Sexuelle Belästigungen gehören auch in Australiens Theater- und Konzerthäusern zum traurigen Alltag. Zu diesem Schluss kommt eine jüngst veröffentlichte Umfrage der Media Entertainment und Arts Alliance MEAA unter 1'124 Branchen-Akteuren. Die Interessenvertretung der australischen Bühnenschaffenden entlockte den Befragten, darunter Darsteller, Techniker und weitere Mitarbeiter, dass bereits 14 Prozent von ihnen zu Opfern sexueller Übergriffe geworden sind.
Zwei Drittel bereits genötigt
40 Prozent der Befragten gaben zu Protokoll, im Bühnenumfeld schon sexuell belästigt worden zu sein. Davon nannten elf Prozent körperliche Angriffe und zehn Prozent bezeichneten sich als Stalking-Opfer. Gar 62 Prozent aller Befragten sahen sich bereits von Kollegen genötigt und eingeschüchtert. Die MEAA spricht angesichts der Ergebnisse von einer eindeutigen Beweislage und sieht Handlungsbedarf in der Branche, um die Situation zu verbessern.
80 Prozent der Umfrage-Teilnehmer haben fünf Jahre oder länger in der Bühnenkunst gearbeitet, 66 Prozent waren Frauen. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 36 Jahren. Die Studie hat ergeben, dass 53 Prozent der Opfer und 60 Prozent der Zeugen solche Vorfälle verschwiegen haben, was offenbar in vielen Fällen mit Scham und Ängsten der Betroffenen zu tun hat. Diejenigen, die anschließend doch davon berichteten, zeigten sich unzufrieden mit dem Umgang damit, in der Hälfte der Fälle habe sich die Lage für sie sogar verschlimmert.
#MeToo globales Phänomen
Nach Hollywood-Fällen, allen voran den Vorwürfen an den Produzenten Harvey Weinstein sowie Vorfällen in der Modewelt, sind die Betroffenen australischer Bühnen mit ihrem Problem in ebenso trauriger wie prominenter Gesellschaft. Als Reaktion auf den Weinstein-Skandal ging ab Oktober weltweit die Social-Media-Kampagne #MeToo viral, in der sich bereits mehrere Millionen Frauen als Opfer sexueller Übergriffe und Belästigung geoutet haben.
Artikelfoto: Wounds_and_Cracks (CC0 Creative Commons)