Wer in der Schweiz den Führerschein machen möchte, muss zwangsläufig auch den Nothelferkurs absolvieren. Zumindest momentan noch. Das könnte aber bald schon Geschichte sein. Die Strassenverkehrsämter zweifeln gemäss "SRF" am Nutzen der Nothilfe-Schulung.
Vor 35 Jahren lag die Anzahl Verkehrstote auf den Schweizer Strassen noch bei 1'076 Menschen. Im vergangenen Jahr starben hingegen "nur" noch 216 Personen (wir berichteten). Das ist rund ein Fünftel weniger.
Dieser grosse Rückgang soll einer der Gründe sein, warum die Strassenverkehrsämter der Meinung sind, das Nothelfer-Obligatorium für die Fahrprüfung sei nicht mehr zeitgemäss.
"Unfallrisiko heutzutage im Privatleben viel höher"
Auf Anfrage von "SRF" erläuterte Sven Britschgi, Mediensprecher des Verbands der kantonalen Strassenverkehrsämter: "Das Risiko ist heute viel höher, einen Unfall oder medizinischen Zwischenfall im Verein, im Sport oder im Privatleben zu haben als auf der Strasse." Zudem seien die geübten Rettungskräfte im Falle eines Unglücks auf der Strasse dank dem Handy viel schneller vor Ort als früher.
Gemäss den Strassenverkehrsämtern soll sich die neue Fahrausbildung auf das Wesentliche konzentrieren. Nämlich auf das Fahren. "Es ist an der Zeit, die Ausbildung anzuschauen und sie auch einmal von etwas zu entlasten", so Britschgi. Darum soll das Erste-Hilfe-Wissen fortan nicht mehr praktisch geprobt werden, sondern möglicherweise noch Bestandteil der Theorieprüfung sein. Das fordern zumindest die Strassenverkehrsämter.
Laut bfu "falscher Ansatz"
Für die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) ist der Ansatz völlig falsch. Vor allem der praktische Teil sei eminent wichtig, findet Marc Bächler, Sprecher der bfu. "Es zeigt sich, dass der Erinnerungseffekt mit praktischen Übungen immer noch am höchsten ist und so mehr vom Gelernten im Gedächtnis bleibt", so seine Erklärung gegenüber "SRF".
Die sinkende Zahl der Unfalltoten sei natürlich eine erfreuliche Tatsache, findet Bächler, doch er mahnt: "Dennoch ist immer noch jedes Todesopfer im Strassenverkehr zu viel. Deswegen ist es gut, wenn Autofahrende wissen, wie sie sich zu verhalten haben." Nur schon, wenn es darum gehe, die Rettungskette zu starten oder einen Unfallort zu sichern.
Artikelfoto: succo (CC0 Public Domain)