So bleiben die Giraffen im Zolli gesund

(Bildquelle: infoticker)

Für alle Tierarten im Zoo Basel gibt es individuelle Futterpläne, es werden Beschäftigungsprogramme geboten, und einige Tierarten müssen sogar regelmässig auf die Waage. Auch die Giraffen bleiben dank ausgewogener Ernährung, Training und Gewichtskontrolle in Form.

Den Tieren im Zoo Basel werden optimale Haltungsbedingungen geboten. Das ist gerade bei Arten, die nicht in unseren Breitengraden heimisch sind, mit erheblichem Aufwand verbunden. Manche von ihnen müssen regelmässig auf die Waage. Ist beispielsweise das Fell sehr dick, lässt sich der Nährzustand eines Tieres ohne Berührung nur schwer beurteilen.

Viele Tierarten sind ausserdem regelrechte Nahrungsspezialisten: Die Giraffe braucht - als Laubfresser - einen völlig anderen Speiseplan als eine Rappenantilope oder Bison. Leider gibt es in unseren Klimazonen im Herbst und Winter kein Laub, es muss im Frühjahr und Sommer aufwändig konserviert werden.

Nur das Beste ist gut genug

Auf dem Speiseplan der Giraffen steht im Winter unter anderem eine aus Laub hergestellte Silage. Giraffen mögen die Blattsilage sehr gerne. Blätterfressende Wiederkäuer können das Eiweiss in Blättern besser verwerten als jenes in Gras. Bereits im Juni zupfen deshalb freiwillige Helfer tagelang Blätter, damit im Herbst die würzige Silage bereitsteht. Dieses Jahr wurde über eine Tonne Blattsilage hergestellt.

Für die empfindlichen Giraffen ist sowieso nur das Beste gut genug: Heu der Luzerne - das ist eine Kleeart - von erlesener Qualität importiert der Zoo eigens aus Spanien und in Zusammenarbeit mit einer lokalen Futtermühle hat der Zoo Basel spezielle Pellets für Blattfresser entwickelt, ganz nach dem Geschmack der Giraffen. Zudem werden auch ganze Laubzweige eingefroren.

Wie bei allen Pflanzenfressern muss man bei der Futterumstellung von frischer auf konservierte Nahrung im Herbst besonders sorgsam vorgehen. Über mehrere Tage hinweg wird schrittweise das Futter gewechselt. So können sich die Bakterien im Magen-Darm-Trakt langsam anpassen, und schwere Verdauungsstörungen, wie man sie früher kannte, sind heute Geschichte.

Hier kommt keine Langeweile auf

Wichtig ist im Giraffenalltag ist nicht nur, was es zu Futtern gibt, sondern auch wie. In der Natur haben Giraffen den ganzen Tag zu tun: Sie zupfen mit ihrer langen Zunge stundenlang Blätter von den Bäumen. Wird das Futter auf einem Haufen angeboten, fressen viele Giraffen direkt mit dem Maul und ihre Zunge ist sozusagen unterbeschäftigt.

Deshalb müssen die Giraffen im Zoo Basel die Laubsilage mit der Zunge aus mit Löchern versehenen Futterkugeln angeln. Um das Herausfischen zu erschweren, befinden sich in den Futterkugeln zusätzlich Holzkugeln.

Die Futterkugeln selber sind durchsichtig, sodass die Besucher die eindrückliche 50 Zentimeter lange Zunge in Aktion beobachten können. Bei den Futterkrippen sind aus demselben Grund eigens für die Giraffen die Abstände zwischen den Stäben verringert worden. Und natürlich werden regelmässig auch Äste mit Laub serviert, damit es der Giraffenzunge nicht langweilig wird.

Giraffen im Training

Giraffentraining steht ebenfalls auf dem Programm: Die Tiere lernen, das Target (einen Stab mit einem Ball am einen Ende) zu berühren. So kann die Giraffe - beispielsweise vor einer Narkose, für eine Untersuchung oder für eine Behandlung mit Augentropfen - in eine passende Position dirigiert werden.

Auch der regelmässige Gang auf die Waage hat medizinische Gründe: Ist das Gewicht des Tieres bekannt, kann das Tierarzt-Team Medikamente genau dosieren, z.B. für Narkosen, Entwurmungen oder bei Halsweh (auch das gibt's bei Giraffen). Ausserdem lässt sich dank der Waage das Wachstum der Jungtiere oder der Verlauf einer Trächtigkeit verfolgen.

Unerwartete Entwicklung

So durchdacht der Giraffenalltag im Zoo Basel auch ist, manchmal kommt alles ganz anders als erwartet: Kianga (8) liess ihren im Juli geborenen Sohn Osei nach nur rund drei Monaten immer seltener trinken. In solchen Fällen muss man das Junge noch genauer beobachten als sonst.

Nimmt es wie Osei trotzdem zu und verändert sich die Konsistenz und Farbe des Kots, trinkt das Junge wohl nicht nur Milch, sondern frisst bereits Raufutter. Osei trinkt mittlerweile gar nicht mehr bei seiner Mutter, was sonst erst im Alter von sechs bis acht Monaten der Fall ist, und es geht ihm sehr gut dabei. 

Artikelfotos: Zoo Basel