommer des Vorjahres erhielten in diesem Sommer viele Gebiete der Schweiz ausreichend Niederschlag. Die Mengen bewegten sich verbreitet zwischen 80 und 100 % der Norm 1981‒2010. Im Wallis und im Tessin gab es lokal auch Werte zwischen 120 und 140 % der Norm.

Sehr milder Herbst

Nach dem drittwärmsten Sommer registrierte die Schweiz den sechstwärmsten Herbst seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel lag die Herbsttemperatur bei 7,1 °C oder 1,1 °C über der Norm 1981−2010. Zur hohen Herbsttemperatur hat insbesondere der extrem milde Oktober beigetragen. Im landesweiten Mittel war es der fünftwärmste Oktober seit Messbeginn 1864. In einzelnen Föhntälern der Alpennordseite wurde der mildeste oder zweitmildeste Oktober seit Messbeginn aufgezeichnet.

Nasser Herbst im Süden

In der Schweiz zeigte sich der September generell niederschlagsarm und der Oktober generell niederschlagsreich. Viel Niederschlag in kurzer Zeit fiel auf der Alpensüdseite kurz nach der Oktobermitte. Bei hoch liegender Schneefallgrenze liess das viele Wasser den Lago Maggiore schnell ansteigen. Der Seepegel blieb aber unter der Hochwassergrenze. Im November erhielt die Alpensüdseite erneut grosse Niederschlagsmengen. Alle drei Herbstmonate zusammen lieferten hier knapp 150 % der Norm 1981−2010. Nördlich der Alpen lagen die Herbstniederschläge im normalen Bereich.

Fulminanter Winterbeginn am Alpensüdhang

Mit dem vielen Niederschlag und sinkender Schneefallgrenze im November gab es in höheren Lagen des Alpensüdhangs erhebliche Neuschneemengen. Regional summierte sich der Neuschnee zu neuen November Rekorden. Am Messstandort Segl-Maria mit der längsten Schneemessreihe am Alpensüdhang − Messbeginn war 1864 − gab es die Rekordsumme von 220 cm. In den letzten 100 Jahren lagen die November Neuschneesummen in Segl-Maria mindestens 40 cm tiefer als aktuell. Vor 1920 verzeichneten drei November Neuschneesummen um 200 cm.

Gegen Mitte Dezember 2019 lagen im Alpenraum in mittleren Höhenlagen verbreitet überdurchschnittliche Schneehöhen. Am östlichen Alpennordhang und in Mittelbünden bewegten sich die Werte im durchschnittlichen oder leicht unterdurchschnittlichen Bereich (Quelle: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF).

Jahresbilanz

Die Jahrestemperatur 2019 stieg in den meisten Gebieten der Schweiz 0,8 bis 1,2 °C über die Norm 1981–2010. Im Engadin lagen die Werte 0,5 bis 0,7 °C und im mittleren und südlichen Tessin lokal 1,3 bis 1,4 °C über der Norm. Im landesweiten Mittel registrierte die Schweiz eine Jahrestemperatur von 1.1 Grad über der Norm 1981–2010 und damit das fünftwärmste Jahr seit Messbeginn 1864.

Die Jahresniederschläge 2019 erreichten verbreitet 80 bis knapp 100 % der Norm 1981–2010. Gebietsweise gab es weniger als 80 % der Norm 1981–2010, so in der Region Genf, in der Nordwestschweiz, im zentralen Mittelland und von den südlichen Walliser Alpen zu den Berner Alpen. Vom Oberwallis über das Nordtessin und das Gotthardgebiet bis nach Graubünden sowie am östlichen Alpennordhang lagen die Niederschlagsmengen meist zwischen 100 und 120 % der Norm.

Die Jahressumme 2019 der Sonnenscheindauer bewegte sich nördlich der Alpen zwischen 110 und 120 % der Norm 1981–2010. In den Alpen und auf der Alpensüdseite gab es 100 bis 110 % der Norm. In Genf und Basel gehört das Jahr 2019 zu den zehn sonnigsten seit Messbeginn vor über 100 Jahren.