Sexting kann zwar zum erfüllteren Sex führen, aber auch eine Beziehung schädigen, wie eine Studie der University of Alberta zeigt. Wenn entsprechende Inhalte mehrmals pro Woche oder sogar täglich verschickt werden, kann das die sexuelle Zufriedenheit steigern. Andere Aspekte einer romantischen Partnerschaft wie Streitanfälligkeit, Bindungsstärke oder Sicherheitsgefühl werden dadurch allerdings in Mitleidenschaft gezogen.
Von Nicht-Sexter bis Hyper-Sexter
"Sexting scheint keine Eigenschaft einer gesunden Beziehung zu sein", erklärt Adam Galovan, leitender Studienautor vom Department of Human Ecology der University of Alberta. Das ein derartiges Verhalten das Sexleben "aufpeppen" könne, sei aber durchwegs ein interessantes Ergebnis. "Meine Interpretation dazu ist die, das Sexting-Nutzer sich einfach mehr auf den sexuellen Teil ihrer Beziehung fokussieren als Nicht-Sexter, dafür aber andere wichtige Bereiche eher vernachlässigen oder als nicht so wichtig erachten", meint Galovan.
Die Wissenschaftler unterscheiden vier verschiedene Typen von "Sextern": Nicht-Sexter, Sexter, die nur Wortmeldungen verschicken, regelmäßige Sexter und Hyper-Sexter. Die grösste Nutzergruppe fiel dabei auf die Nicht-Sexter, die 71,5 Prozent der erfassten Personen stellten.
"Die regelmässigen Sexter und Hyper-Sexter, die mindestens drei oder vier Nachrichten pro Woche beziehungsweise mindestens eine am Tag verschicken, fühlen sich in ihrer Beziehung eher unsicher. Sie berichten von einem erhöhten Streitpotenzial und niedrigeren Bindungsleveln zu ihrem Partner. Ausserdem neigen sie dazu, Pornos anzusehen und sich übermässig viel in sozialen Medien zur Schau zu stellen", so der Forscher.
"Müssen lernen, Handy aus der Hand zu legen"
Interessant ist, dass sowohl die regelmässigen als auch die Hyper-Sexter angeben, in ihrer Beziehung einen "hohen Grad an technologischer Beeinträchtigung" zu verspüren. "Das bedeutet, dass die Betreffenden das Schreiben von Nachrichten oder E-Mails während persönlichen Gesprächen, gemeinsamen Essen oder in der Freizeit mit ihrem Partner als störend empfinden", erläutert Galovan. Das würde auch erklären, warum beide Gruppen bei anderen wichtigen Beziehungsaspekten so schlecht abschneiden, ist der Experte überzeugt.
"Viele sind es gewohnt, dass ihre Bedürfnisse sofort befriedigt werden. Eine gute Beziehung zeichnet sich aber gerade dadurch aus, dass man auch etwas dafür tun muss, um dieses Ziel zu erreichen. Die Häufig- und Viel-Sexter wollen dieses Ziel - eine gute Beziehung - erreichen, ohne etwas in die Zeit mit ihrem Partner zu investieren. Sie müssen lernen, ihr Handy aus der Hand zu legen und wieder eine gute, altmodische Konversation zu führen", rät Galovan.
Artikelfoto: Pro Juventute (CC BY 2.0)