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Sinus 2020 - Innerorts gehen Unfälle weniger stark zurück

Sinus – «Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr» – ist eine jährliche Publikation der BFU und des Fonds für Verkehrssicherheit FVS (Symbolbild)
Sinus – «Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr» – ist eine jährliche Publikation der BFU und des Fonds für Verkehrssicherheit FVS (Symbolbild) (Bildquelle: polizeiticker.ch - (Symbolbild))

Fast zwei Drittel aller Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten oder Getöteten sind letztes Jahr auf Innerortsstrassen passiert. Zwar sank die Zahl der schweren Personenschäden innerorts in den letzten zehn Jahren um 20 %, doch dieser Rückgang fällt geringer aus als ausserorts und auf Autobahnen.

In Städten und Dörfern waren mehr als 80 % der Schwerverletzten und Getöteten zu Fuss, mit dem Töff, Velo oder E-Bike unterwegs. Diese und viele weitere Erkenntnisse bietet die BFU-Publikation «Sinus 2020» – das statistische Referenzwerk für Strassensicherheitsfachleute.

Im Jahr 2019 sind in der Schweiz 3826 Personen bei Verkehrsunfällen schwer verletzt oder getötet worden. Innert zehn Jahren ist diese Zahl um ein Viertel zurückgegangen, allerdings variiert dieser Rückgang je nach Art der Strasse – dies zeigt eine Analyse, die in der neuen Publikation «Sinus 2020» der BFU zu lesen ist. Am meisten von sinkenden Unfallzahlen profitiert haben die Verkehrsteilnehmenden ausserorts (–31 %) und auf Autobahnen (–32 %). Dagegen sank die Anzahl schwer verletzter oder getöteter Personen innerorts «nur» um 20 %.

Der Hauptgrund für diesen Unterschied: Innerorts sind die Opfer schwerer Unfälle meist Personen, die einen Töff, ein Velo oder ein E-Bike fuhren oder zu Fuss unterwegs waren. Nur noch 10 % der in Städten und Dörfern schwer verletzten oder getöteten Verkehrsteilnehmenden sind Automobilistinnen und Automobilisten. Vor zehn Jahren betrug ihr Anteil noch 17 %.

Die Anteile der innerorts schwer verletzten oder getöteten Personen, die sich zu Fuss, mit dem Velo oder dem Töff fortbewegen, sind nahezu identisch, mit jeweils rund einem Viertel – diese Anteile haben sich im letzten Jahrzehnt kaum verändert.

Dem Rückgang bei den schwer verunfallten Autofahrerinnen und Autofahrern steht allerdings ein starker Anstieg bei einer relativ neuen Gruppe gegenüber: den E-Bike-Fahrerinnen und E-Bike-Fahrern. Somit bestätigt sich, wovon die BFU seit Längerem ausgeht: Der Langsamverkehr wird punkto Verkehrssicherheit zunehmend zum Problembereich.

Starker Einfluss der Geschwindigkeit auf die Letalität Auf Autobahnen ist Unaufmerksamkeit/Ablenkung die häufigste Hauptursache für schwere Unfälle, ausserorts ist es Geschwindigkeit. Innerorts hingegen sind schwere Unfälle vorrangig auf Vortrittsmissachtungen zurückzuführen. Die gefahrene Geschwindigkeit ist entscheidend für Häufigkeit und Schwere von Unfällen.

Dieser Zusammenhang zeigt sich auch beim Vergleich des Unfallgeschehens bei verschiedenen Temporegimes: So ist etwa das Sterberisiko (Anzahl Tote pro 10 000 Verletzte) für Fussgängerinnen und Fussgänger, die in einem Tempo-50-Gebiet verunfallen, 1,3-mal höher als in einer Tempo-30-Zone.

Für Velofahrerinnen und Velofahrer ist der Unterschied sogar noch grösser: Ihr Sterberisiko ist auf 50 km/h-Abschnitten mehr als doppelt so hoch wie dort, wo Tempo 30 gilt.

Zahl der schweren Unfälle weiter reduzieren Der «Sinus 2020» zeigt: Die Entwicklung der Unfallzahlen geht in die richtige Richtung – die Massnahmen der Unfallprävention greifen. Die BFU ist überzeugt, dass sich das Ziel erreichen lässt, welches das Bundesamt für Strassen ASTRA für die Schweiz definiert hat: die Zahl der tödlich verunfallten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer bis 2030 auf 100 und jene der schwer verletzten auf 2500 zu reduzieren.

Damit dies gelingt, braucht es gezielte und langfristige Massnahmen auf verschiedenen Ebenen. So müssen unter anderem der Strassenraum fortlaufend besser gestaltet, intelligente Fahrtechnologien gefördert und die Fahrausbildung weiterentwickelt werden.